Ihr Auftritt, Mr. Pringle!
kennengelernt? Ich wette,
sie stellt ihm sogar den Sex in Rechnung.»
Mr. Pringle wollte sich nicht
ablenken lassen. «Ich sehe, Sie haben jetzt zu tun, aber wäre es möglich, mir
heute abend nach der Rekonstruktion des Verbrechens eine halbe Stunde ihrer
Zeit zu schenken?»
«Will denn die Polizei nicht
eine dramatische Verhaftung vornehmen? Dann könnte schon alles vorbei sein.»
«Ich glaube, nicht. Nicht so
bald. Vielleicht morgen nach der Leichenschau. Das vermute jedenfalls ich.»
«Ich glaube, die haben noch
keine Spur.» Charles wickelte das Käsebrötchen in eine Serviette. «Die sind in
einem Dilemma, wenn Sie mich fragen.»
«Vielleicht warten sie auf eine
forensische Bestätigung, bevor sie etwas unternehmen. Können Sie mir eine halbe
Stunde überlassen?»
«Mmm?»
«Heute abend?»
«Sicher, nach der Sendung. In
der Bar?» Charles schaute ihn nachdenklich an. «Welche Ergebnisse erwarten die
denn noch?»
«Ich habe keine Ahnung, aber
soviel ich weiß, benötigt man für die Bestätigung manchmal mehr als
achtundvierzig Stunden. Dann ist da noch die Frage des Gemäldes...»
«Oh, das.» Charles war kein
Kunstliebhaber. «Nun, es wird sich wahrscheinlich alles bei der Leichenschau
ergeben. Bis später.» Er wandte sich ab, um zu gehen, und hielt dann inne.
«Fast hätte ich es vergessen. Ich habe eingetragen, was ich für wichtig halte.»
Mr. Pringle nahm das Formular und dankte ihm. Sobald Charles außer Sichtweite
war, faltete er es auseinander. Wie er befürchtet hatte, war es alles andere
als informativ. Charles hatte nur seinen Namen und das Geburtsdatum
aufgeschrieben.
«Dr. Watson, nehme ich an?»
Mr. Pringle erwachte aus seiner
Träumerei. Es war der alternde Cupido, der am Montag Geschichte gemacht hatte.
«Livingston, müßte es richtig
heißen, denke ich, nicht Watson.»
«Macht nichts, Herzchen. Eine
gute Zeile sollte man nie kaputtmachen. Dürfen wir zu Ihnen kommen?» Ohne eine
Antwort abzuwarten, setzte Ashley Fallowfield sein Tablett ab und entledigte
sich mit einem Achselzucken seines silbernen Ledermantels. «Sie sind der
Detektiv, der Jacko loseisen wird, nicht wahr?»
Ein großer, sehniger
Amerikaner, ganz in Schwarz gekleidet, ließ sich auf dem Stuhl neben Ashley
nieder. Er betrachtete seine goldene Armbanduhr. «Du kannst fünf Minuten Pause
machen», verkündete er.
«Ach, schieb ab, Desmond. Dies
ist mein persönlicher Agent Desmond. Ich bin Ashley Fallowfield.»
«G.D.H. Pringle.» Mr. Pringles
Stimme war tiefer, als er sie in Erinnerung hatte. Ashley quiekte vor Entzücken.
«Was für ein herrlicher Mann.
Hast du gehört, Desmond? G.B.H.»
«D»
«Egal. Ich werde Sie G. B. H.
nennen, weil das sexier ist.»
Von Desmonds Brust kam ein
elektronisches Piepsen. Er knöpfte seine hautenge Jacke auf. Am Hemd darunter war
ein kleines Funkgerät festgeklammert. Er neigte den Kopf und flüsterte hinein:
«Zwei-fünf-null?» Nach einem weiteren Piepser flüsterte eine metallische Stimme
ebenfalls eine Nummer. Desmond glitt von seinem Stuhl und stand auf.
«Entschuldigung — ein Telefon?»
«Dort drüben, Desmond, am
Fenster. Laß dir Zeit, denn ich werde einen herrlichen Plausch mit Mr. G. B. H.
haben. Bring uns zwei Kaffee, wenn du fertig bist, Herzchen!» Aber der
Amerikaner war schon weg.
«Er ist wirklich wundervoll,
aber ein bißchen dumm», vertraute Ashley ihm an.
«Hören Sie, Jacko hat es nicht
getan, das wissen Sie, nicht wahr?» Er beugte sich über den Tisch. Goldkettchen
klirrten gegen das Senfglas, Salbendüfte trafen unerwartet auf Mr. Pringles
ungeschützte Nasenlöcher. Er bemühte sich, nicht zurückzuzucken. Ashley lachte
heiter. «Sie fragen sich, woher weiß er das? So ist es doch, nicht wahr? Geben
Sie es zu. Nun, ich werde es Ihnen sagen.» Er wurde noch vertraulicher. Mr.
Pringle versuchte, nicht auf die Spalte zwischen den Hinterbacken zu starren.
«Ich weiß, ich war nicht dort ,
nicht im Regieraum, meine ich. Ich wurde zu dem Zeitpunkt eine
Fernsehpersönlichkeit», erläuterte Ashley arglos. «Aber ich habe ein Gefühl für
so etwas. Fragen Sie nur, die werden es Ihnen sagen.» Seine Handbewegung schloß
die gesamte Kantine mit ein. Er lächelte geheimnisvoll, als stimme er sich
selbst zu. «Er hatte eines seiner Gefühle, werden die sagen.»
«Ist dies eine Party, oder kann
jeder mitmachen?» Es war der mütterliche homosexuelle Kostümier. Er hatte zwei
Begleiter.
Ashley schaute sie ohne
Begeisterung an. «Verpißt
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