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Idioten auf zwei Pfoten

Idioten auf zwei Pfoten

Titel: Idioten auf zwei Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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Prügelei abgesehen.  Wir  wissen das, aber  die  nicht. Ich tue Madame den Gefallen und hebe den Kopf, versuche aber, ihr nicht direkt in die Augen zu schauen. Sie scheint die kleine List nicht zu bemerken und ist schon beruhigt, wenn sich mein Kopf in ihre Richtung bewegt – mich beruhigt es ganz und gar nicht.
    Aber ich habe mehr und mehr Grund zu der Annahme, dass mein Plan aufgehen wird. Sie glaubt schon jetzt, dass sie mich im Griff hat. Wenn sie wüsste …
    Pfote geben! Rolle roll! Mach Männchen! Hopp! Komm! Bleib! Lauf! Stopp! Kehrt! Und immer und immer wieder SCHAU MICH AN! Wozu bloß das ganze Theater? So schön ist sie nun auch wieder nicht.
    Alfonso, es ist so bitter. Aber ich bin bereit, alles zu tun, um nur für fünf Minuten die Leine loszuwerden, und dann werde ich sie nie mehr wieder sehen oder vor allem – nie mehr wieder hören. Wenn sie mich noch einmal »Kleine Pelzwurst« ruft oder meine Hinterläufe als Kackstelzchen bezeichnet … und es ist auch völlig einerlei, dass sie es mit einem süßen Säuseln in der Stimme sagt! Ich weiß, dass sie eine falsche Schlange ist – sie hat einen Mülleimer mit verschließbarem Deckel angeschafft, und an der Backofentür ist jetzt ein Riegel.
    23. August
    Alfonso, mein Freund – ich habe die Beherrschung verloren, mich zu sehr in meinen Erfolgen gesuhlt und bin unvorsichtig geworden. Nur so kann ich mir erklären, was gestern passiert ist. Der Tag fing wunderbar an – stell dir nur vor, ich habe einen Hund getroffen, mit dem man halbwegs auskommen kann. Wenn hier einer den Titel Pelzwurst verdient hat, dann er, denn sein langer, dunkel gestromter Leib steht auf sehr kurzen Beinen. Ich fürchte, seine Mutter hatte eine heiße Affäre mit einem Corgy. Er heißt Scooter, kommt aus Spanien und gibt sich sehr lässig. In den letzten Tagen war er mir im Park aufgefallen, nicht nur, weil er beinahe der Kleinste war, dafür aber die größten Segelohren weit und breit hatte, sondern weil er sich um nichts und niemanden scherte. Er guckte noch nicht mal hin, wenn der schreckliche Armani in der Nähe war und einen auf dicke Hose machte. Auch trägt er denselben Orden wie ich um den Hals, also empfand ich es als angemessen, dass ich das Wort an ihn richtete, als ich Scooter heute am Teich antraf. Ich beobachtete die Enten, du kannst dir vorstellen, wie mein Magen mittlerweile rebelliert und mich in den Wahnsinn treibt. Nachts zähle ich Brathähnchen, um in den Schlaf zu kommen, und tagsüber schwimmen die fettesten Brocken, na gut, keine Brathähnchen, dafür aber dicke Enten, direkt vor meiner Nase vorbei, dass mir der Speichel aus dem Maul fließt.
    Ich stehe also da und meditiere über eine deftige Pato de Braga mit Knoblauchchouriço, Lorbeer und Safranreis, und da steht er plötzlich neben mir und sagt: »Denk noch nicht mal drüber nach.«
    Ich seufzte.
    »Neu hier?«, fragte er.
    »Na ja, nicht mehr ganz neu. Ich hab dich schon öfter gesehen.«
    »Wie is’ sie denn so?« Er wies mit dem Kopf auf Madame, die sich mit seiner Chefin unterhielt.
    »Seltsam«, sagte ich.
    »Hm«, machte Scooter. »Auf mich macht sie einen guten Eindruck.«
    »Ja, du musst ja auch nicht mit ihr zusammenleben. Dauernd sucht sie ihre Brille, ihr Portemonnaie oder ihre Autoschlüssel. Es wäre besser, sie würde ihre Handtasche an die Leine legen anstatt mich. Ach … und zu essen gibt es nur trockenes Zeug. Komm, gehen wir ein paar Schritte. Wenn du gestattest, würde ich dich gern etwas fragen.«
    Wir schlenderten ein Stück am Teich entlang. Ich erfuhr, dass Scooter es mit dem Essen leichter hatte als ich. Er lebte in einer Familie mit Kindern. Da war es kein Problem, Reste vom Tisch zu bekommen. Er wohnte dort schon seit zwei Jahren. Und zwar freiwillig, wie er mir rundheraus erklärte.
    »Weißt du«, sagte er, »ich war dieses Posing am Strand so leid. Am Anfang hat es mir gut gefallen, war cool, wenn du verstehst, was ich meine; jede Menge Picknickkörbe, das Meer und die Freiheit und alles. Aber ich bin langsam in die Jahre gekommen, und da will man ein bisschen Bequemlichkeit. Also hab ich mir die Familie ausgesucht – und es hat geklappt.«
    »Wie hast du das denn gemacht? Ich meine …?«
    »Sie waren mit dem Auto am Strand. Ich bin reingesprungen, hab mein Welpengesicht aufgesetzt, und das war es. Sie können einfach nicht widerstehen. Und bis jetzt habe ich es nicht bereut. Warmer Schlafplatz, reichlich zu Essen, regelmäßige Bewegung und ärztliche

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