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Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Titel: Ihr Auftritt, Mr. Pringle! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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unschuldig drein. «Er wird beweisen,
daß ich es nicht getan habe. Was möchten Sie? Ich trinke Rotwein.»
    Mr. Pringle wurde die
Notwendigkeit einer Entscheidung erspart. «Er möchte nichts, nicht wahr,
Pringle? Er wird zu Mittag essen, wie ein vernünftiger Mensch. Komm, du mußt
auch etwas zu dir nehmen. Wie wir alle.»
    Jonathan und Charles ergriffen
je einen Arm. Seines Hockers beraubt, strampelte Jack wild. «Ach, stell dich
hin, Mann, um Gottes willen!» befahl Charles. «Das schaffst du schon.» Gehorsam
stemmte Jack seine Beine gegen den Boden, und seine Helfer ließen ihn los. Jack
ging direkt auf die Gummibäume zu.
    «Nicht dahin!» schrie Jonathan
und lief ihm nach. Der Behälter kippte um. Tropisches Plastik mischte sich mit
Salaten von Sekretärinnen. Daraufhin ertönte markerschütterndes Geschrei und
das Schleudern von Wurfgeschossen setzte ein. Jonathan traf rechtzeitig ein, um
eine reichliche Portion Diätmayonnaise auf seinen Weinfleck zu bekommen. «Du
verdammter Blödmann, steh auf!»
    Aber Jack, der sich Kohlsalat
von den Augen wischte, hatte etwas gesehen, das ihn immer wieder erregte.
    «Wunderschöne Titten!» sang er
eine hysterische Sekretärin aus dem Gehaltsbüro an und grapschte nach einer.
    Mr. Pringle dachte, daß Mord in
einer Fernsehgesellschaft vielleicht gar keine so lästige Angelegenheit sei. Er
schaute am Rande der Menschenmenge zu. Nachdem schließlich Jack und Jonathan
wegbefördert worden waren und er die neuentdeckte Jungfrau überredet hatte,
nicht zu weinen, folgte er Charles in eine ruhige Ecke und fragte ihn, ob sie
zusammen essen könnten. Dann brach er mit einer lebenslangen Gewohnheit und
nahm einen kleinen Sherry zum Essen, um seine Nerven zu beruhigen. Charles
schien ganz ruhig zu sein.
    «Wer wird jetzt bei der Sendung
Regie führen?» fragte Mr. Pringle nach einer Weile.
    «Was meinen Sie, alter Knabe?»
    «Heute abend. Wer wird Regie
führen?»
    «Selbstverständlich Jack.»
Charles schlürfte weiter seine Suppe. Mr. Pringle blieb skeptisch. «Aber ja»,
sagte Charles. «Ich habe Jack schon in einem schlimmeren Zustand erlebt, und er
hat noch nie ein Videoband verpatzt. Die Krankenschwester wird ihn ausnüchtern,
ihn für einige Stunden einschließen. Zur Teestunde wird er wieder in der
Nachrichtenredaktion sein. Er wird vermutlich genügend Zeit haben, sich vor der
Sendung heute abend noch einmal zu betrinken. Glauben Sie, daß dieser ungeheure
Klotz darauf bestehen wird, dabeizusein. Will er zwischen Jack und Artemis
sitzen?» Beide schauten zu dem Kriminalbeamten hinüber, der immer noch mit
seinem Telegraph an der Bar saß. Charles machte ein angewidertes
Gesicht. «Es ist, als schickte man eine Dogge, damit sie sich um einen Pudel
kümmert. Mein Gott, so spät ist es? Wenn Fitz von seiner Alten nicht bald
rausgelassen wird, bekomme ich Magenbeschwerden.» Er löffelte den Rest seiner
Suppe mit großer Geschwindigkeit und machte aus Käse und Brötchen ein klumpiges
Sandwich. «Leider muß ich Sie jetzt verlassen. Momentan muß ich mich sowohl um
die Themen von Fitz als auch um meine eigenen kümmern.» Er hielt inne,
neugierig. «Sie sind heute bei ihm gewesen, um ihn zu sprechen, nicht wahr. Ich
wette, er hat nichts gesagt. Mir ist nicht bekannt, was er weiß, aber seine
Alte macht den Eindruck, daß sie ihm die Haut abzieht, falls er etwas
ausplaudert. Ich wette, er läßt sich auch heute abend nicht blicken.»
    «Er ist doch krank, oder?»
    «Krank? Unser Fitz? Nein!»
Charles lachte mißfällig. «Er ist finanziell in Verlegenheit, wie üblich.
Tatsache ist, er versucht, seine Finanzen zu retten, indem er auf Gäule wettet,
und das Unangenehme dabei ist, daß er den Dreh nicht raus hat. Deshalb ist er
so oft
    «Professionell gesprochen»,
sagte Mr. Pringle, «ich habe noch nie jemand kennengelernt, der den Dreh raus
hatte. Jedenfalls nicht auf Dauer. Und ich habe viele getroffen, die
beträchtliche Summen verloren haben, während der Zeit, als ich noch berufstätig
war.» Charles lachte wieder.
    «Einige von uns haben Glück.
Man muß nur wissen, wann man aufhören muß, das ist das Geheimnis.»
    «Wenn Sie es wissen, darf ich
Ihnen gratulieren. Sie sind der erste, der mir begegnet ist, der es weiß.»
    Charles lachte gequält.
«Einiges gewinnt man, einiges verliert man. Gegenwärtig halte ich mich schadlos
nach einer Pechsträhne. Aber ich steckte nie so tief darin wie Fitz, und eine
kostspielige Frau habe ich auch nicht. Haben Sie sie

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