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Ich schnapp' mir einen Mann

Ich schnapp' mir einen Mann

Titel: Ich schnapp' mir einen Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Modem! Und er
ist nicht mal ein halbes Jahr alt!«
    Er nickte wie ein freundliches Wiesel, und Flora atmete
erleichtert auf. »Also, wie viel?«
    »Hundert Mark.«
    Flora zwang sich zu einem Mitleid heischenden Lächeln. »Ich
brauch aber das Geld wahnsinnig dringend!«
    »Hundert Mark.«
    Flora schluckte und gab nach. »Blutsauger«, murmelte sie,
während Wiesel Formulare ausfüllte und fünf Zwanziger aus der Kasse
holte, »Shylock. Kredithai. Gangster. Betrüger.«
    Er hatte scharfe Ohren. »Sie müssen das nicht machen, wissen
Sie.«
    »Geben Sie schon her.« Bis morgen würde sie anderswo neues
Geld auftreiben und das Gerät wieder auslösen. Sie kritzelte ihre
Unterschrift auf den Pfandschein und riss Wiesel das Geld aus der Hand.
    Flora war schon auf dem Weg nach draußen, als ihr siedend heiß
etwas einfiel.
    Sie rannte zurück zur Theke und hielt mit beiden Händen den
Laptop fest, bevor Wiesel ihn wegräumen konnte.
    »Haben Sie sich's anders überlegt?«, fragte er besorgt. »Das
wäre zu spät, tut mir Leid.«
    »Ich hatte nur was vergessen. Da drin steckt noch eine
wichtige Diskette. Die hab ich nicht mit verpfändet.«
    Flora rief ihre Romandatei auf und überspielte sie auf die
Diskette, drückte auf die Eject-Taste und nahm sie heraus. Dann löschte
sie vorsorglich das Dokument auf der Festplatte. Es hätte gerade noch
gefehlt, dass irgendein skrupelloser Geschäftemacher ihren Laptop
ersteigerte, zufällig den fast fertigen Roman entdeckte, sich die
Urheberrechte unter den Nagel riss und dann ganz groß rauskam. Flora
stellte sich den Mann bildlich vor. Er würde jedes Jahr eine Million an
Tantiemen einstreichen, und erst, wenn er steinalt und reich wie Midas
auf dem Sterbebett lag (Flora selbst wäre zu dieser Zeit schon vor
vielen Jahren elend und in bitterer Armut verschmachtet), würde er mit
brüchiger Stimme seinen Kindern und Kindeskindern anvertrauen, dass all
der unermessliche Reichtum einzig und allein diesem Laptop zu verdanken
war, den er ganz billig und ganz zufällig einer Schwangeren in Not
abgeluchst hatte.
    Flora überlegte, welcher Mistkerl zu so einer Gemeinheit fähig
wäre, doch sie brauchte nicht lange zu suchen. Er stand ja direkt vor
ihr.
    Wer bereicherte sich denn hemmungslos auf Kosten der armen
Schweine, die nicht mehr aus noch ein wussten? Wer nutzte rücksichtslos
jene schuldlos in Not geratenen Leute aus, die, statt betteln zu gehen,
lieber den schmalen Ehering verpfändeten, den ihre Mutter ihnen mit
erkaltender Hand kurz vor dem Tode vermacht hatte? Wer? Niemand anderer
als dieser Bursche dort hinter der Theke! Flora traute ihm ohne
weiteres zu, dass er auf ihre Kosten den Rest seines Lebens in Saus und
Braus verbrachte.
    Sie starrte Wiesel mit flammenden Augen an.
    Er blinzelte verdutzt.
    Flora hätte ihm am liebsten den Laptop auf der Stirnglatze
zertrümmert. »Macht Ihnen das eigentlich nichts aus?«, fragte sie
empört.
    »Was denn?«, wollte er begriffsstutzig wissen.
    Er war es nicht wert, dass sie ihn darüber aufklärte. Flora
löschte alle Dateien auf der Festplatte, deren sie in der kurzen Zeit
habhaft werden konnte.
    Wiesel kam misstrauisch näher. »Was machen Sie denn da?«
    »Nur ein paar private Dinge von der Festplatte nehmen. Da,
schon fertig. Jetzt ist er wie neu.«
    Mit blutendem Herzen sah sie zu, wie Wiesel dem
Dreitausend-Mark-Laptop einen Pappanhänger mit einer Registriernummer
verpasste und ihn ins Regal stellte.
    Als er sich wieder zu ihr umwandte, um sich zu verabschieden,
war sie schon gegangen.

Henkersmalzeit
    F lora saß im Steakhaus, die Tischplatte vor
sich voller Teller, Schüsseln, Schälchen, Gläser.
    Ein gigantisches Rumpsteak mit Pfefferkörnern war halb
aufgegessen, vom gemischten Salat mit Sahnedressing war schon die
zweite Portion verputzt. Zwischendurch steckte Flora sich ein Stück
Riesengarnele in den Mund, nur so, zur Abwechslung. Das Knoblauchbrot
war auch nicht zu verachten, genauso wenig wie die halbe Portion
Hummer, von der sie sich ebenfalls schon etliche Bissen einverleibt
hatte.
    Flora naschte ein paar Weintrauben aus der Obstschale und nahm
einen kräftigen Schluck Dunkelbier, das sie zur Geschmacksverbesserung
mit Prosecco verfeinert hatte. Sie schaufelte das Essen nur so in sich
hinein und fühlte sich dabei wie eine Stopfgans zu Weihnachten. Flora
konnte sich nicht erinnern, jemals in ihrem Leben so reichhaltig und so
gut getafelt zu haben. Dieses Festmenü war jede einzelne Mark von den
ursprünglichen

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