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Ich weiß, ich war's (German Edition)

Ich weiß, ich war's (German Edition)

Titel: Ich weiß, ich war's (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Schlingensief , Aino Laberenz
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Kunst heißt doch, etwas Neues zu entdecken und zu schaffen. Etwas Unwahrscheinliches. Und wenn diejenigen, die jetzt Filme machen, nur noch ausgebildet werden, um Hollywood zu simulieren, dann ist das Ergebnis leider sehr ausrechenbar.
    Werner Schroeter ist auch gestorben … allmählich wird es voll da oben.
    Ich habe Werner Schroeter immer verehrt! Er hat mich in meinen Filmen wie zum Beispiel »Egomania« sehr stark beeinflusst. Er gehört auf dieselbe Stufe wie Fassbinder oder Jarman gestellt! Sein Leben war immer auch Zeugnis seiner Kunst und umgekehrt. Selbst in den letzten Monaten seines Lebens kämpfte er trotz seiner schweren Krebserkrankung für seine Kunst und seine Anerkennung. Ich hoffe sehr, dass ihm nun das deutsche Fernsehen endlich eine ausgiebige Retrospektive widmet, und dass er in Frieder Schlaich von der Filmgalerie 451 den Mann gefunden hat, der sein Werk so pflegt und vertreibt wie Juliane Lorenz das Werk von Fassbinder. Und ich denke, manch deutscher Kritiker sollte sich nun eingestehen, dass Werner Schroeter auch in seinen letzten Arbeiten für das Leben und seine merkwürdigen Auswüchse gelebt, gelitten und geschaffen hat. Stattdessen haben ihm einige seine letzte Arbeit an der Volksbühne Berlin, die ihm fast als letzte deutsche Bühne noch ihre Unterstützung gab, auf so peinliche Art vorgeworfen, dass es kränkend und verachtend wurde. Eine Entschuldigung für solche Hassattacken gibt es nicht. Keine Achtung vor seinem Werk? Oder war da wieder dieses Unbehagen, diese Angst, die er in vielen Betrachtern durch seine »Wahnsinns«-Arbeiten ausgelöst hat? Das hat ihm sicher zuletzt noch die letzte Kraft geraubt! Im Ausland hat er die Anerkennung zum Glück bekommen, aber wir in Deutschland konnten ihm zu Lebzeiten nicht mal eine Retrospektive geben. Zu schwierig für das deutsche TV-Publikum, zu kitschig, zu radikal, zu schwul, zu genial, zu … zu … zu … Zum Glück dann noch nach den Filmfestspielen in Venedig auch ein letzter Preis auf der diesjährigen Berlinale … ein kleiner, wenn man das so überhaupt sagen darf, Preis, der sicher wesentlich ehrlicher und wertvoller war als die vielen anderen deutschen TV- und Filmpreise. Jeder Preis bedeutet Anerkennung, aber vielleicht eignen sich die großen, publikumswirksamen deutschen Preise sowieso nur für Strahlemänner und -frauen und nicht für letzte Existenzialisten und Radikalüberhöher, wie Werner Schroeter einer war.
    Ich habe in den letzten Monaten seines Lebens keine Kraft gehabt, ihn zu besuchen. Er war sehr mächtig, ein wirklich Wissender, einer, der sein Leben lang schon mit dem Tod verhandelt hat. Der die Liebesverluste in seinen Arbeiten zu ganz großen, existenziellen, in der Tradition von Pasolini und Fassbinder stehenden Werken geführt hat. Vielleicht war es diese Angst vor ihm, die mir den Mut genommen hat, mich ihm noch mal zu stellen, trotz größter Zuneigung! Ich bin mir sicher, dass Werner Schroeter in ein paar Jahren auch im öffentlichen Bewusstsein einiger Kritiker und TV-Redakteure zu den ganz großen deutschen Meistern gezählt werden wird! Was ein Derek Jarman für England, das ist Werner Schroeter für Deutschland. Aber eigentlich ist er noch viel mehr! Auch ein Fassbinder hat bei ihm geklaut, aber letzten Endes nie zu Schroeters Radikalität gefunden! Sein Tod ist nicht nur für mich ein großer Verweis auf die Vergänglichkeit unseres Lebens, aber vor allem ist er ein Verweis auf die wenige Achtung, die man einem wirklichen Genie in Deutschland entgegenbringt. Nun ist er tot und fast hätte ich gesagt, es ist zu spät. Aber eines ist klar: Schroeters Filme sind ein Vermächtnis, das an jede Filmhochschule und auch in die deutschen Kinos oder die richtigen TV-Anstalten gehört! Ein Vermächtnis, dieses Leben genauer zu betrachten und seine Melodie zu erforschen! Das hat er sein Leben getan! Dafür nicht nur Dank, sondern tiefste innere Liebe!
    (13.4.2010, Schlingenblog auf www.schlingensief.com )

Ich bezweifle, dass die Leute tatsächlich schreiben, was sie wollen
    Ich finde, wir haben in Deutschland keine wirklich guten Filme. Oder: Wir haben vielleicht immer wieder ein paar Leute, die interessante Filme oder auch Fernsehsachen machen, nur wo sind die Abspielstätten? Wo kann man die Filme sehen? Da muss doch das Fernsehen ran. Die können doch nicht nur so Hollywood-Simulationen versenden. Ich war zum Beispiel ein Fan von Doris Heinze. Das darf man ja gar nicht zu laut sagen, glaube ich. Trotzdem:

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