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Ich trug das Meer in Gestalt eines Mädchens (German Edition)

Ich trug das Meer in Gestalt eines Mädchens (German Edition)

Titel: Ich trug das Meer in Gestalt eines Mädchens (German Edition)
Autoren: Kelle Groom
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einen kleinen Autounfall gehabt. Es kommt mir nicht in den Sinn, dass er so ruhig ist, weil er weiß, er hat mich, er hat mich. Er sagt: »Ich gehe aufs College. Ich studiere Musik.« Er hat eine Gitarre in der Hand, zupft die Saiten. Seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe, ist unser Sohn geboren und gestorben. »Kann ich dein Bad benutzen?« »Nimm das meiner Mutter«, sagt er. »Über den Flur.« Das Schlafzimmer seiner Eltern ist leer, dunkel auch am Tage. Ich habe Angst, mir in dem Haus die Sachen auszuziehen, zu duschen. Ich lasse Wasser laufen. Bespritze mir das Gesicht. Putze mir die Zähne mit dem Finger. Nehme Zahnpasta.
    Als ich wieder in sein Zimmer komme, küsst er mich. »Jemand muss mich nach Hause fahren«, sage ich. Er küsst mich wieder. Ich stelle mir einen Metalllöffel vor, einen Gebrauchsgegenstand, der auf dem Tisch liegt, der benutzt wird, sich aber nicht verändert. Ich tue so, als wäre ich ein Stück Besteck. Er will mir das Hemd über den Kopf ziehen, aber das Hemd ist eng und lässt sich, selbst zerrissen, nicht hochziehen. Er zerrt daran, als sein Vater an die Tür klopft, hereinkommt und sagt: »Du musst das Schwimmbecken sauber machen.« Sein Vater hat einen Papagei auf der Schulter.
    Danny gibt mir ein T-Shirt und Shorts. Ich ziehe mich im Badezimmer um. Wir gehen durch das dunkle Wohnzimmer zu den Schiebetüren und raus zum Pool. Seine Mutter wird mich zum Frühstück einladen. Käseomelette und Kleie-Muffins. Ich weiß, dass ich das durchstehen muss, damit mich jemand nach Hause fährt. Ich betrachte die Gänseblümchen auf den Küchenvorhängen und denke an eine Geschichte, die Danny mir erzählt hat, als wir zusammen waren. Seine Freunde hatten ihm erzählt, sie hätten am Abend zuvor in einer Bar ein Mädchen aufgegabelt. Sie waren mit dem Mädchen in dem Geländewagen eines der Jungen rausgefahren und hatten es vergewaltigt. Dann waren sie mit dem Mädchen ins Zentrum von Apopka gefahren und hatten es nackt auf die Straße geworfen. Die Jungen fanden es lustig, dass dem Mädchen, so nackt und verletzlich, noch mehr Schaden zugefügt würde. Als wäre das Mädchen kein Mensch.
    Zur Säuberung des Beckens muss Danny mit einem auf einen Staubsauger aufgesetzten Besen die Wände schrubben. Wegen des Wasserwiderstands sieht es aus, als würde er in Zeitlupe arbeiten. Seine Hunde umkreisen mich. Ich versuche, auf dem weißen Beton um das Becken herum nicht zu stolpern. Der Stein blendet mich, und sein Vater sagt Worte, die ich nicht verstehe. Ich nicke, aber der Vogel auf seiner Schulter ist zu hell, gelbe Flammen schießen aus seinem weißen Kopf.

Regency
    Wie man die Gewalt überlebt, während sie an einem verübt wird – das meine ich nicht. Wie es in deinen Schädel hineinfährt, wie deine Knochen all ihre weiße Härte aufbringen. Wie das Gehirn mit Neuronen summt, gleich einer Stadt bei Nacht. Nicht die Sirenen der Adrenalinschübe, die Raserei deines Körpers. Es ist ein Geschenk, wenn man lebt. Man ist nur so groß, wie man ist. Ein Mann von einer bestimmten Größe – wenn er angreift, ist es, als würde man lebendig begraben.
    Aber ich meine nicht den körperlichen Kampf, das geistige Gerangel. Wenn man wieder atmet. Wenn der Angreifer sagt oder die Angreifer sagen: »Wir wollen doch Freunde sein.« Der Weg nach Hause in den Sachen eines anderen. Ich meine nicht den Weg oder wie du die Sachen zum Anziehen bekommen hast oder den Schlüssel zu deiner Wohnung gefunden hast, obwohl deine Handtasche weg ist. Ich meine, wenn du nach Hause kommst, das Bett still, gemacht. Es sah aus, als läge mein Bett selbst in tiefem Schlaf. Die seidige rosa Bettdecke, die ich schon als kleines Mädchen hatte, gefaltet wie ein Gewand. Ich war der schwere Geist dieses Mädchens. Ich duschte, legte mich zwischen die Betttücher, die wie die Wüste aussahen, Wellen von Rosa und Sand.
    Aufzuwachen bedeutet Panik. Du willst es nicht, aber es ist so. Am Tag nachdem ich vergewaltigt worden war, musste ich in der Saftbar des Naturkostladens arbeiten. Mittags ist viel los, lange Schlangen vor der Sandwichtheke. Ich sage zu der Managerin des Restaurants: »Ich muss heute früher gehen, ich bin vergewaltigt worden.« Die Managerin sagt: »Ist in Ordnung.« Kastenförmiger Körper, hohe gelbe Frisur. Nie würde sie mich etwas über die Vergewaltigung fragen.
    Ich habe keinen Termin – Vergewaltigung hatte ich für diesen Monat nicht vorgesehen –, aber ich fahre auf den Militärstützpunkt. Am Tor
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