Ich will vergelten: Thriller (German Edition)
geht?«
Sie wartete.
»Mit einem Wort: nein«, sagte Gormley. »Datenschutz ist schon ein Hammer, oder?«
»Sehr witzig!« Conway grinste Daniels an. »Ihr Freund hier sollte sich als Comedian versuchen.«
»So lustig ist er nicht.« Daniels erwiderte das Lächeln der Frau. »Wir können Ihnen nicht sagen, warum wir mit ihm sprechen müssen. Aber lassen Sie es mich so ausdrücken: Wenn er jetzt hier wäre, würden wir ihn einbuchten. Wenn wir richtigliegen, werden Sie es früh genug in der Zeitung lesen.«
Der Kommentar schien Patricia Conway zufriedenzustellen. Sie versuchte, ihre Freude zu verbergen, sah auf die Uhr, öffnete die Tür und trat zurück, um sie einzulassen.
»Mir wär’s lieber, wenn Sie dabeiblieben.« Daniels winkte sie herein und schloss die Tür, um den Verkehrslärm auszusperren, der auf dem Flur zu hören war. Das Büro war unauffällig, bis auf die Tatsache, dass es zwei Schreibtische beherbergte, aber nur einen Stuhl. »Ist Freek der Einzige, der hier drin arbeitet?«
Patricia Conway nickte. »Ja. Ich habe Ihnen ja gesagt, er arbeitet allein.«
»Also hat sonst niemand Zugang hierzu?« Daniels zeigte auf den Computer auf Freeks Schreibtisch. »Wenn er den Computer mit irgendjemandem teilt, müssen wir das wissen.«
»Das tut er nicht, und der Computer ist nicht mal richtig mit einem Passwort geschützt …« Conway hielt das Namensschild hoch, das an einem Band um ihren Hals hing. »Unser System reagiert auf unseren Ausweis, beinahe so wie Ihres, nehme ich an, mit dem einzigen Unterschied, dass der Systemadministrator einen Zugangscode aufheben kann.«
»Und wer könnte das wohl sein«, fragte Gormley mit gezücktem Stift, um ihre Antwort aufzuschreiben.
Patricia Conway grinste.
56
»Können Sie den Verlauf prüfen? Uns sagen, was er sich in letzter Zeit angesehen hat?«
Sie waren noch immer in Freeks Büro, hinter verschlossener Tür, die Jalousien heruntergezogen.
Patricia Conway nickte, setzte sich vor den Computer und loggte sich ein. In solchen Augenblicken hatte Daniels lieber Carmichael bei sich. Sie war die interne technische Expertin der Mordkommission. Was sie nicht über Computer wusste, das brauchte man nicht zu wissen. Andererseits sah diese Frau aus, als würde sie sich auch ein bisschen auskennen.
»Meinen Sie, er hat ein virtuelles Leben anstatt eines wirklichen?«, fragte Patricia Conway. Sie zog am Kragen ihres Kleides und stellte einen Ventilator auf dem Schreibtisch an, aber bei der Hitze im Raum machte das kaum einen Unterschied. Sie tippte Befehle in die Tastatur, dann lehnte sie sich zurück, um die Daten auf dem Bildschirm zu lesen. »Er scheint nicht auf irgendwelche zwielichtigen Internetseiten gegangen zu sein, falls Sie darauf aus sind. Ich werde die Akten aufrufen, mit denen er sich in letzter Zeit beschäftigt hat.« Sie schloss die Seite, tippte weiter und brachte eine Auflistung zutage, auf der sie nach Zeiträumen geordnet suchen konnte: vor drei Monaten, vor einem Monat, vor einer Woche, vor einem Tag. Das heutige Datum stand auf dem Bildschirm. Donnerstag, der dreizehnte Mai. Der Eintrag war leer. Conway änderte den Überblick auf eine Woche, aber nichts auf dem Bildschirm erregte Daniels’ Aufmerksamkeit. Sie hoffte, dass sie nicht gerade dabei war, kostbare Zeit zu verschwenden.
Jessica Finch wurde immer noch vermisst.
»Das kann nicht stimmen!« Conway scrollte weiter, wobei ihr Blick über den Bildschirm flitzte, die Stirn gerunzelt. »Was hat er da gemacht? Ich verstehe nicht …«
Ihre Stimme verstummte.
Aber ihre Besorgnis hatte ein aufgeregtes Kitzeln auf Daniels’ Rücken verursacht. Etwas stimmte ganz und gar nicht. Sie beugte sich näher, wobei ihr Gormley über die Schulter schaute, und fixierte den Bildschirm. Genauer gesagt eine Seite, auf der mehrere Spalten mit Namen standen, jeder davon mit einem Datum daneben, das besagte, wann er das letzte Mal im System aufgerufen worden war.
In der Ferne heulte eine Sirene.
»Sie spielen unser Lied«, sagte Gormley.
Daniels ignorierte den Spruch, den sie schon millionenfach gehört hatte, und versuchte, die Daten zu verstehen, die sie vor sich hatte. Sie fand es merkwürdig, dass die Liste alphabetisch geordnet war und Vornamen statt Nachnamen benutzte. Das Wort »Vertraulichkeit« tauchte in ihrem Kopf auf.
Conways Augen waren groß wie Untertassen, als sie den Monitor anstarrte. Mehr Tippen. Andere Seiten. Es schien ewig zu dauern, bis sie aufsah. »Manche sind Studenten im
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