Ich sehe was, was du nicht siehst
so, als wäre es ihr egal.
»Genauso wenig wie in die Mündung eines 45. Colt.«
»Verdammter Mist.« Ihre Hände verdrehten das Laken.
»Wenn du so sauer reagierst, dann muss ich ja wirklich alle deine Pistolen gefunden haben. Jetzt kann ich in Frieden ruhen.«
Sie hob eine Augenbraue. »›In Frieden ruhen‹. Soso. Interessante Wortwahl.«
Er warf ihr einen warnenden Blick zu.
»Um Himmel willen!« Sie blinzelte den Wecker an und schaffte es endlich, ihren Blick zu fokussieren. »Es ist erst sieben Uhr morgens.« Sie ließ sich zurück auf das Kissen fallen und schloss die Augen. »Warum hast du mich so früh geweckt?«
»Braedon hat angerufen. Es gab Probleme bei deinem Haus.«
Sie riss die Augen auf. »
Schon wieder?
Mich muss wohl jemand verflucht haben. Was kann denn noch passiert sein? Ist es abgebrannt oder so ähnlich?«
»So ähnlich. Zieh dich an. Ich gebe dir zwanzig Minuten. Wir können uns unterwegs etwas fürs Frühstück besorgen.« Er schnappte sich ihr Waffenarsenal und ging zurück in das angrenzende Zimmer.
»Warte.« Rasch kletterte sie aus dem Bett und ging hinter ihm her.
Er drehte sich zu ihr um, und sein Blick wanderte sofort hinunter zu ihren nackten Beinen.
Zu spät fiel ihr ein, dass sie nur einen Tanga und ein T-Shirt trug. Und wenn schon, sollte er doch gucken. Er hatte ohnehin schon alles gesehen. Sie schnippte mit den Fingern vor seinem Gesicht herum. »Hey, sieh mich an.«
»Ich
sehe
dich an.«
»Schau in mein Gesicht, Freundchen. Was ist bei mir zu Hause los?«
Er schluckte und zwang sich, sie anzusehen. »Bei dir zu Hause?«
Sie boxte ihn in den Magen. »Du hast gesagt, Braedon hätte angerufen.«
Er fuhr sich mit der Hand über sein von Bartstoppeln bedecktes Kinn. Sein Blick wanderte an ihrem T-Shirt hinunter, blieb kurz an ihren Brüsten hängen, bevor er noch weiter nach unten glitt. Er fluchte leise und ging schnell ins Nachbarzimmer. »Neunzehn Minuten.« Damit warf er die Tür mit einem Knall zu.
Frustriert stampfte sie mit dem Fuß auf. Sie hasste es, früh aufzustehen, hasste es, herumkommandiert zu werden und am allermeisten hasste sie es, dass er ihr all ihre Pistolen weggenommen hatte. Na ja, zumindest fast alle. Eilig ging sie ins Bad, um sich fertigzumachen und um die Plastiktüte aus dem Spülkasten zu holen, in der sie ihre letzte verbliebene Pistole – einen .380 Colt – versteckt hatte, zusammen mit ihren beiden Lieblingsmessern.
Es war schon erstaunlich, was man mit etwas Klebeband alles in einem Wonderbra unterbringen konnte.
Ausnahmsweise hatte Pierce einmal nichts dagegen, dass Madison mit in den Garten kam, um zu sehen, was dort vor sich ging. Er griff nach ihrer Hand, half ihr beim Aussteigen und zog sie hinter sich her in den Garten.
Das Polizeiaufgebot vor ihrem Haus und im Garten war genauso groß – wenn nicht größer – wie bei ihrer Entführung. Und plötzlich registrierte sie ein weiteres Fahrzeug, das etwas weiter die Straße hinunter parkte.
»Oh nein«, flüsterte sie.
Pierce sah zu ihr und folgte ihrem Blick. »Ich weiß«, sagte er. »Komm schon. Bleib in meiner Nähe.«
Sie wandte den Blick von dem Transporter des Gerichtsmediziners ab. Ihre Begeisterung darüber, mit eigenen Augen zu sehen, was Braedons Team im Garten gefunden hatte, ließ stark nach.
Hamilton sah sie, als sie um die Ecke des Hauses kamen. Zusammen mit Tessa und einer Gruppe von Polizisten stand er neben einem Erdloch. Er warf ihnen einen verärgerten Blick zu und kam dann eilig auf sie zu.
»Sie sollte nicht hier sein.«
»Sie weicht mir nicht von der Seite.«
»Aber sie bleibt hinter dem Absperrband«, sagte er mit Blick auf das gelbe Band, das einen Teil ihres Gartens direkt am Haus abgrenzte.
Pierce machte Braedon ein Zeichen, der zusammen mit seinen anderen Brüdern in der Nähe des Zauns stand.
»Braedon, kümmert ihr euch um Madison, bis ich mich mit dem Lieutenant unterhalten habe?«
»Kein Problem.« Braedon lächelte und streckte die Hand aus. »Guten Morgen, Prinzessin. Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir zu folgen?«
Sie zog eine Augenbraue hoch und ergriff seine Hand. »Gut zu wissen, dass es wenigstens einen Mann in deiner Familie gibt, der weiß, dass man eine Frau um etwas bittet, statt sie herumzukommandieren.«
Pierce verdrehte die Augen und ging zusammen mit Hamilton zur Absperrung.
»Sieht so aus, als hätten wir den vermissten Gärtner gefunden.« Hamilton hielt eine Brieftasche zwischen den behandschuhten Fingern,
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