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Ich töte lieber sanft (German Edition)

Ich töte lieber sanft (German Edition)

Titel: Ich töte lieber sanft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George V Higgins
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drinnen bleiben. Was ist, wenn eine Biene ins Haus geflogen kommt?‹ Vor ein paar Jahren ist sie mal gestochen worden. Wir haben zu Abend gegessen, in einem Restaurant am Wasser, und da hatten wohl irgendwo Bienen ihr Nest. Sie trägt natürlich kein Parfüm und ich normalerweise auch nicht, aber ich hatte gerade dieses
Brut
geschenkt gekriegt und mich ein bisschen eingedieselt, und dann kam eine Biene angeflogen. Die hat wahrscheinlich mich gesucht. Sie landet auf ihrem Hals, und der Ober sieht das und will sie verscheuchen. Ich hab nicht genau gesehen, was er gemacht hat – er war schon dabei. Jedenfalls streift er die Biene nur und treibt den Stachel richtig in die Haut. Sie
schreit
und greift nach ihrer Handtasche und läuft blau an. Ich hatte meine Spritze in der Jacketttasche und bin so schnell zu ihr gesprungen, dass ich fast den Tisch umgeworfen hätte. Sie kriegte überhaupt keine Luft mehr. Ich hab ihr die Spritze gegeben, und alles war wieder gut. ›Es hat sich angefühlt, als wäre alle Luft auf der Welt auf einmal verschwunden‹, hat sie gesagt.
    Sie weiß, was passieren kann, das hält sie aus«, sagte Cogan. »Manchmal besuchen wir ihre Mutter. Carol hat noch zwei Schwestern, und jede hat ungefähr eine Million Kinder. Carol ist gut mit den Kindern. Aber ihre Mutter hat keinen Verstand. Die kriegt dann diesen gewissen Gesichtsausdruck. Sie braucht gar nichts zu sagen, sie sitzt einfach da und macht dieses Gesicht. Sie weiß natürlich, was Carol hat, aber sie sieht sie an. Meine Frau ist ein harter Brocken. ›Ma‹, sagt sie, ›mehr als
Tante
Carol ist nicht drin. Man kann nicht immer tun, was man will.‹«
    »Man kann nie tun, was man will«, sagte Mitch. »Nie. Undwenn mans versucht, gerät man in die Scheiße. Sieh dir Dillon an.«
    Der Kellner, der die Ärzte und Schwestern inzwischen bereits zweimal bedient hatte, brachte ihre Drinks.
    »Mein erster heute«, sagte Mitch. »Abgesehen von denen im Flugzeug.« Er trank einen Schluck. »Eineinhalb Dollar für einen mickrigen Drink. Die sollten sich schämen. Verbrecherbande. Nein, sieh dir Dillon an. Was für ein Typ. Ich hab ihn nie was übertreiben sehen. Er hat mal was getrunken, er hat auch ab und zu mal gut gegessen, und ich schätze, wenn er eine Frau gebraucht hat, dann hat er auch eine gekriegt. Ich weiß nicht, ich war ja nie dabei, aber ich nehme es an.«
    »Manchmal war er bei seiner Frau«, sagte Cogan.
    »Das war eine Schönheit«, sagte Mitch. Er trank sein Glas aus und winkte dem Kellner. »Einmal hat er mir erzählt, dass er sie dabei erwischt hat, wie sie seine Taschen durchsucht hat. Ich hab gesagt: ›Wenn ich eine dabei erwischen würde, würde ich sie umbringen.‹ ›Nein‹, hat er gesagt, ›ich weiß immer gern, wie weit die Leute, mit denen ich zu tun habe, gehen würden. Bei ihr weiß ich es jetzt.‹ Ich glaube, Dillon hat ein ziemlich beschissenes Leben hinter sich. Ich hab nur ein einziges Mal erlebt, dass er so was wie Spaß hatte, und das war damals da unten in Florida. Wirklich zu schade. Der hat sein Leben lang immer dasselbe gemacht. Ich weiß nicht. Für mich wär das nichts.«
    »Bist du noch immer bei der Gewerkschaft?« fragte Cogan.
    »Nein«, sagte Mitch, »damit hab ich aufgehört. Da sind einfach zu viele. Weißt du, was die jetzt machen? Da gibts auf einmal nur noch diese Scheißpuertorikaner. Man denkt ja immer: die Nigger. Aber nein. Irgendwo anders vielleicht, aber nicht in New York. In New York gibts nur noch Puertorikaner. Ichweiß nicht, was da los ist. Seit fast zwanzig Jahren bin ich jetzt in New York, und immer haben irgendwelche das Maul aufgerissen und irgendwas gefordert. Jetzt sinds nicht mehr die Nigger, sondern die Puertorikaner. Da kommen ganze Flugzeugladungen von diesem Scheißpack, und plötzlich gehört ihnen die Stadt. Plötzlich muss man auf die Knie gehen und den verdammten Puertorikanern den Arsch küssen. Du kaufst dir ein Sandwich, und wehe, irgendein hungriger Puertorikaner steht da herum. Und es steht natürlich immer irgendein hungriger Puertorikaner herum, weil diese Puertorikaner einfach zu schön sind, um zu arbeiten. Dann kannst du dein Sandwich vergessen, denn auf einmal steht da so ein Typ aus Washington und sieht dich finster an. ›Gib ihm dein Sandwich, Jason. Er ist ein Bohnenfresser und hat ein Recht darauf.‹ Komm nach New York und sieh dich um – du siehst nur noch Bohnenfresser, flächendeckend, und alle wackeln mit dem Arsch. Ich schwöre, die sind alle

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