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Ich kenne dich

Ich kenne dich

Titel: Ich kenne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenn Ashworth
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»Meine Kinder spielen oft in diesem Park. Ich gehe dort mit dem Hund spazieren. Was ich wissen will, ist, wie lange hat er schon dort gelegen und wie lange dauert es noch, bis er weggeschafft wird?«
    »Die Spezialisten sind gerade dabei, Paul«, erwidert Terry. Sein linker Nasenflügel bebt. »Tatsächlich wird er gerade weggeschafft , während wir uns unterhalten, und ich werde den Leuten persönlich Ihren Dank übermitteln für ihre ausgezeichnete Arbeit heute Nacht. Die Gerichtsmedizin ist höchstwahrscheinlich die unsichtbarste und meistunterschätzte Abteilung der Polizei, und ich bin mir sicher, dass die Männer es zu würdigen wissen, dass Sie an sie denken in diesem Moment.«
    Er seufzt, zu erkennbar, und liest wieder die Nummer am unteren Bildrand vor. »Vergessen Sie nicht«, sagt er, »Sie sind zwar alle aufgefordert, uns Ihre Meinung kundzutun, aber wir sind vor allem an denen unter Ihnen interessiert, die den Verstorbenen persönlich gekannt haben. Jene, die etwas erzählen können darüber, was er in diesem Wald gemacht haben könnte, in dem er starb.«
    Paul spricht immer noch.
    Abrupt wechselt das Bild zurück ins Studio. Fiona sitzt dort – sie macht eine Doppelschicht, sieht aber noch genauso frisch aus wie gestern Nachmittag, als sie aus der Maske kam. Jedes Haar ist an seinem Platz, und ihre Augen strahlen wie immer. Sie lächelt, und ihr Lächeln ist perfekt und blendet.
    »Später«, sagt sie in warmem Ton, »werden wir mit dem Leiter der gerichtsmedizinischen Abteilung im Krankenhaus sprechen. Das ist CSI im wirklichen Leben, und wir liefern Ihnen die Fakten in kurzen, verständlichen Worten.« Sie blinzelt leicht, ihre Hand geht hoch ans Ohr. Ich wette, Terry oder einer seiner Lakaien brüllt sie gerade an. »Aber zunächst noch einmal zurück zu Terry«, sagt sie, »der immer noch die Stellung im Cuerden Park hält. Terry?«
    Terrys Gesicht ist gerötet, und sein Mund ist zusammengekniffen – tatsächlich ist er stinksauer über die Unterbrechung. Einen Moment lang ist das Bild geteilt, und wir zu Hause können beide sehen – ihn draußen im Schlamm und in der Kälte, sie zusammengerollt auf der Couch im Studio in einem Kostüm, das farblich perfekt darauf abgestimmt ist. Er nimmt sie nicht wahr auf der anderen Bildschirmhälfte, aber er macht eine schnappende Geste mit der Hand – sie verschwindet, und er redet weiter, als hätte sie nie existiert.
    »Vergessen Sie nicht, Paul, Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut, und Perfektion erfordert Geduld!« Er reißt den Kiefer zu jemandem außerhalb des Bilds. »Der nächste Anrufer, bitte! Wir haben Peggy hier, von der New Hall Lane. Peggy – was möchten Sie uns sagen?«
    Es entsteht eine Pause – zu viel tote Luft für eine Live-Übertragung, und sie sind kurz davor, den nächsten Anrufer durchzustellen, als es in der Leitung knackt und Peggy zu sprechen beginnt. Ich kann nicht verstehen, was sie sagt, weil sie schluchzt und der Katarrh in ihrer Kehle rasselt, während ihr Telefon, genau wie die Übertragung aus dem transportablen Nachrichtenstudio, das gurgelnde, platzende Geräusch verstärkt, das sie zwischen jedem Wort macht.
    »Peggy«, sagt Terry sanft, »lassen Sie sich Zeit. Ich höre Ihnen zu. Wir alle hören Ihnen zu. Das ist eine harte Nacht für uns alle. Haben Sie – glauben Sie, Sie kennen den Verstorbenen?«
    Er hofft dieses Mal auf einen Volltreffer und nicht auf eine einsame Verrückte, die zu viel Birnenmost gesoffen und es geschafft hat, die Studio-Hotline zu wählen. Er hofft, sie wird eine Art Geständnis ablegen, live auf Sendung – man kann fast die Auszeichnungen und die stehenden Ovationen sehen, die in Denkblasen über seinem Kopf glitzern.
    »Sobald Sie bereit sind, meine Liebe.«
    Mag sein, dass er alle Möglichkeiten einstudiert hat, aber er kennt sich aus in diesem Spiel – er lächelt nicht, drängt sie nicht; er blickt uns alle ernst an durch das Rattern der Aushubmaschinen und das ansteigende Tempo ihres Schluchzens.
    »Es ist nur so … äh-äh-äh, so tragisch «, stammelt Peggy. »Sie war noch so jung! Weiß jemand, oder hat jemand daran gedacht zu fragen, ob diese Gedenkstätte jetzt noch gebaut werden kann für sie? Ich hielt das nämlich für eine wundervolle Idee.«
    Es entsteht eine Pause, während sie sich schnäuzt, ohrenbetäubend, in den Hörer. Terry zuckt kaum erkennbar zusammen.
    »Ein Spielhaus für ihre Freundinnen.«
    Ich werfe einen Blick auf Emma, und sie hat feuchte Augen: Die

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