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Ich trug das Meer in Gestalt eines Mädchens (German Edition)

Ich trug das Meer in Gestalt eines Mädchens (German Edition)

Titel: Ich trug das Meer in Gestalt eines Mädchens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelle Groom
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unbeachtet und einsam, bis ein Mädchen mit Lockenhaar und schwarz geränderten Augen in seine Richtung blinzelt. »Ein Engel«, sagt der Erzähler. In dem Kurs dürfen wir eine »private« Geschichte abgeben, eine, die nicht von den Teilnehmern besprochen wird, die nur der Dozent zu sehen bekommt. Aber der Dozent erkannte in der Geschichte des Jungen mein Haar und zeigte sie mir. Mir war gar nicht klar, dass ich so viel Mascara benutzte.
    In der Geschichte wird der Junge von dem Mädchen gesehen und auf eine Art und Weise erkannt, die ihm das Gefühl gibt, er könne ihr vertrauen, sie lieben. Man kann mir tatsächlich vertrauen, aber nicht, wenn ich trinke. Es erinnert mich daran, wie die Polizei Plastiktrichter und Schläuche, lauter Zubehör, aus einer Schwarzbrennerei trägt und die Männer und Frauen auf den Rasen zerrt, die dunklen Augen verbunden – als würde man jemanden lieben, der nur ein einziges Ding umstoßen muss, und schon fängt alles andere Feuer.
    Der Junge lebt am Meer, an der gegenüberliegenden Küste. Die Universität liegt in der Mitte des Staates, er hat also eine lange Fahrt. Ein paarmal gehen wir zusammen aus. Ich bin nur einmal betrunken. Wir waren im Eisenbahnrestaurant in der Bar, wo ich damals noch arbeitete. Der Manager sah mich dort sitzen. »Wir sind heute Abend unterbesetzt«, sagte er. »Wir brauchen dich.« Ich fuhr den Jungen also zum Campus zurück, und wir hatten Sex in meinem Auto auf dem Parkplatz der Englischfakultät. Danach ging ich zur Arbeit, er nach Hause.
    Der Junge will für mich kochen, irgendwas mit Curry. Bisher hatte ich noch nie einen Freund, der kochen konnte. Er lebt mit seiner Mutter, seinem Vater und seiner Schwester zusammen. In einem Hotel soll ein großer Hochzeitsempfang stattfinden. Seine ganze Familie wird da sein, alle seine Freunde. Ich weiß nicht mehr, wessen Hochzeit es ist.
Ich möchte dich mitnehmen und ihnen zeigen, wie schön du bist,
sagt er. Der Junge steht am Herd und rührt. Meine vanillegelben Stiefel sind unterhalb des Knies weit, vielleicht für Cowboy-Hosen mit Nieten und Heftband im Leder.
    Wenn die Schmerzrezeptoren im Körper von der Hitze der Curry-Gewürze zu brennen anfangen, geben sie Endorphine frei, die einen trösten sollen, weil sie einen am meisten lieben. Manche Menschen werden süchtig danach und wollen das Gericht immer schärfer und schärfer. Das Wort Pein ist vom lateinischen
poena
abgeleitet, was Strafe bedeutet. Es gibt Pein, den Schmerz der Nerven, der Blutbahnen, der inneren Organe, es gibt Phantomschmerz, den Schmerz, wenn die Haut zerschnitten wird, es gibt eine extreme Traurigkeit des Torsos. Die Rezeptoren an der Oberfläche bewegen sich frei, bereiten einen Pfad für schnellen und langsamen Schmerz. Langsamer Schmerz muss an einem Vorsprung vorbei, der Rückenflosse mit Kiemen, die wir von dem Fisch aus früherer Zeit in uns behalten haben, und nach oben wandern. Der Schmerz muss ein Tor passieren, bevor der Körper sein eigenes Opium ausschüttet, Endorphine – das klingt wie etwas, das schwimmen kann.
    Ich mag keine Curry-Gerichte, aber dieses esse ich und fühle mich hell neben dem Jungen. In der Halle, wo die Hochzeitsfeier stattfindet, gibt es viele Flaschen. Eine große Schale mit einem alkoholischen Getränk. Ich trinke ein Glas nach dem anderen, bis ich mich an die Wand lehnen muss. Ich gleite zu Boden. Der Junge guckt besorgt, überlegt, ob mir nicht gut sei. Warum sank ich zu Boden, als hätte ich vergessen, wozu der Körper gut ist und wie er funktioniert?
    Der Sänger der Band tanzt mit mir und guckt überrascht, als sein Hut auf meinen Kopf hinüberschwebt. Ich sage dem Jungen, dass ich zur Toilette gehe. Aber als ich furchtlos aus der Tür tänzele, sagt jemand, irgendwo gebe es eine Party, und ich finde sie. In dem Zimmer ist ein großes Bett, die Wolldecke ist etwas kratzig, aber wer in dem Bett ist, in dem Zimmer – all das ist unklar. Ich erinnere mich nur an ein Stimmengemurmel um mich herum, an jemanden, der mich berührt, sodass ich nicht allein bin, an jemanden, der mich wählt. Und dann die Dunkelheit, als die Tür aufgeht – hinter wie vielen Türen der Junge versucht haben muss, mich zu finden, ein Hotel voller Türen.
    Später, ich bin mit ihm allein, sage ich
Baby.
Doch, er liebt mich wieder, bevor der Abend vorbei ist – ein paar Stunden der Barmherzigkeit –, bevor er vor seine Freunde, seine Familie und seine Schwester tritt, die mich
Das Tanzende Mädchen
nennen. Wir sind

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