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Ich werde die Bilder im Kopf nicht los - mein Leben nach dem Missbrauch

Ich werde die Bilder im Kopf nicht los - mein Leben nach dem Missbrauch

Titel: Ich werde die Bilder im Kopf nicht los - mein Leben nach dem Missbrauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Telefonat beendete, dann stürmte sie in mein Zimmer und schrie: »Was fällt dir ein? Das ist eine Lüge!« Noch nie habe ich meine Mutter so aufgebracht erlebt. Ich war schockstarr und unfähig, etwas zu entgegnen. Meine Mutter tobte, schimpfte, knallte meine Zimmertür zu und stapfte laut hinunter in die Küche. Ganz leise hörte ich ihre Stimme. Es war mir sofort klar, dass sie nun mit meinem Stiefvater telefonierte. Kurz darauf bestätigte sie meine Befürchtung: »Warte nur, bis dein Stiefvater nach Hause kommt!«, brüllte sie die Treppe hinauf. Damit ließ sie mich stehen. Und ich war vor lauter Schock und Angst wie gelähmt. Daran wegzulaufen, dachte ich nicht mal. Ich war einfach nur starr – in meinen Gedanken und meinen Bewegungen. Atemlos lag ich in meinem Bett und lauschte auf das Brummi-Geräusch, das meinen Stiefvater ankündigen würde.
    Krause: »Hat deine Lehrerin deiner Mutter von deinen Vorwürfen berichtet?«
    Ich: »Klar. Das zum Thema ›sie unternimmt nichts‹. An diesem Abend dachte ich wirklich, dass es das nun für mich war. Und ich hatte mich damit auch schon abgefunden.«
    Krause: »Wie meinst du das? Kann das gerade schwer verstehen, entschuldige bitte.«
    Ich:»Na ja, meine Mutter hat es ihm natürlich gleich erzählt.«
    Krause: »Oh, alles klar. Wie ist er dann mit der Situation umgegangen?«
    Ich: »Wie ich schon gesagt habe. Ich dachte halt, ich würde sterben.«
    Krause: »Ich muss dich das fragen: Was ist konkret passiert?«
    Ich: »Was soll schon passiert sein? Er ist ausgerastet.«
    Krause: »Möchtest du versuchen zu beschreiben, was genau das bedeutet.«
    Ich: »Er, er kam zu mir hoch ins Zimmer. Ich lag im Bett und hab so getan, als ob ich schlafen würde. Hab ich aber natürlich nicht. Er hat es auch gleich gewusst. Er hat die Tür aufgerissen und mich angeschrien, dass ich gefälligst aufstehen solle. Hab es natürlich auch gemacht. Irgendwie, es ging total schnell. Mit der einen Hand hat er mich so im Genick gepackt und meinen Kopf nach unten gedreht. Allein davon ist mir schon wahnsinnig schwindelig geworden. Dann, ich hab keine Ahnung, wo er den herhatte, ob er ihn von Anfang an schon in der Hand hatte oder ja, keine Ahnung. Er hat mit einem Ledergürtel immer wieder zugehauen. Ich, ich kann gar nicht mehr sagen, wie oft das war. Ich hatte das Gefühl, dass mein Körper einfach aufplatzt.«
    Krause: »Hat er währenddessen irgendwas gesagt?«
    Ich: »Er hat mich die ganze Zeit beschimpft. Ich kann nicht mal mehr genau sagen, was genau er gesagt hat. Immer wieder nur, dass ich eine Schlampe sei und was mir einfiele. Er tue alles für mich und meine Scheißfamilie und ich solle gefälligst dankbar für alles sein. Das weiß ich noch. Aber mehr irgendwie nicht. Ich kann das gar nicht so genau sagen, aber es fühlte sich irgendwann so an, als wenn das gar nicht mehr ich gewesen wäre. Ich hab das Blut gesehen und dachte irgendwie nur, dass es gleich aufhört. Und endlich vorbei ist. Irgendwann, ich weiß nicht, wie lange das gedauert hat, hat er mich losgelassen. Bin dann einfach so auf den Boden gefallen und dachte, ich könnte einfach einschlafen und es wäre vorbei. Ich war mir völlig sicher in dem Moment, dass ich nicht wieder aufwache.«
    Krause: »Aber du bist zum Glück wieder aufgewacht.«
    Ich: »Ob das so ein Segen war, weiß ich nicht. Ich wollte es nicht.«
    Krause:»Weißt du denn, wann du wieder aufgewacht bist?«
    Ich:»Ja, irgendwann mitten in der Nacht. Ich bin aufgewacht, weil mir wahnsinnig kalt und schlecht war. Ich hab dann die Nacht bis zum Morgen vor der Toilette verbracht. Immer irgendwie zwischen Spucken und Vor-mich-hin-Dämmern. Am Morgen kam dann meine Mutter hoch und hat gefragt, ob das denn nun unbedingt sein musste. Sie hat mir dann gesagt, dass ich mich ins Bett legen soll, und sie hat das Blut vom Boden gewischt, als wenn es das Normalste auf der Welt wäre.«
    Krause: »Und sonst hat sie da nichts zu gesagt oder gefragt, wie es dir geht oder was passiert ist?«
    Ich: Kopfschütteln.
    Auszug aus dem Vernehmungsprotokoll, 15. Juli 2011, 10:58 Uhr
    Im Alltag gelingt es mir ganz gut zu verdrängen, wie meine Mutter sich verhalten hat. Dann denke ich daran, wie sie mir als Kind Gummitiere gekauft, im Schwimmbad mit mir herumgealbert und wie glücklich sie dabei ausgesehen hat. Und dann tut sie mir vor allem leid, weil ich weiß, dass sie jetzt auch nicht froh ist mit ihrem Leben. Oft rufe ich sie in solchen Momenten an oder fahre zu ihr, wenn

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