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Idioten auf zwei Pfoten

Idioten auf zwei Pfoten

Titel: Idioten auf zwei Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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warum man einen Hund nach einem Schmutzpartikel benennt. Ob sie wohl nicht stubenrein und so zu ihrem Namen gekommen war?
    »Danke«, sagte sie kichernd. »Ich heiße wie eine Teppichfaser. Weil ich so klein und süß bin.« Sie warf ihren Kopf in den Nacken und lachte neckisch.
    »Was ist denn hier so paradiesisch?«, fragte ich sie.
    »Das ist der Supermarkt, in den wir Hunde mitgehen dürfen. In die Menschensupermärkte dürfen wir nicht rein. Na, und all dieses Futter hier! Guck dir mal die vielen Sorten an. Sie haben alles, was man haben will. Bist du etwa blind? Guck dich doch mal um«, sagte sie und riss die Augen auf.
    »Keine Sorge, das hab ich schon. Ich sehe mit einem Auge noch sehr gut. Aber alles, was ich sehe, ist Müll – getrocknet, in Dosen, zermanscht, zerkleinert, verdorben auf jede erdenkliche Art und Weise. Ich kann mich beinahe glücklich schätzen, dank meines eingeschränkten Gesichtsfeldes, nicht dem ganzen Ausmaß der Katastrophe ausgesetzt zu sein. Gibt es hier nichts Ordentliches? Ich will ein ordentliches Brathähnchen aus der Rua Mateus Fernandes. Und keinen getrockneten Schweinkram, der übel riecht. Wer bestimmt denn hier überhaupt darüber, was man haben wollen darf?«
    »Was?« Sie schüttelte sich, denn vermutlich hatte ich irgendetwas Falsches gesagt.
    »Entschuldigung«, piepste sie. »Ich sehe schon, du bist noch nicht lange da. Bestimmt ein Ausländer. Ich weiß nur eins, Brathähnchen sind gefährlich, es zerreißt einem den Darm, wegen der spitzen Knochen, weißt du.«
    »Sehe ich etwa aus, als hätte ich was Spitzes im Darm? Ich weiß, was ich essen kann und was nicht – und betonharte Pappe mit Wurstgeruch gehört definitiv nicht dazu.« Ich schnaubte, und mein Nackenfell sträubte sich bei dem Gedanken, die Zweibeiner mal wieder durchschaut zu haben. Die erzählen also herum, dass man von Brathähnchen krank wird, weil sie nichts abgeben wollen – und diese dummen Hunde fallen auch noch drauf rein, anstatt es auf einen Versuch ankommen zu lassen!
    Ich war wohl etwas heftig geworden, Alfonso, du kennst mich ja – wenn es ums Essen geht, vergesse ich meine gute Kinderstube, na ja, jedenfalls … Fluse wich vor mir zurück, als hätte ich nach ihr geschnappt.
    »Entschuldigen Sie, meine Liebe«, sagte ich sofort. »Ich wollte nicht grob sein, aber das alles hier ist von Menschen gemachtes Blendwerk. Sie behaupten, dass es gut für uns ist, aber das da, in den Dosen, ist alles Müll. Abfall. Unrat. Mein Vater Dom João, der Siebenundzwanzigste, hat mich immer davor gewarnt. Er hat gesagt: ›Iss das, was die Menschen essen – sie sorgen für gewöhnlich gut für sich selbst.‹«
    »Schon gut, du musst dich nicht aufregen. Ich kenne das von anderen Zugereisten. Ihr habt es echt mit dem Essen. Aber egal – auch du wirst eines Tages den Vorteil von ausgewogenen Mahlzeiten sehen. Gelenkschonend, gegen Übergewicht, bei Nieren- und Magenproblemen.«
    »Ich leide an nichts von alledem. Meine Gelenke sind elastisch, und mein Magen ist stabil. Weil ich weiß, was gut für mich ist.«
    Fluse kratzte sich mit der Hinterpfote am Ohr, als wolle sie sich die Wahrheit, die ich soeben ausgesprochen hatte, aus dem Gehörgang entfernen. »Schon in der Spielzeugabteilung gewesen?«, wechselte sie abrupt das Thema.
    Ein paar Regale weiter quietschte es, und eine Frauenstimme rief ihren Namen. Fluse rannte auf der Stelle los, ohne sich von mir zu verabschieden. Ein paar Sekunden später sah ich, wie sie wie von Sinnen eine Plastikkugel verfolgte, in der ein Glöckchen rotierte und heftig bimmelte.
    »Fluse«, rief ich. »Fluse! Können wir nicht … ?«
    »Das ist Bällchen … spielen … Bällchen … spielen … Bällchen …«
    Fluses Besitzerin rannte hinter ihr her und jauchzte vor Vergnügen: »Sie findet das toll«, rief sie dem Mann an der Kasse zu. »Wir nehmen es. Ach, ist das Plüschkörbchen mittlerweile angekommen? Und das Bürstenset, das ich bestellt hatte? Meine Fluse möchte doch süß aussehen, nicht wahr? Wo ist denn meine kleine Fluse? Wo ist sie denn … ja, wo ist sie denn …?«
    Die Frau musste nicht lange suchen, denn ›ihre Fluse‹ raste in entgegengesetzter Richtung bereits wieder den Gang hinauf. Ihre Augen standen hervor, und ich konnte ihren pfeifenden Atem hören. Sie war kurz davor zu kollabieren, aber immer noch brabbelte sie wie von Sinnen: »Bällchen … Bällchen … spielen … Bällchen … spielen …«
    Um mich von dem Spektakel abzulenken,

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