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Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Titel: Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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nachdenken. »Nein, diese Herren kenne ich nicht.«
    Gebannt sah sie zu, wie ihr Gast die Zeitungen wieder ablegte und zum Kaffeelöffel griff. Er rührte in seinem Cappuccino, bis sich der Schaum im Kaffee aufgelöst hatte, eine Angewohnheit, die Vivi hasste. Wofür gab sie sich so viel Mühe, den perfekten Milchschaum herzustellen, wenn er verrührt wurde?
    »Vielleicht kann ich Ihrer Erinnerung auf die Sprünge helfen, indem ich Richard von Hardenberg erwähne?«, feuerte Jan Petersen die nächste Salve ab.
    Richard! Zur Abwechslung wurde Vivi totenbleich. Mist, verdammter. Unwillkürlich schielte sie zu den Zeitungsausschnitten, die immer noch direkt vor der Nase dieses viel zu neugierigen Mannes lagen.
    Sie räusperte sich. »Natürlich kenne ich Richard von Hardenberg.« Sie schluchzte auf. »Bitte sagen Sie nicht, dass ihm etwas zugestoßen ist!«
    »Tot«, erwiderte Jan Petersen.
    Es schien ihn mit einiger Genugtuung zu erfüllen, dass er es war, der die schlechte Nachricht überbrachte. Sein mitleidloser Blick ging Vivi durch und durch, wie ein Laserstrahl, der Stahl zerschnitt.
    Sie schlug die Hände vors Gesicht. »Nein! Das kann doch nicht sein! Warum wusste ich nichts davon? Sind Sie hergekommen, um mir diese traurige Nachricht zu übermitteln? Und wie kommen Sie überhaupt auf mich?«
    »Reine Routine.« Es schien seine verdammte Lieblingsfloskel zu sein. »In der Wohnung des Toten haben wir ein Adressbuch gefunden. Unter anderem befand sich Ihr Name darin. Standen Sie Herrn von Hardenberg nahe?«
    Das wurde ja immer schlimmer. Vor Vivis Augen drehten sich glühende Kreise, ihre Wimpern flatterten.
    »Sehr nahe«, hauchte sie. »Wir wollten uns eine gemeinsame Zukunft aufbauen. Doch er hatte wohl so etwas wie Bindungsangst, leider. Meine Freundin Ela sagt, das kommt öfter vor. Nun ja, er machte Schluss, einfach so …«
    »… und wurde vor vier Wochen unter dem Namen André Kowalski aus dem Rhein gefischt«, ergänzte der Kommissar.
    »Gott, wie schrecklich!«
    Vivi wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel, und diese Träne war so echt wie das Gold, das sie in Rotterdam hatte einschmelzen lassen.
    »Aber wieso André Kowalski? Hieß er denn gar nicht Richard von Hardenberg? Himmel, wie konnte all das passieren?«
    Der Kommissar leckte seinen Kaffeelöffel ab. »Ich dachte, das würden Sie mir erzählen.«
    In diesem Moment schellte es wieder an der Tür. Das war die Gelegenheit! In Windeseile schoss Vivi vom Sofa hoch. Bevor der Kommissar sie daran hindern konnte, knüllte sie geistesgegenwärtig das Zeitungspapier zusammen, hechtete in die Küche und ließ die Artikel im Mülleimer verschwinden. Erst dann öffnete sie einer ganzen Kinderschar, die sie erwartungsvoll anblickte. Nachdem sie eine Schüssel voller Haferplätzchen nach draußen gereicht hatte, kehrte sie mit butterweichen Knien ins Wohnzimmer zurück. Sie musste diesen aufdringlichen Petersen schnellstens loswerden. Aber wie?
    »Kinder«, sagte sie entschuldigend. »Sie spielen liebend gern in meinem Vorgarten, und ich verwöhne sie mit selbstgebackenen Keksen. Möchten Sie auch welche? Oder lieber Brownies? Das Rezept ist was ganz Besonderes, mit flüssiger Schokolade, die auf der Zunge schmilzt.«
    »Ein andermal vielleicht.«
    Der Kommissar lächelte, doch dieses Lächeln war so wenig echt wie die stümperhafte Rolex-Kopie, die unter seinen nicht ganz sauberen Manschetten zum Vorschein kam. Das Gold war schon halb abgeblättert.
    »Um wieder zur Sache zu kommen: Wann haben Sie Richard von Hardenberg alias André Kowalski das letzte Mal gesehen?«
    Wie im Fieber strich sich Vivi das Haar aus dem Gesicht. »So genau kann ich Ihnen das nicht sagen. Könnte etwa sechs Wochen her sein.«
    »Und Harry Wetzel, auch als Checker bekannt?«
    Eine Kanonade gezielter Kinnhaken war nichts gegen die Fragetechnik von Jan Petersen. Ein Schauer nach dem anderen lief Vivi über den Rücken.
    »Ach so, Sie sprechen von diesem Bodyguard.« Sie zog ihre Stirn in Falten. »Ja, ich erinnere mich an den Mann. Er war Gast in dem Hotel, in dem ich arbeite. Er reiste zusammen mit seinem Chef ab, seither habe ich nie wieder von ihm gehört. Sagt man nicht, er sei mit dem Geld von Mick Dresen durchgebrannt?«
    »Eine Hypothese, weiter nichts«, knurrte der Kommissar.
    Er schien höchst unzufrieden mit Vivis spärlichen Auskünften zu sein. Missmutig betrachtete er zuerst die Fingernägel seiner feingliedrigen Hände, dann Tiger, der sich zu seinen Füßen

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