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Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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sich ziemlich ungut an.«
    Liane musste lachen. »Ja, das ist eben der Unterschied … Ich spreche von Schmetterlingen und du von Sorgen.«
    Er nahm sie freundschaftlich in den Arm. »Darf ich dich anrufen, wenn ich feststecke?«
    »Jederzeit!«
    »Danke!«
    Jürgen übernahm die Rechnung, und als er ging, blickte sie ihm hinterher. Einsamkeit hat viele Facetten, dachte sie. Da fiel ihr der Blick eines jungen Mannes auf, der am Tisch neben ihr stand. Er nickte ihr zu. Liane nickte zurück, ohne sich etwas zu denken, doch er musste es als Aufforderung aufgefasst haben, er nahm sein Glas und kam an ihren Tisch.
    »Entschuldigen Sie«, sagte er, »ich wollte nicht lauschen, aber Ihre letzten Sätze fand ich bemerkenswert. Sie waren philosophisch und sehr wahr.«
    »Meine letzten Sätze?« Liane musste sich besinnen, was sie überhaupt gesagt hatte. »Was fanden Sie daran so bemerkenswert?«
    »Dass zur Liebe und Geborgenheit auch das Prickeln gehört, aber sagen Sie, schließt die Geborgenheit das Prickeln nicht aus? Oder umgekehrt, prickeln nicht gerade die Dinge, die ganz weit weg von Geborgenheit sind? Der Betrug? Die Gefahr, beim Betrug ertappt zu werden? Ist das nicht das Hauptmotiv für Seitensprünge?«
    Er war höchstens dreißig. Und seine Stimme erinnerte sie fatal an den Unbekannten in England. Aber das konnte nicht sein. Unauffällig taxierte sie seine Figur.
    »Ich möchte nicht aufdringlich sein«, entschuldigte er sich, nachdem eine kleine Pause eingetreten war.
    »Nein«, sagte sie schließlich, »das sind Sie nicht. Ich frage mich nur, warum Sie dieses Thema beschäftigt? Für solche Erfahrungen sind Sie doch eigentlich noch zu jung?«
    Er lachte auf. »Oh, danke! Alt genug, würde ich sagen.«
    Er hatte eine gute, tiefe Stimme, aber das war schließlich nichts Außergewöhnliches bei einem Mann.
    »Ja, aber wenn es ist, wie Sie sagen, dann wäre ich auf der völlig falschen Fährte«, sagte Liane mehr zu sich selbst. Konnte er vielleicht doch der Unbekannte aus Southport sein?
    Sein Blick wurde fragend. Dunkle, schöne Augen, dachte sie, dichtes, dunkles Haar und männliche Gesichtszüge. Im Moment schien sie gut aussehende Männer anzuziehen. Hatte sie irgendeine Hormonausschüttung, die sie selbst nicht wahrnahm?
    »Stellen Sie sich mal vor«, begann sie, »Sie würden sich von Ihrem Partner, den Sie lieben, für eine gewisse Zeit trennen. Und zwar genau aus dem Grund, sich nämlich gegenseitig die Freiheit zu geben, das Prickeln wiederzufinden.« O Gott, wie gestelzt, dachte sie bei sich, das konnte ja kein Mensch kapieren.
    »Das entspringt aber gerade Ihrer Phantasie?« Sein Blick schaute sie noch immer fragend an. »Denn ich könnte mir so etwas in der Praxis nicht vorstellen.«
    »Warum nicht?«
    Da hatte ihr das Schicksal ja einen wunderbaren Gesprächspartner geschickt. Jetzt konnte sie das mal aus männlicher Sicht ausloten.
    »Genau aus dem Grund. Erstens denke ich, dass es zum Problem wird, wenn sich nur einer von beiden verliebt. Und darum geht es dabei ja, oder?« Seine Augen betrachteten sie aufmerksam. Das war nicht geheuchelt, er wollte es wirklich wissen.
    »Ja, um die Schmetterlinge im Bauch, die in einer langen Beziehung abhandenkommen.«
    Warum sprach sie nur so geschraubt? Das war doch gar nicht ihre Art.
    »Wenn sich nur einer verliebt und glühend davon berichtet, wie soll sein Partner das überstehen, ohne eifersüchtig zu werden?«
    »Ich gehe schon davon aus, dass beide auf Abenteuersuche sind. Gleiches Recht für alle.«
    »Aber Abenteuer heißt ja noch lange nicht, dass man sich wirklich verliebt!«
    Da hatte er recht. Sie dachte an Riley. Da hatte sie wirklich Abenteuer genug, aber hatte sie sich verliebt? Nein. Anfangs hatte sie ihn anziehend gefunden – zum Schluss wollte sie die Situation einfach nur schnell beenden.
    »Und zudem glaube ich, dass so ein Freibrief wenig prickelnd ist.«
    Liane sah ihn an. »Was ist denn prickelnd?«
    »Prickelnd ist, wenn zwei ein Verhältnis haben und der Rest der anwesenden Gäste das nicht weiß.«
    »Sprechen Sie aus eigener Erfahrung?«
    »Das muss ich gar nicht. Dazu reicht meine Phantasie.«
    Liane dachte an das SMS -Feuer zwischen Cindy und Niklas auf dem Segelboot. Ja, sicherlich war das prickelnd. Aber sie fand es auch gemein und irgendwie demütigend.
    »Sind Sie nicht meiner Meinung?« Er tippte auf ihr leeres Glas. »Und darf ich Sie noch zu einem Getränk einladen?«
    »Vor allem würde ich mich gern setzen«, sagte sie.

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