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Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Titel: Ihr Auftritt, Mr. Pringle! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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Programmassistentin
erfordert mein Job Aufmerksamkeit, aber ich bin mir noch immer nicht sicher,
was geschehen ist.» Sie wandte sich ihm zu. «Das Entscheidende ist,
normalerweise achte ich auf jedes Detail. Diesmal war es anders. Es kam so
unerwartet. Als das Licht wieder anging — Chaos. Alle schienen in Bewegung zu
sein. Ich erinnere mich, daß Jack Christopher schüttelte, versuchte, ihn aufzurichten.
Aber Sie müssen verstehen, Jack ist Regisseur. Er, Dorothy, Hilary und ich, wir
waren dem Job völlig hingegeben. Christopher war anders, ihn kümmerte es nicht.
Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, daß Jack sich nach vorn bewegte, nachdem
das alles passiert war.»
    Jetzt war Mr. Pringle sehr
aufmerksam, aber Artemis ließ sich nicht weiter darüber aus. Statt dessen sagte
sie unsicher: «Jedenfalls glaube ich, daß es so war. Ich erinnere mich an Carl,
Rupert und Fitz. Charles war neben Dorothy, irgendwie über ihren Tisch gebeugt.
Ich weiß nicht, warum...» Sie stellte fest, daß Charles neben ihnen in der
Regie war. Sie sagte langsam: «Irgendwann bist du mal verschwunden, Charles, in
dem Gedränge.»
    Mr. Pringle wartete. Sie waren
jetzt nur noch zu dritt. Jonathan war über den Laufsteg zurückgegangen. Charles
sagte leichthin: «Du mußt mich gesehen haben, als alles vorüber war. Nachdem du
angefangen hattest zu schreien. Du schriest immer noch, als du dich umdrehtest
und uns ansahst, erinnerst du dich nicht? Das war, als ich mich bemühte,
Dorothys Tisch hinzustellen. Malcolm half mir dabei.»
    Artemis fuhr sich mit der Hand
durch das Haar. «War das, als er versuchte, ans Telefon zu gelangen? Als du
plötzlich wieder auftauchtest?»
    «Das stimmt», antwortete
Charles ruhig.
    «Carl half dir, nicht wahr? Ich
erinnere mich, daß er kniete — ich dachte, er sei umgestoßen worden—, erwischte
sich seine Schuhe ab. Malcolm war zu diesem Zeitpunkt nach dort gegangen.» Die
beiden folgten ihrem Blick.
    «Zum Telefon an der Wand?» fragte
Mr. Pringle.
    Charles zeigte auf das Telefon
auf dem Schreibtisch. «Christopher lag auf dem.»
    Artemis zitterte. «Als sie ihn
bewegten, war auch das voller Blut. Überall war Blut.»
    Mr. Pringle brachte sie dazu,
sich nach hinten zu lehnen und tief zu atmen. Sie schloß die Augen. «Ich
glaube, ich erinnere mich an noch etwas. Eine Stimme rief ziemlich laut:
Erinnerst du dich auch, Charles? Es muß Hilary gewesen sein,
denke ich.»
    Mr. Pringle schaute auf den
Stuhl der Bildmischerin. «Aber sie konnte doch nicht wissen, was los war, oder?
Sie saß auf der anderen Seite.»
    Artemis öffnete die Augen und
setzte sich aufrecht hin. «Ja, selbstverständlich», flüsterte sie.
    Mr. Pringle fuhr fort: «Da die
Leiche mit dem Gesicht nach unten zwischen Ihnen lag und der Spiekerständer auf
Ihrer Seite herausragte, wie hätte Hilary da etwas sehen können?»
    Artemis antwortete nicht,. Mr.
Pringle ließ nicht locker. «Hätten Sie etwas dagegen, Sie beide?» Er drängte
Charles zu Hilarys Platz. Artemis drehte ihren Stuhl in die normale Position,
und Mr. Pringle setzte sich auf den Regisseurstuhl und beugte sich, das Gesicht
nach unten, über den Schreibtisch.
    Artemis betrachtete ihn
leidenschaftslos. «Christopher war kräftiger als Sie.»
    Mr. Pringle versuchte,
adonisgleiche Proportionen anzunehmen. «Eher so?»
    «Ja.»
    Charles sagte:
«Bildmischerinnen sitzen gewöhnlich nahe an ihrem Pult.» Die Stühle liefen auf
Rollen. Er rollte vor. «Sie ist etwa einsfünfundsechzig, denke ich, ihre
Augenhöhe wäre etwa hier.»
    Aus seiner gebeugten Position
schaute Mr. Pringle auf zu Charles.
    «Erinnern Sie sich, ob sie
etwas gerufen hat?»
    «Ich bin mir nicht sicher. Die
Leute schoben sich immer noch von beiden Seiten herein. Es herrschte ein
Höllenlärm.»
    «Aber schau, Charles.» Artemis
deutete den Blickwinkel von seinem Gesicht zu Mr. Pringles Rippen an. «Du
könntest nicht erkennen, daß dort unten etwas herausragt, oder?»
    «Nein, das könnte ich bestimmt
nicht.»
    Artemis schob plötzlich ihren
Stuhl zurück. «Aber das ist ja alles lächerlich. Warum spekulieren wir über
Hilary? Sie hat ihn bestimmt nicht umgebracht. Sie und Christopher liebten
sich.»

KAPITEL 6
     
     
    «Bath
ist ein bezaubernder Ort, Sir; hier gibt es so viele gute Geschäfte... man tritt
aus der Tür und bekommt etwas Beliebiges in fünf Minuten.» Jane Austen, Northanger
Abbey
     
    Mittwoch, 4. April 1984,
mittags
    Mr. Pringle wartete in der
Nachrichtenredaktion auf Artemis,

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