Ich Töte
Soldat mit seiner M16 im Anschlag.
Frank, Gavin und Inspektor Morelli folgten ihm, die Pistolen in den Händen nach oben gerichtet. Den Schluss bildete Roberts, der 514
mit seinem merkwürdigen Gang an einen Kater erinnerte, welcher sich beim Gehen die Pfoten zu putzen versucht. Er hatte es nicht für nötig gehalten, die Pistole in die Hand zu nehmen. Er hatte sich einfach die Jacke aufgeknöpft, um sie im Notfall schnell ziehen zu können.
Sie gelangten in eine Art Mehrzweckraum. Wahrscheinlich war er das Reich der Putzfrau. An der rechten Wand standen eine Waschmaschine, ein Trockner und verschiedene Bügelutensilien.
Gegenüber auf der linken Seite befand sich ein weiß lackierter Schrank und in der Ecke neben der Tür eine Treppe. Soeben kam sie ein Mann der Antiterroreinheit aus dem oberen Stockwerk herunter.
Die Wand vor ihnen wurde von einem großen Holzregal eingenommen.
»Das muss es sein«, bemerkte der Mann leise und deutete mit dem Schaft seines Gewehrs dorthin.
Frank nickte schweigend und steckte seine Pistole weg. Er ging zu dem Regal. Aufmerksam begann er, es auf der rechten Seite zu untersuchen, während Morelli dasselbe auf der anderen Seite tat.
Gavin und seine beiden Männer verfolgten all ihre Bewegungen aufmerksam, die Waffen im Anschlag, als könne hinter dem Regal jeden Moment eine Gefahr auftauchen. Auch Roberts hatte jetzt eine Beretta gezogen, die in seinen mageren Händen besonders groß und bedrohlich aussah.
Frank packte ein Regalbrett und versuchte zunächst, es zu sich heranzuziehen, und dann, es zur Seite zu schieben. Nichts geschah.
Er fuhr mit den Händen über die hölzerne Seitenwand und fand nichts. Dann hob er den Kopf und blickte zum obersten Bord hinauf, das ihn um etwa dreißig Zentimeter überragte. Er schaute sich um, griff nach einem Metallstuhl mit Plastiksitz und zog ihn an das Regal heran. Er stieg hinauf und konnte jetzt die Oberseite des Möbelstücks begutachten. Sofort bemerkte er, dass auf seiner Seite nicht ein einziges Staubkörnchen auf dem Holz zu sehen war. In einer Rille im Holz direkt an der Regalkante in der Nähe der Wand entdeckte er einen kleinen Metallhebel, der zu einem Scharnier zu gehören schien. Der Mechanismus war gut geölt und zeigte nicht eine Spur von Rost. Er wirkte voll funktionsfähig.
»Gefunden«, sagte Frank.
Morelli wandte sich um und blickte zu ihm hinüber. Er sah, wie Frank auf dem oberen Bord irgendetwas aufmerksam untersuchte, was er selbst nicht sehen konnte.
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»Claude, sind auf deiner Seite irgendwelche Angeln zu sehen?«
»Nein. Wenn hier welche sind, sind sie in das Regal eingelassen.«
Frank blickte zu Boden. Die Steingutflicsen wiesen keine Kratzspuren auf. Höchstwahrscheinlich öffnete sich die Tür nach innen.
Bewegte sich das Regal hingegen seitlich, womöglich mit einem Ruck, würde er vom Stuhl fallen. Spontan musste er an Nicolas Hulot und all die anderen Opfer von Keiner denken. Angesichts dessen, was ihnen passiert war, schien ihm das Risiko gering zu sein. Er wandte sich an die Männer, die mit ihren Pistolen im Anschlag abwarteten, was geschehen würde.
»Achtung … jetzt.«
Die drei standen mit leicht gespreizten Beinen da, die Pistolen in beiden Händen fest auf das Regal gerichtet. Frank drückte den Hebel ganz herunter. Sie hörten ein trockenes Schnappen, und das Regal öffnete sich nach innen wie eine Tür, lautlos, in gut geölten Angeln.
Dahinter tauchte eine schwere Metalltür auf, eingelassen in eine rohe Betonmauer. Von Angeln keine Spur. Der Schließmechanismus war so perfekt, dass der Übergang zwischen Tür und Rahmen fast nicht auszumachen war. Auf der rechten Seite ein Öffnungsrad, das an jene von U-Boot-Luken erinnerte.
Schweigend standen sie da und starrten fasziniert auf die dunkle Metallwand. Jeder schien auf seine Weise an das oder den zu denken, der sich auf der anderen Seite befand.
Frank stieg von seinem Stuhl und ging auf die Tür zu. Er packte das Rad, das gleichzeitig als Türgriff fungierte, und zog. Wie erwartet gab die Tür nicht nach. Er versuchte, das Rad in die eine und in die andere Richtung zu drehen, aber nach der Leichtigkeit zu schlie
ßen, mit der es sich bewegte, drehte es leer.
»Das funktioniert nicht. Das Schloss muss von innen blockiert sein.«
Während die anderen endlich ihre Waffen sinken ließen und auch an die Tür herantraten, dachte Frank über die Absurdität ihrer Situation nach. Vor seinem inneren Auge stiegen diesmal nicht eine,
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