Ich kenne dich
waren das Knacken der Zweige und das Rascheln der gefrorenen Blätter fast ohrenbetäubend. Ich versuchte, auf Zehenspitzen zu gehen, aber das machte es nur schlimmer.
Es war dumm, hier zu sein. Dumm, mutterseelenallein abends in der Dunkelheit herumzutappen, obwohl ich den Haustürschlüssel dabeihatte. Auf dem Schlüssel war ein kleines Metallornament in der Form einer Träne, die auf dem Kopf stand. Als die Überfälle begannen, hatten Chloe und ich den Tränenzipfel an einer Mauer angespitzt, um eine Art Waffe daraus zu machen. Ich umklammerte den Schlüssel in meiner Hosentasche und fühlte die Spitze mit dem Daumen. Es tat nicht weh, aber ich dachte, wenn es sein musste, konnte ich damit jemandem das Auge ausstechen.
Ich sah nichts, und während ich weiterstapfte, wurde es noch dunkler. Die Sachen im Gebüsch, die mir ins Auge stachen, von denen ich dachte, sie könnten was mit Carl zu tun haben, entpuppten sich als Plastiktüten, die sich in Zweigen verfangen hatten, ein gewölbtes, grüngelbes Stück Plastik und hunderte von Chipspackungen. Eine alte Kühltruhe stand da, neben einem Fahrradrahmen und einem alten Buggy und einer Matratze, die jemand versucht hatte anzuzünden. Es stank ranzig und eklig, und da ich wusste, dass diese Sachen überhaupt nichts bewiesen, ging ich direkt daran vorbei, um den Pfad zu finden und die Treppe, die aus dem Wald hinunter auf den offenen Kiesweg herausführt, der um den Weiher herum angelegt ist.
Im Sommer gibt es Enten und Grünzeug und so, und es ist ein netter Ort, um spazieren zu gehen. Früher einmal gab es auch jede Menge Entenküken, aber irgendjemand wollte seine Wasserschildkröten loswerden und setzte sie im Weiher aus, und, so wird erzählt, jeden Frühling schwimmen die Schildkröten unter der Wasseroberfläche und schnappen nach den Beinen der kleinen Entenküken, die umherpaddeln. Ich weiß nicht, ob das wahr ist. Ich habe die Schildkröten nie gesehen.
Der Weiher war zugefroren, wie ich Wilson gesagt hatte. Auch ich hatte Barbara und Donald versprechen müssen, niemals das Eis zu betreten. Wir alle mussten das unseren Eltern schwören. Außerhalb der Bäume war es etwas heller, und ich konnte auf dem Eis Steine und Getränkedosen und große Äste erkennen. Die Leute machen das ständig. Sie werfen schwere Sachen auf das Eis, so fest sie können. Wenn es nicht bricht – wenn es nicht einmal Risse bildet – , dann kann man es betreten. Irgendwer hatte sogar eine Autofelge daraufgeschleudert. Ich konnte die Furchen auf der Oberfläche sehen, wo sie entlanggerutscht war. Ich ging vorsichtig um den Weiher herum, ohne weiter nach etwas Ausschau zu halten, während ich zitterte und mit den Füßen auf den glitzernden Frost stampfte, der den Weg überzog. Die Metallstangen der Schilder waren mit Frostschuppen bedeckt, und ich musste an den Jungen denken, der mal an einer davon geleckt hatte, um zu sehen, ob seine Zunge kleben blieb, als Mutprobe.
Es war bitterkalt. Sogar noch kälter als im Wald, weil der Wind über die gefrorene Wasserdecke fegte und meine Haare wehen ließ und gegen meine Ohren peitschte. Ich verstaute alles in meiner Kapuze und ging weiter. Im Eis war eine Beule – eine Störung in der glatten Oberfläche. Ich ging schneller, um dorthin zu gelangen, spähte blinzelnd hinüber und wollte gleichzeitig nicht hinschauen. Meine Zähne klapperten. Es war zu kalt, um sich hier rumzutreiben, und vor zwei Wochen war es auch zu kalt, und er mag vielleicht ein bisschen beschränkt gewesen sein, aber wenn er gekonnt hätte, wäre er nach Hause gelaufen oder in den Bus gestiegen, oder er hätte versucht, eine Kneipe oder so zu finden, als ihm kalt wurde, und zwar, bevor es dunkel war, selbst wenn Carl ihm wirklich eine Scheißangst eingejagt hatte.
Früher gab es einen Holzsteg, der vom Weg aufs Wasser hinaus führte. Er hatte ein Geländer, damit man sah, dass er nicht für Boote war. Sein einziger Zweck bestand darin, dass man bis zur Mitte des Weihers auf das Wasser hinausgehen konnte. Aber die Leute benutzten ihn für verbotene Dinge: um die Enten zu füttern und um zu angeln. Und im Sommer sprangen sie vom Ende des Stegs ins Wasser. Das Ufer war zu voll von Schilf und Brotresten und schwimmenden Plastiktüten und Einwegflaschen, um hineinzuwaten, aber wenn man am Ende des Holzstegs hineinsprang, war das Wasser dort klar. Und sie haben ihn abgerissen – wegen der Angler und des Brotes und der Schwimmer – , weil sie annahmen, dass es nur eine
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