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Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone

Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone

Titel: Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Bauch ist Brauch.« Wer keine Tradition auslässt, kommt rund ums Jahr nicht zur Ruhe: Zwischen erstem Advent und Silvester vergeht kaum ein Stündchen ohne Gemümmel; ein- bis dreihundertfünfundsechzigmal im Jahr hat jemand Geburtstag; und Ostern ohne Essen ist wie Urlaub vor der Strandtapete – das Meer ist zu sehen, aber man spürt nichts. Wer zu Festen und Feierlichkeiten keinen Maulkorb tragen möchte, ist verloren.

7. »Auf die Plätze, fertig – shoppen!«
    Vom Steak eines handmassierten Bullen bis zum Ultra-Light-Laufschuh mit Barfuß-Feeling: Bei der Erstausstattung darf nichts fehlen
     
    Wenn beim Einkaufen die Pfunde purzeln würden, hätten Frauen weniger Gewichtsprobleme. Unfassbar, wie lange die Damen brauchen, um ein paar ganz normale Schuhe zu kaufen. Während ich (wie Millionen andere Männer auch) entscheidungsfreudig das nächstbeste Paar greife, zur Sicherheit ein zweites probiere, um mich dann fürs erste zu entscheiden, ist meine Frau (wie Millionen andere Frauen auch) nicht eher zufrieden, bis sie die komplette Palette aus den Regalen (samt der aus dem Lager) in ihrer Größe durch hat. Um dann zum Preisvergleich – man weiß ja nie, wo sich die echten Schnäppchen verstecken – im nächsten Geschäft alles noch einmal von vorne durchzuexerzieren. Kleine Einwände meinerseits werden mit einem kurzen und kühlen »Du kaufst ja auch nicht das nächstbeste Auto!« quittiert. Ich (»Hä?«) bin sprachlos, sie powert unbeirrt weiter.
     
    Worüber wir Männer uns im normalen Alltag erhaben wähnen, können wir erstaunlich gut an uns selbst beobachten, sobald es um etwas Bedeutendes geht – wie etwa unsere eigene sportive Erstausstattung. Auch wenn mann das phantastischste Baby der Welt erwartet, sich einen einzigartigen Hund anschafft oder das interessanteste Hobby aller Zeiten gönnt: Der »Ich muss erstmal was investieren«-Reflex ist immer der gleiche. Auch Männer, die per Diät ein neues Leben beginnen, wissen: Bei solch grundlegend die eigene Existenz verändernden Projekten darf man sich einfach nicht lumpen lassen. Jetzt heißt es klotzen statt kleckern und Geld in die Hand nehmen: Bei einem Knauser-Start wäre das Projekt ja sofort zum Scheitern verurteilt.
     
    Das Ziel ist klar definiert (»Als blutiger Anfänger starten, aber aussehen, als hätte ich es echt drauf«), die Ressourcen stehen bereit – doch worin Zeit und Geld gesteckt werden, ist bei Männern und Frauen durchaus verschieden: Während zum Beispiel Isi sich fürs trendige Sportoutfit erste Anregungen bei der Hollywood-Prominenz holt und dafür mit der Lupe bewaffnet Gala & Co. akribisch nach Markenschildchen absucht,
verschwendet ihr aktueller Torben selbstverständlich keinen Gedanken an das bunte atmungsaktive Textil, das beim Sport in naher Zukunft seine Plautze zieren könnte. Schließlich ist noch irgendwo im Keller die gemütliche Adidashose, und verwaschene T-Shirts stapeln sich zuhauf im Schrank.
    Stattdessen begibt er sich nach Feierabend beim Bierchen in Schlappen und Boxershorts (»Noch isses ja nicht so weit!«) auf eine saubere Internetrecherche-Safari, um erst einmal die technische Seite der ganzen Angelegenheit in trockene Tücher zu bringen: Der sportlichste Laufpartner auf dem MP3-Markt muss es sein. Ausgereift, klein, dabei so standhaft, dass der Player sogar »120-Kilo-walzen-durch-Schlaglöcher«-Erschütterungen ohne Qualitätsverluste wegsteckt.

    Und obwohl er bereits nach wenigen Minuten Googeln sogar sportpsychologisch zementierte Top-Argumente vorweisen kann – wie »Boah, Musik auf dem Laufband bringt turbomäßige 15 Prozent mehr Leistung« –, stößt er bei seiner besseren Hälfte damit kaum auf Gegenliebe: Isi macht sich stattdessen auf, um nach dem Hollywood-Abgleich nun ihrerseits wichtige technische Details abzuklopfen – die sich allerdings ganz auf die anzuschaffenden Klamotten beziehen. Dazu braucht Isi Köpfchen, eine perfide Strategie und einen Lokaltermin in Form eines Besuchs im ausgewählten Fitnessstudio. Denn genau darauf muss das zu erwerbende Outfit ja bis ins Detail abgestimmt sein – farblich und überhaupt.
    Isi weiß, was sie tut, das muss man ihr lassen. Schon vor ein paar Wochen hat sie angefangen, fitnessverrückte Nachbarn und Kollegen unauffällig auszufragen: »Wo trainierst du eigentlich?« – dabei handelt es sich um einen wichtigen strategischen Schachzug, denn nur so kann sie sicher sein, nicht aus Versehen im selben Club wie ihre Bekannten zu landen.

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