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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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sie möge in einer schäbigen Pension von irgendeinem alten Lustmolch oder einem gepiercten Punk flachgelegt werden – wenn das nur bedeutete, dass sie nicht vergewaltigt und ermordet wurde. Oder dass sie bereits irgendwo tot auf einer Wiese lag und darauf wartete, dass irgendjemand sie fand, der gerade seinen Hund ausführte.
    Alles war relativ.
    Rachel regte sich neben ihm und zog noch mehr von der Decke auf ihre Seite hinüber.
    Sie zog in Sachen Beistand und Mitgefühl alle Register und bot ihm in geradezu lachhaft kurzen Abständen Tee an, doch er merkte, dass es nicht von Herzen kam. Warum sollte es auch? Jess war nicht ihre Tochter. In seiner Gegenwart war Rachel angemessen teilnahmsvoll, doch sie nahm weiter zweimal die Woche Dressurstunden bei diesem jungen Schnösel, den er aus der Horse & Hound hatte, und er konnte sie vom Haus aus lachen hören.
    Nein, es war das hilflose Entsetzen, welches er in den Augen seiner Exfrau sah, das ihn wissen ließ, dass er nicht allein war.
    So wie Jess.
    Took schob die Decke weg und setzte sich auf die Bettkante. Diese ewig sich im Kreis drehenden Gedanken waren nichts Neues. Es war dasselbe, wenn er mit DC Berry sprach, diesem lächerlichen Kleinkind von einem Betreuungsofficer. Auch bei den Treffen der Rattenfänger-Eltern war es dasselbe. Alle drehten sich im Kreis. Wieder und wieder dieselben Fragen: Wo? Wie? Wer? Warum?
    Diese letzte Frage war es, die ihm wirklich zusetzte. Mit jeder Entführung nach Jess’ Verschwinden war es weniger wahrscheinlich geworden, dass das Ganze etwas Persönliches war. Das wusste er. Doch es machte ihn trotzdem fertig. Die Vorstellung, jemand könne sie seinetwegen ausgesucht haben – oder sie seinetwegen als Erste ausgesucht haben. Wegen irgendetwas, das er getan hatte. DC Berry und DS Rice versicherten ihm, dass das alles andere als wahrscheinlich sei, doch John Took hatte zum ersten Mal angefangen nachzudenken.
    Zuerst war es schwer. Er hatte ein Leben geführt, in dem Nachdenklichkeit keinen Platz hatte. Es war einiges an Übung erforderlich. Am Anfang war es wie die Meditationsübungen in diesem dämlichen Kurs im Gemeindehaus, den Rachel unbedingt hatte mitmachen wollen. Gelangweilte Hausfrauen und Fördergeldschmarotzer om- ten in der Badmintonhalle, während er zusah, wie der Minutenzeiger der von einem Drahtgitter geschützten Uhr vor sich hintrödelte.
    Zuerst waren ihm keine weiteren Feinde eingefallen als die auf der Liste, die er DI Reynolds gegeben hatte. Doch weil es um Jess ging, hatte John Took eine gigantische Anstrengung unternommen, in seinem Kopf nach allen Leuten zu kramen, die er gekränkt hatte. Es dauerte im wahrsten Sinne des Wortes Tage, bis ihm Will Bishop einfiel, der Milchmann, der eine unhöfliche schriftliche Zahlungsaufforderung zu viel hinterlassen hatte. Bishop hatte den Bewohnern des Exmoor schon seit Jahren gedroht, und eines Vormittags fand John Took, genug sei genug. Es war derselbe Vormittag, an dem Scotty zum dritten Mal in einer Woche vorn links das Eisen verloren und Rachel ihm gesagt hatte, ihr Reitlehrer hätte ihr gesagt, der dreizehnhundert Pfund teure Stübben-Sattel, den er ihr gekauft hatte, passe nicht. Also rief er in der Molkerei an und brüllte in den Hörer, bis jemand versprach, es würde etwas unternommen. Die schriftlichen Botschaften waren ausgeblieben und die Milch nicht, und Will Bishop war kurz danach in Rente gegangen, nach über fünfzig Jahren als Milchmann, also hatte er das Problem als erledigt betrachtet.
    Vielleicht hätte er das besser handhaben können.
    Nachdem ihm Will Bishop eingefallen war, öffneten sich die Schleusen. Im Laufe der nächsten paar Tage war John Took zuerst verblüfft, dann schockiert und schließlich beschämt angesichts der schieren Masse an Menschen, zu denen er ungerecht, unfreundlich oder einfach nur gemein gewesen war. Die Hinweise waren da, in dem halblauten Gemurmel, in dem Schweigen, wenn er im Pub oder bei einem Turnier auf eine Gruppe Anwesender zutrat. All diese Dinge, die er sich zu bemerken geweigert oder als Respekt interpretiert hatte, schnellten plötzlich in seinem Kopf empor wie Blechenten, die er in einer Jahrmarkt-Schießbude verfehlt hatte.
    Charles Stourbridge – weil er gesagt hatte, sein neues Pferd wäre nicht mal ein Viertel dessen wert, was er gezahlt hatte, obwohl das eindeutig nicht stimmte. Mr Jacoby – weil er Rachel auf seine Schwabbelbrüste aufmerksam gemacht hatte. Linda Cobb – weil er sie angeraunzt hatte,

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