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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Leitplanke, stand, bis zur Hüfte in den Büschen, Captain Ryan Mosse. In der Hand hielt er eine große Selbstladepistole mit Schalldämpfer.
    Blitzschnell drehte sich Jean-Loup um und tat etwas Unglaubliches. Er hechtete in die Büsche und war weg.
    Einfach so. Einen Augenblick vorher war er noch da gewesen, jetzt war er weg. Frank blieb vor Staunen die Luft weg. Ryan Mosse musste genauso überrascht sein, aber das hinderte ihn nicht daran, in die Büsche, in denen Jean-Loup verschwunden war, eine schnelle Folge von Schüssen abzufeuern, bis sein Magazin leer war. Rasch zog er es heraus, griff in die Jackentasche und steckte ein volles 558

    hinein. Schon war die Pistole wieder schussbereit. Vorsichtig begann er, den Hang hinabzusteigen, und achtete auf jede noch so geringe Bewegung im Gebüsch um ihn herum. Frank richtete seine Glock auf ihn.
    »Hau ab, Mosse. Die Geschichte hier geht dich nichts an. Steck die Pistole weg und verschwinde. Oder hilf uns. Erst mal müssen wir uns um den Jungen kümmern, der da unten hängt. Der Rest kommt später.«
    Der Captain stieg weiter den Hang hinab, die Pistole in der Hand.
    Er antwortete, ohne aufzuhören, mit scharfem Blick die Büsche um sich herum zu beobachten, durch die er sich vorarbeitete.
    »Du meinst, das geht mich nichts an? Das sehe ich anders, Mister Ottobre. Und wer hier die Prioritäten bestimmt, das bin ich. Erst lege ich den Verrückten um, und dann helfe ich dir, wenn du willst, den schwachsinnigen Jungen hochzuziehen …«
    Frank hatte Ryan Mosses massige Gestalt im Visier und verspürte einen unbändigen Wunsch, auf ihn zu schießen. Fast so unbändig wie denjenigen, auf Jean-Loup zu schießen, ohne ihm die mildern-den Umstände anzurechnen, dass er sein Leben riskiert hatte, um einen Hund oder einen kleinen schwachsinnigen Jungen, wie er soeben genannt worden war, zu retten.
    »Noch einmal, Ryan, steck sofort die Pistole weg.«
    Der Captain lachte auf, kurz und trocken. Seine Stimme klang höhnisch.
    »Und wenn nicht? Schießt du dann auf mich? Und was erzählst du den Leuten? Dass du einen Soldaten aus deiner Heimat umgebracht hast, um einem Mörder das Leben zu retten? Steck deine Schreckschusspistole weg, und sieh, wie man so was hier macht …«
    Während er weiter auf Mosse zielte, begann Frank, sich so schnell wie möglich auf Pierrot zuzubewegen. Noch nie hatte er sich in einer ähnlichen Situation befunden, einer Situation, in der er seine Entscheidung zwischen so vielen Alternativen treffen musste.
    »Hilfe, ich kann nicht mehr!«
    Irgendwo hinter seinem Rücken vernahm er Pierrots verzweifelte Stimme. Frank ließ die Pistole sinken und versuchte, so schnell es ging die Stelle zu erreichen, an der Jean-Loup vorher gestanden hatte. Er spürte, wie die Brombeerranken und die Zweige der Büsche versuchten, ihn an den Hosenbeinen festzuhalten, wie böse Hände, die durch Zauberkraft aus dem Erdboden gewachsen waren. Hin und wieder warf er einen Blick über die Schulter, um Ryan Mosse im 559

    Auge zu behalten, der weiter mit der Pistole in der Hand vorsichtig den Abhang hinabstieg und misstrauisch in den Büschen nach Jean-Loup Ausschau hielt.
    Urplötzlich wurden die Sträucher neben Mosse lebendig. Zwischen den Zweigen hatte es nicht die geringste Bewegung, hatte es nicht die leiseste Vorankündigung gegeben. Der aus dem Dickicht sprang war nicht mehr derselbe Mann, der auf der Suche nach Schutz hineingehechtet war. Das war nicht Jean-Loup, sondern ein Dämon, den man aus der Hölle vertrieben hatte, weil die anderen Dämonen Angst vor ihm hatten. Sein Körper stand unter einer unnatürlichen Spannung, als habe ein wildes Tier Besitz von ihm ergriffen und ihm die Kraft seiner Muskeln und die Schärfe seiner Sinne verliehen.
    Mit einer solchen Konzentration von Beweglichkeit, Energie und Anmut war Jean-Loup wieder aufgetaucht.
    Ein Tritt ließ die Pistole seines Gegners davonsegeln. Die Waffe flog weit und verschwand in den Büschen. Mosse war Soldat, zweifellos ein erstklassiger Soldat, mit einer Ausbildung, die exakt zu dem üblen Ruf passte, der ihm vorauseilte. Er war in einem Kampf auf alles gefasst.
    Aber nicht auf einen Kampf gegen Dämonen.
    Er ging leicht in die Knie und nahm eine Verteidigungsstellung ein. Der Captain war größer und schneller als Jean-Loup, aber das Gefühl der Bedrohung, das allein schon die Haltung des Jüngeren ausstrahlte, stellte sie auf dieselbe Ebene. Einen Vorteil aber hatte er Jean-Loup gegenüber. Er hatte alle

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