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Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben

Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben

Titel: Ich, Molly Marx, Kuerzlich Verstorben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Koslow
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allzu finster anzublicken.
    »Luke Delaney«, sagte er, schüttelte mir die Hand und lächelte dabei für uns beide. »Ich sitze auch fest.«
    »Sind Sie auch so stinksauer wie ich?«, fragte ich. »Wenn auf dem Long Island Expressway nicht so viel Verkehr gewesen wäre   …«
    Wir tauschten uns eine Weile über die Unverschämtheit der Fluggesellschaft aus, und ich sah, dass seine Augen von genau jenem Blau waren, das ich auf meiner Hochzeit haben wollte, blau wie ein sonniger Himmel über Nantucket. Mein Blick wanderte von seinen Augen zu seinem Mund. Er hatte volle Lippen, seine Nase war ziemlich lang, und die unteren Zähne standen liebenswert schief.
    Es würde eine elende Warterei werden bis zum nächsten Flug. Barry hatte keinen großen Wirbel darum gemacht, dass ich zum ersten Mal seit unserer Hochzeit eine ganze Woche lang auf Geschäftsreise ging. Im Gegenteil, heute Morgen hatte er es anscheinend geradezu auf einen Streit angelegt gehabt und mir Vorwürfe gemacht, weil ich vor meiner Abreise die Fernsehrechnung nicht mehr bezahlt hatte. Barry verdiente den Großteil des Geldes, aber das Ausfüllen von Überweisungen war meine Aufgabe.
    Jetzt gelang mir ein Lächeln.
    »Was halten Sie davon, wenn ich uns beiden etwas zu trinken besorge?«, fragte Luke. »In London werden wir zu so unmöglichen Zeiten arbeiten müssen, dass ich viel zu fertig sein werde, um noch in einen Pub zu gehen.«
    »Wir?«
    Er nahm meine Tasche – die überquoll von Unterlagen, einer Literflasche Mineralwasser und einem Pashminaschal, der groß genug war, um damit ein Sofa zu beziehen – und führte mich in die Erste-Klasse-Lounge. »Samuel Wong hat heute Morgen abgesagt. Ich bin für ihn eingesprungen.« Das erklärte, warum nirgends in meinen Memos ein »Luke Delaney« aufgetaucht war.
    Die Lounge war voll, doch Fotografen haben Adleraugen – er entdeckte am anderen Ende des Raumes zwei freie Sessel. »Schnap pen Sie sich die«, sagte er, »und ich hole uns etwas. Für Sie   …?«
    »Danke. Pinot Noir.«
    Ich hatte die beiden Sessel beinahe erreicht, da stürzten sich eine Mutter und ihr Kleinkind hinein. Also ging ich zu Luke zurück, der ein Tablett mit Getränken, Nüssen und einer waffenscheinpflichtigen Riesenpackung Toblerone vor sich hertrug.
    »Wir haben unsere Plätze an eine Mutti verloren«, sagte ich.
    »Da drüben ist noch was.« Er steuerte auf ein eben frei werdendes Zweiersofa zu. »Darf ich Ihnen etwas gestehen?«, fragte er nach einer Viertelstunde oberflächlicher Plauderei.
    Er liebt Brie immer noch, dachte ich. Nicht der erste Mann, den meine beste Freundin nach der Trennung am Boden zerstört zurückließ.Dass er höchstwahrscheinlich immer noch in Bries Bann stand, entspannte mich augenblicklich. Vielleicht war es auch der Rotwein, den ich bereits ausgetrunken hatte. »Nur zu«, sagte ich.
    »Ich habe eine Scheißangst vor diesem Shooting.«
    »Wirklich?«, fragte ich ehrlich überrascht. »Warum?« Für mich war das Ganze reine Routine. Zu der Zeit leitete ich ein Zeitschriftenressort für Inneneinrichtung und hatte vier Sklaven, die mir vorauseilten und alles vorbereiteten. Die Zeitschrift wollte Fotos von verschiedenen Häusern im Londoner Stadtteil Mayfair haben, eins schicker als das andere. So einen Job erledigte ich im Schlaf, solange die Besitzer nicht ausflippten, weil die
aides de camp
des Fotografen ihre Zigarettenasche auf die abgetretenen Teppiche fallen ließen. Oh, und bestimmt mussten irgendwelche Hunde gebändigt werden – die Engländer hatten immer Hunde. Doch solange ich die mit Keksen fütterte und allabendlich für die Hausbesitzer und unsere Leute die Rechnung bezahlte, erwartete ich Frieden im Königreich. Wir hatten bereits jede Menge Reservierungen in Restaurants, die ›Time Out London‹ als »ganz großartig« anpries.
    »Ich bin eigentlich Modefotograf«, sagte Luke. »Aber ich ertrage keinen einzigen Wutanfall eines Models mehr. Ab sofort will ich nur noch unbelebte Objekte fotografieren. Nur ist das eben ganz neu für mich.«
    »Also, ich werde tun, was ich   …«, begann ich, wurde aber von einer Lautsprecherdurchsage unterbrochen, die eine weitere Verzögerung unseres Flugs bekannt gab – wie lange es dauern würde, verschwieg die gezierte Stimme uns allerdings.
    Luke holte noch eine zweite Runde Rotwein, und ich rief Barry an, wie es sich für eine Ehefrau gehörte, selbst wenn sie in letzter Zeit dauernd eine dumpfe Wut angereichert mit herber Enttäuschung

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