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Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman

Titel: Ich will endlich fliegen, so einfach ist das - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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Spezialitäten«.
    Ich habe eiskalte Hände und schwitze unter den Achseln, als ich mein Fahrrad abschließe. Bis eben war ich noch ziemlich obenauf, kam mir aufregend und sexy vor in dem neuen Kleid. Ich habe einen BH in meinem Bestand ausgegraben, den ich bisher kaum getragen habe, einen Push-up, der meinen kleinen Busen voller erscheinen lässt. Dazu habe ich mir Mamas neue Schuhe mit Keilabsatz geliehen, hab mein Haar gestylt und mich dezent geschminkt. Ich hab mich so schön und selbstbewusst gefühlt, als ich in den geborgten Schuhen die Treppe runtergeklackert bin. Jetzt fühle ich mich nur noch overdressed und unpassend, und meine Brüste kommen mir nicht mehr sexy vor, sondern nur lächerlich im Ausschnitt hochgequetscht.
    Mit steifen Fingern schließe ich das Rad an dem rostigen Fahrradständer an der Hauswand an, zupfe mein Kleid zurecht und fahre mit den Fingerspitzen über den seidenweichen Stoff. Meine Haut darunter ist heiß. Wovor habe ich solche Angst? Ich bin doch nicht diejenige, die heute ihre Unschuld verliert. Nils muss arbeiten, wir treffen uns im Restaurant seines Vaters. Ich strecke den Rücken und fahre mir mit der Hand durchs Haar, das mir gleich wieder kitzelnd ins Gesicht fällt, und lasse noch einmal Siljas Stimme in meinem Kopf abspulen: »Du bist so toll schlank. Dir passt alles.« Ich mache zwei Fäuste und drücke mir die Fingernägel in die Handballen. Ein guter Schmerz. Dann atme ich tief ein und öffne die Tür.
    Es duftet himmlisch im Lokal und aus der Küche dringen Rufe und Geklapper heraus. Nils trägt Kellnermontur, weißes Hemd und schwarze Hose. Er steht an einem Tisch und faltet blau-weiße Servietten. In dieser Aufmachung und der schummrigen Beleuchtung sieht er südländischer aus als üblich. Seine sonnengebräunte Haut hat einen leichten Olivstich und das zurückgekämmte Haar schimmert schwarz. Ein paar Locken haben sich aus der gegelten Frisur befreit. Seine Hände bewegen sich routiniert, nehmen eine Serviette – rollen, falten, beiseitelegen, neue Serviette. Ich habe sicher eine halbe Minute Zeit, ihn zu betrachten, ehe er mich bemerkt.
    »Hallo!«, sagt er. »Ich hab dich gar nicht reinkommen hören. Bist du hungrig?«
    Ich nicke. »Es duftet himmlisch. Wer vorher noch keinen Hunger hatte, kriegt ihn spätestens, wenn er die Nase zur Tür reinsteckt.«
    Ich war schon ein paar Mal im Akropolis. In der Siebten mit der ganzen Klasse, da haben wir Souvlaki gegessen. Und einmal mit Tonjas Familie, nachdem sie in Griechenland waren und ihre Urlaubserinnerungen auffrischen wollten. Aber da war Nils nicht da. Nils lächelt.
    »Wir können gleich essen«, sagt Nils. »Magst du Keftedes? Das sind so eine Art Fleischbällchen, nur griechisch. Dimitris macht die weltbesten Keftedes. Das ist unser Koch. Ich muss nur noch die Servietten auf den Tischen verteilen, danach können wir futtern.«
    Ich komme mir etwas blöde vor, ihm beim Arbeiten zuzugucken.
    »Kann ich dir irgendwie helfen?«, frage ich. »Mit den Servietten, meine ich.«
    Nils reicht mir einen Stapel gefaltete Servietten und zeigt mir, wie ich sie in die Gläser stecken und etwas auffächern soll, damit es hübsch aussieht. In wenigen Minuten sind alle Servietten verteilt.
    »Super!«, sagt Nils anerkennend. »Sag Bescheid, wenn du einen Job suchst. Papa braucht immer jemanden.«
    Sein Blick wandert an meinem Körper rauf und wieder runter.
    »Du siehst übrigens super aus«, sagt er mit einem verlegenen Lächeln. »Anders als in der Schule. Also, ich will damit nicht sagen, dass du sonst nicht super aussiehst, aber … Du weißt schon, was ich meine, oder?«
    Meine Wangen werden ganz heiß. Warum bin ausgerechnet ich mit Helium im Blut geboren, das bei jeder sich bietenden Gelegenheit in den Kopf steigt? Komplimente nimmt man mit einem lässigen Lächeln entgegen, nicht mit knallroter Birne und stammelnd.
    »Silja und ich waren heute Vormittag shoppen«, sage ich.
    »Cool«, sagt Nils. »Wie ist sie so?«
    Na genial, denke ich ironisch. Warum muss ich Silja ins Gespräch bringen? Was das Ködern von Typen angeht, scheine ich nicht viel Grips zu haben. Jungsköder-IQ gleich null.
    »Ganz okay«, sage ich. »Aber ich kenne sie noch nicht so gut.«
    »Komm«, sagt Nils.
    Er nimmt meine Hand und zieht mich hinter den Tresen und weiter in die Küche. Ich bin so überrumpelt, meine Hand in seiner zu spüren, dass ich kaum merke, wohin ich meine Füße setze, und um ein Haar wäre ich über einen Pappkarton mit

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