Ihr Auftritt, Mr. Pringle!
außergewöhnliche Anspannung. Die wir bis 17.45 Uhr nicht
bekamen. Für meine Jungs war dann die Essenspause um achtzehn Uhr fällig, da
ihnen die Teepause schon entgangen war. Aber als Profis, die sie sind, und ohne
vorherige Rücksprache mit der Leitung des Hauses, einigten sie sich
untereinander, mit der Ausleuchtung in Studio z zu beginnen und die Pause
durchzuarbeiten. Dafür stehen ihnen laut Tarifvertrag zusätzlich eineinhalb
Pfund zu.»
Mr. Pringle suchte in diesem
Bericht nach Fakten für Eddies nächste Konfrontation mit der Personalabteilung.
«Sie sagen, Sie begannen nebenan mit der Arbeit, als hier das Licht voll...»
«Nicht , Kollege,
nein.»
«Jedenfalls genug Lampen
brannten. Und Sie knipsten die nebenan an, als dieses Studio gerade auf Sendung
ging?»
«Am Anfang unserer Essenspause,
was sich zufällig zeitlich deckte, ja.»
«Womit Sie das Netz
überlasteten?»
«Genau.»
«Das ist der Grund, warum es so
passierte.»
Von der Gruppe am Eingang kam
aufgeregtes Geplapper, aber Mr. Pringle war sehr ruhig. Charles bahnte sich
laut seinen Weg. «Also kann der Mord nicht vorsätzlich gewesen sein. Ich meine,
nicht wirklich. Es muß eine Entscheidung ohne Überlegung gewesen sein. Jemand
ließ sich verleiten — ihm kam die Idee vielleicht, als das Licht das erste Mal
ausging, und als es das zweite Mal passierte, dachte, wer auch immer, was zum
Teufel... Ich würde sagen, es sieht nicht sehr gut aus für unseren Jack.»
Mr. Pringle war bereits zum
selben Schluß gekommen. Unter dem Schutz von Jonathans Entrüstungsschreien
stellte Mr. Pringle Eddie noch eine Frage: «Wahrscheinlich weiß die Polizei
alles, was Sie mir erzählt haben?»
«Das bezweifle ich.»
«Oh?»
«Die Polizeitruppe entschloß
sich, den Kollegen Parkinson zu bitten, ihr bei ihren Ermittlungen zu helfen,
was unglücklich war, weil sie ihn erst vor zwei Monaten angehalten und wegen
seiner abgefahrenen Hinterreifen in die Mangel genommen hatten. Ich glaube
kaum, daß Parkinson sich verpflichtet fühlte, aus sich herauszugehen.
Selbstverständlich wird er denen gesagt haben, daß der Hauptstromkreis
überlastet gewesen ist. Das ist kein Geheimnis. Aber ich nehme nicht an, daß er
ihnen den Grund erklärt hat.»
«Ich verstehe.»
Also wußte die Polizei offenbar
noch nicht, wie spontan der Mord gewesen war.
Eine bedrückte Gruppe machte
sich auf den Rückweg. Nur Jonathan bestand weiterhin darauf, daß Jack unmöglich
dafür verantwortlich sein könne, weil er das Temperament dazu nicht habe. Im
Regieraum blieb Mr. Pringle stehen, um den Spieker noch einmal zu prüfen. Er
war etwa acht Zoll lang, sehr spitz, eingelassen in einen uneben gedrechselten
Holzfuß. Er wog ihn auf der Hand. Artemis schaute ihm zu.
Plötzlich sprudelten Worte aus
ihr. «Wer auch immer es getan hat, er hat ihn gut reingestoßen, soviel weiß
ich. Der Holzfuß steckte unter seinen Rippen wie ein Knauf — und das Blut schoß
heraus. Nachher sagte man mir, er habe viele Blutgefäße getroffen. Ich schrie
wie am Spieß. Christopher lag mit dem Gesicht nach unten — da war furchtbar
viel Blut. Alle waren bespritzt. Der Spieker oder vielmehr der Holzfuß, der aus
ihm ragte, war total besudelt.»
Mr. Pringle sagte ernst: «Es
muß erschreckend gewesen sein. Ich danke Ihnen, daß Sie es mir beschrieben
haben.» Sie schluckte. «Mir war hinterher schrecklich übel. Hilary auch.»
Sie sah ihn erregt an. «Ich
weiß, ich hätte bemerken müssen, wer es getan hat. Schließlich saß ich neben
ihm. Aber es war so voll hier, alle schoben und drängten. Der Täter muß sich im
Dunkeln an mich gedrängt haben, als es hineingestoßen wurde — das ist mir schon
klar —, aber ich habe nicht hingeschaut. Keiner von uns. Ich sollte das
verdammte Programm auf Sendung bringen und mußte mich wahnsinnig konzentrieren.
Ich spürte, wie Christopher vornüberfiel, aber ich starrte auf die Monitore,
zählte rückwärts und betete zu Gott, mich durchzubringen. Das ist alles.» Ihr
Gesicht war faltig vor Angst, sie hatte die Tragödie noch immer geistig vor
Augen.
Mr. Pringle fragte ruhig: «Als
Sie schließlich wegschauten, können Sie sich an Ihren ersten Eindruck erinnern?
Was sahen Sie?»
Das Mädchen seufzte und ließ
den Körper gegen die Rückenlehne des Stuhles sacken. «Die Polizei hat mich das
immer wieder gefragt. Ich unterzeichnete meine Aussage, aber ich bin mir immer
noch nicht sicher, ob das richtig war. Es ist ein Witz. Als
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