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Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)

Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)

Titel: Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Sonntag , Wiebke Lorenz
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mich behandeln wie einen Dekorationsgegenstand, den man wegstellt, wenn man ihn gerade nicht braucht? Offensichtlich denkt er das, er geht mal wieder nicht ans Telefon, als ich ihn anrufe. Gut. Jetzt werde ich echt böse. Entschlossen stürme ich die Treppe hinunter, laufe zu meinem Corsa und stehe zehn Minuten später unter Missachtung sämtlicher Verkehrsregeln vor Ingos Tür. Ich klingele Sturm. Dann soll er mir halt persönlich sagen, was ihm jetzt schon wieder so Wichtiges dazwischengekommen ist.
    Aber er öffnet nicht. Und blöderweise habe ich den Zweitschlüssel, den ich von ihm habe, bei mir zu Hause liegen lassen. Wobei ich auch nicht glaube, dass er nicht aufmacht, obwohl er zu Hause ist. Oder doch? Einigermaßen ratlos gehe ich zu meinem Auto zurück. Gut. Dann muss ich mir die Gartenschau eben allein ansehen. So ein blöder Depp, denke ich, als ich losfahre.
     
    Notiz an mich selbst:
    Und noch etwas denke ich:
    Ich bin traurig.

9. Kapitel
     
    Es dauert allerdings gar nicht so lange, bis ich I. tatsächlich mal wieder sehe. Und zwar gleich am nächsten Morgen, als ich um kurz vor neun wie immer montags vom Großmarkt zum Blumenladen komme. Da marschiert er gerade – oh, Wunder! – aus der Tür von Blütenfest. Der hat doch wohl nicht ernsthaft zu mir gewollt?
    Ich drücke auf die Hupe, er sieht mich, bleibt stehen und winkt. Geschickt bugsiere ich meinen Corsa in eine kleine Parklücke (ich bin nämlich die Einparkgöttin schlechthin), reiße die Tür auf, springe aus dem Wagen und laufe auf Ingo zu.
    »Na, du Penner?«, begrüße ich ihn und grinse ihn an. Sieht irgendwie richtig gut aus heute. Seine Haare sind in den vergangenen drei Wochen merklich gewachsen, eine Strähne hängt ihm lässig ins Gesicht. Und sein gesunder Teint deutet auf Solarium oder viel frische Luft hin.
    »Hi, Carla.« Er begrüßt mich mit einem Küsschen auf die Wange.
    »Da hätten wir uns ja fast verpasst.«
    »Ja, ich muss auch los, hab in einer halben Stunde Unterricht.« Er guckt demonstrativ auf seine Uhr.
    »Was wolltest du denn?«
    »Hab Luzie nur ein Buch vorbeigebracht.«
    »Ach so.« Er wollte gar nicht zu mir. Mit einem Mal habe ich einen Kloß im Magen, bald verstehe ich ihn echt nicht mehr. »Was denn für ein Buch?«
    »Eins von Tante Ilses. Wollte Luzie mal lesen.«
    »Aha.«
    »Jetzt muss ich mich aber beeilen.«
    »Klar, sicher.« Er wendet sich zum Gehen. Einen Moment lang weiß ich nicht, was ich tun soll, und spüre, wie meine Augen irgendwie feucht werden. Ich verstehe Ingo nicht mehr, was ist denn groß passiert?
    »Ingo«, rufe ich ihm nach, ehe ich selbst weiß, was ich da tue. Er bleibt stehen und dreht sich zu mir um.
    »Ja?«
    Ich gehe ein paar Schritte auf ihn zu und bleibe direkt vor ihm stehen.
    »Du fehlst mir«, bringe ich dann hervor. »Ich habe das Gefühl…als würdest du mir entgleiten.«
    Für einen kurzen Moment tritt ein seltsamer Ausdruck auf sein Gesicht. Er hebt eine Hand, und ich denke schon, dass er mir über die Wange streichen will – aber dann zieht er sie wieder zurück, und der Moment ist verflogen.
    »Quatsch«, erwidert er. »Du weißt doch: Wir sind die besten Freunde, und das werden wir auch bleiben. Aber jeder von uns hat sein eigenes Leben, und manchmal gibt es halt Zeiten, in denen es nicht so passt.«
    Bisher hat es diese Zeiten noch nie gegeben, denke ich. Selbst als Ingo noch mit Andrea zusammen war, haben wir uns öfter gesehen. Aber ich bin zu stolz, das jetzt auch noch zu sagen. Ich finde mit »du fehlst mir« habe ich mich schon weit genug aus dem Fenster gelehnt.
    »Ist gut«, sage ich daher nur, schiebe aber doch noch hinterher: »Würde mich freuen, wenn wir uns mal wieder in Ruhe sehen könnten.«
    »Das machen wir bald, nächste Woche sieht’s bei mir wieder viel entspannter aus.«
    »Aber zu meinem Geburtstag am Samstag kommst du doch, oder?« Für einen Moment sieht Ingo regelrecht schockiert aus. »Du hast doch nicht meinen Geburtstag vergessen, oder?«, will ich wissen.
    »Nein«, sagt er schnell. »Natürlich nicht.« Aber so, wie er es sagt, bin ich mir sicher: Er hat ihn vergessen. Toll. Demnächst muss ich ihn wahrscheinlich noch daran erinnern, wie ich heiße.
    »Dann sehen wir uns Samstag?«, frage ich in einem Akt der kompletten Demütigung. Eigentlich kann es ja nicht angehen, dass ich Ingo auch noch um seine Anwesenheit bitten muss.
    »Klar«, erwidert er. Dann guckt er wieder auf seine Uhr. »Ich muss jetzt echt …«
    »Schon gut«,

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