Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
trotzdem tun. Sie können nichts dafür. Sie sind wie Elefanten, die unbekümmert durch den Dschungel ziehen und gelegentlich ein Backenhörnchen tottrampeln, ohne es überhaupt zu merken: scharfe, sexy Elefanten.
Tatsächlich ähnelt Madison meiner Mom in vielen Punkten. Sie ist versessen darauf, Gutes zu tun, und sie ist der absolute Hammer in der Kunst, andere zu irgendwelchen Aktivitäten zu überreden. Das ist eine unglaublich gefährliche Kombination, wie man später in diesem Buch feststellen wird, falls ich es je zu Ende bringen kann, ohne durchzudrehen und meinen Laptop aus dem Fenster eines fahrenden Autos in einen Teich zu schmeißen.
Na schön. Die leukämiegesteuerten Freundschaftshormone hatten also begonnen, in Madisons Blutkreislauf den Betrieb aufzunehmen, und jetzt demonstrierte sie ihre Freundschaft, indem sie uns in der Mittagspause Gesellschaft leistete.
»Sitzt hier jemand?«, fragte sie. Sie hat so eine tiefe, schmelzende, irgendwie weise klingende Stimme, was gar nicht richtig zu ihrem Äußeren passt. Auch das ist scharf. Ich komme mir vor wie der letzte Idiot, wenn ich andauernd schreibe, wie scharf sie ist, darum höre ich jetzt damit auf.
» I CH GLAUBE NICHT «, sagte Naomi.
»Setz dich zu uns«, sagte Rachel.
Also setzte sie sich. Naomi sagte nichts mehr. Das Gleichgewicht der Kräfte hatte sich in einer Weise verschoben, die keiner von uns sofort begriff. Die Luft war spannungsgeladen. Es war ein Moment großer Chancen und noch größerer Gefahren. Die Welt war drauf und dran, sich für alle Zeiten zu verändern. Ich hatte Rindfleisch im Mund.
»Greg, dein Lunch sieht aber interessant aus«, sagte Madison.
Es bestand aus Resten von Rindergeschnetzeltem, Sojabohnensprossen und Salat in einem Plastikbehälter. Teriyaki-Sauce und Frühlingszwiebeln und ähnliches Zeugs waren auch dabei. Das Ganze sah mehr oder weniger so aus, als wäre ein Alien auf die Erde gekommen und hätte einen Kurs in Salatzubereitung gemacht, bei der Abschlussprüfung aber nicht besonders toll abgeschnitten. Jedenfalls war das meine Chance, und ich ergriff sie.
»Ich hab schon gegessen«, sagte ich. »Das hier ist die Kotze eines Außerirdischen.«
Rachel und Anna prusteten los, und Madison kicherte tatsächlich ein bisschen . Ich hatte keine Zeit, den ständerauslösenden Nebeneffekt, den das hatte, richtig wahrzunehmen, weil Naomi offensichtlich drauf und dran war, im nächsten Moment einen lauten und lästigen Versuch zu starten, die allgemeine Aufmerksamkeit zurückzuerobern, was ich um jeden Preis verhindern musste.
»Ja, ich mache bei Mr. McCarthy eine Dokumentation über das Kotzverhalten von Außerirdischen. Ich begleite sie mit der Kamera überallhin und sammle ihre Kotze in Behältern wie diesem hier ein. Hast du gedacht, ich würde das essen ? Also echt. Madison, du musst mich für pervers halten. Ich bin Kotzhistoriker , da könntest du ruhig ein bisschen Respekt zeigen. Nur darum habe ich diese wunderschöne Kotzprobe hier in meinem Container. Zu Forschungs zwecken.«
Naomi unternahm hin und wieder den Versuch, mich zu unterbrechen, indem sie » KRASS « und » I IIH , DAS IST JA WIDERLICH « jaulte, aber ohne Erfolg. Ich kam jetzt ein bisschen in Fahrt und hatte schon ein paar ziemlich gute Lacher geerntet, besonders von Rachel, die sich aufführte wie die Gräfin von Prustenburg.
»Ich habe keineswegs vor, diese wertvolle Kotze zu verspeisen . Ich will euch mal was erklären, Leute. Wenn Aliens kotzen, ist das ein Zeichen des Vertrauens. Ich habe einen Haufen Zeit mit Aliens verbracht und ihr Vertrauen gewonnen, damit sie mir ihre wunderbare Kotze zur Verfügung stellen, und ich werde den Teufel tun und dieses Vertrauen missbrauchen, indem ich diese Kotze esse. Obwohl sie nahrhaft aussieht und so, als würde sie fantastisch schmecken. Guckt sie euch an, guckt euch diese komischen, samenförmigen Dinger an. Ob ich beim Anblick dieser Kotze nicht aufs Ganze gehen will? Sie in den Mund stecken und essen will? Na klar will ich. Aber es geht hier um Vertrauen , Leute. Nächste Frage. Rachel.«
Ich wusste, dass ich ein bisschen Luft holen konnte, ohne dass Naomi zu Wort kam, wenn ich die hilflos prustende und gackernde Rachel aufforderte, etwas zu sagen. Gleichzeitig versuchte ich mich nicht so sehr auf die Tatsache zu fixieren, dass ich das vermutlich schärfste Mädchen an der Benson High zum Lachen brachte. Es war bei Weitem das einzige Mal im Leben, dass mir so was gelungen war.
»Wo
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