Ich will nur dein Glück: Roman (German Edition)
konnte einen Tag dauern, aber auch eine Woche oder länger. Und sie wollte niemandem zur Last fallen, schon gar nicht einem so lebenslustigen Mann wie Joe.
Es war schon schlimm genug gewesen, ständig Nashs Überfürsorglichkeit abzuwehren, aber der hatte sie wenigstens verstanden. Joe kannte sie noch nicht so gut, und das Letzte, was sie wollte, war sein Mitleid.
Fakt war: sie wollte ihn . Sie hatte Schmetterlinge im Bauch, als sie ihm nun in die mokkabraunen Augen sah. »Warum? Warum willst du mit mir ausgehen?«
»Machst du Witze?«, fragte er. »Ich mache dir seit einem halben Jahr schöne Augen! Dir muss doch aufgefallen sein, dass ich auf dich abfahre.«
Seine Worte verpassten ihr einen dringend benötigten Ego-Boost. »Und ich muss wissen, warum. Ich bin nämlich nicht auf der Suche nach einem Kerl, der den Drang verspürt, mich zu bemuttern. Ich kann sehr gut für mich selbst sorgen.«
»Gut.« Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf und verschränkte die Arme vor der Brust. »Weil es nämlich ein großer Unterschied ist, ob ich dich will oder ob ich dein Babysitter sein will«, sagte er unverblümt. »Bist du jetzt beruhigt?«
»Und wie«, sagte sie und lächelte, was sie selbst erstaunte. »Also gut, dann gehe ich mit dir aus. Woran hattest du denn gedacht?«
Er erwiderte ihr breites Lächeln. »Lass dich überraschen. Hast du am Samstagabend Zeit? Um die Bar kann sich auch mein Manager mal kümmern.«
Sie nickte. »Hol mich doch einfach ab?«
»Ich komme um acht. Halt dich bereit.«
»Ich glaube, das kriege ich hin.«
»Ich freue mich darauf, meine Hübsche.« Joe zwinkerte ihr zu, dann wandte er sich von ihr ab und widmete sich dem nächsten Gast.
Damit war Annie zum dritten Mal an diesem Abend der Gesprächspartner abhandengekommen. Sie sah sich nach Kelly und Nash um, konnte sie aber nirgendwo entdecken. Insgeheim war sie ganz froh darüber, denn so konnte sie nach Hause gehen und die Vorfreude auf ihr Date am Samstag genießen.
Joe umklammerte das Geschirrtuch, das er in der Hand hielt etwas fester, und sah Annie auf dem Weg nach draußen nach. Jetzt hatte er sie doch glatt anschwindeln müssen, damit sie mit ihm ausging. Denn in Wahrheit verehrte er sie, seit er sie damals mit fünfzehn aus Gillmans Eissalon hatte kommen sehen, und er würde sich nur zu gern um sie kümmern. Aber irgendwie hatte er von dem Hang zur Fürsorglichkeit, der seinem Vater so völlig gefehlt hatte, eine Spur zu viel abbekommen.
Sein alter Herr hatte das Lokal, das er Joe vermacht hatte, als seinen persönlichen Spielplatz betrachtet, hatte sich an eine Frau nach der anderen herangemacht, nur um sie wieder fallen zu lassen, sobald er genug von ihr hatte. Joes Mutter war sein allererstes Opfer gewesen, und sie unterschied sich von den zahlreichen anderen Frauen einzig und allein dadurch, dass Frank Lockhart sie geheiratet hatte. Was ihn nicht davon abgehalten hatte, regelmäßig stockbesoffen und nach anderen Frauen riechend nach Hause zu taumeln. Um Joes Mutter und ihre Bedürfnisse hatte er sich nie groß geschert. Joe und seine Schwester hatten ihn dafür verachtet, und als ihr Vater gestorben war, hatte Joe nur eines empfunden: Erleichterung.
In Annie war er schon seit der Highschool verliebt, und jetzt, da sie Single war und offen für etwas Neues, bekam er endlich die Gelegenheit, sie besser kennenzulernen. Er musste nur zusehen, dass er sich nicht so aufführte wie der dominante Nash Barron, der sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit einmischte. Annie wollte nicht umsorgt werden? Nun, das lässt sich einrichten , dachte Joe. Sie würde sich noch wünschen, sie hätte diese Bedingung nie gestellt. Joe hatte sich als Teenager – gemeinsam mit seiner Schwester – jahrelang um seine Mutter Ilene gekümmert, und obwohl es ihr inzwischen besser ging, wusste er, was es bedeutete, für einen emotional instabilen Menschen zu sorgen. Es war reichlich anstrengend gewesen, und er hatte keine große Lust, das alles noch einmal durchzumachen.
Es nötigte ihm Respekt ab, dass Annie Gleichberechtigung und Unabhängigkeit anstrebte, aber Gleichberechtigung erforderte ein gewisses Maß an Vertrauen, und dafür kannte sie ihn noch nicht gut genug. Sie war geschieden und hatte kürzlich erfahren, dass sie unheilbar krank war. Sie wollte sich einfach nur ein bisschen amüsieren, ganz unverbindlich.
Und er wollte sie .
Er konnte ihr genau das geben, was sie im Augenblick brauchte. Sie würden ihren Spaß
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