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Ihr wahrer Name

Ihr wahrer Name

Titel: Ihr wahrer Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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ich nun aus wie jemand, der bei einer Operation am offenen Herzen eine wesentliche Rolle gespielt hatte. Ich wandte mich ab, hielt die Arme vor die Bluse und spürte, wie Ninshubur gegen die Mappe drückte.
    Nach vorn gebeugt, als hätte ich Magenkrämpfe, lief ich die drei Häuserblocks zu meinem Wagen. Dort schlüpfte ich aus den Schuhen, weil sie ebenfalls voller Blut waren, das ich nicht an den Wagen bringen wollte. Es waren wieder einmal die Schuhe mit den Kreppsohlen, die ich angehabt hatte, als ich am Montag in die sterblichen Überreste von Howard Fepple getreten war. Vielleicht sollte ich mich doch von ihnen trennen. Ich holte eine braune Papiertüte aus einem nahe gelegenen Abfallbehälter und steckte sie hinein. Leider hatte ich kein Paar zum Wechseln im Kofferraum, aber ich konnte nach Hause fahren und dort andere anziehen. Allerdings fand ich ein altes Handtuch und ein ziemlich übel riechendes T-Shirt von einem Softball-Spiel im Sommer. Ich zog das T-Shirt über meine blutbefleckte Bluse. Im Wagen holte ich den treuen Hund heraus, wickelte ihn in das Handtuch und legte ihn auf den Sitz neben mir. Seine braunen Glasaugen starrten mich traurig an.
    »Du bist immer noch ein Held, aber ein Held, der ein Bad vertragen könnte. Und ich muß Tim anrufen und ihm die Sache mit Radbuka erzählen.«
    Morrell war erst zwei Tage weg, und ich fing schon an, mit Plüschtieren zu reden. Kein gutes Zeichen. In der Racine Avenue rannte ich auf Strümpfen die Treppe hinauf, Ninshubur fest in der Hand.
    »Für dich werden wir Peroxyd brauchen, mein Freund.« Ich holte die Flasche unter der Spüle hervor und schüttete eine ganze Menge von dem Zeug über Ninshuburs Kopf. Um seine braunen Augen bildete sich Schaum. Ich nahm eine Bürste und schrubbte seinen Kopf und seine Brust. Dabei murmelte ich: »Wird diese kleine Pfote jemals wieder süß aussehen?« Ich ließ ihn in einer Schüssel mit kaltem Wasser einweichen, während ich ins Bad ging, um die Hähne der Wanne aufzudrehen. Genau wie der treue Hund Ninshubur war auch ich voller Blut. Meine Bluse, ein geliebtes Stück aus weicher Baumwolle in meinem Lieblingsgoldton, würde ich in die Reinigung bringen, aber den BH, das rosa-silberne Teil, das Morrell so gut gefallen hatte, stopfte ich in einen Müllsack. Den Gedanken von Pauls Blut auf meinen Brüsten ertrug ich nicht, auch dann nicht, wenn es mir gelang, die braunen Flecken aus der silberfarbenen Spitze herauszubekommen.
    Während das Wasser in die Wanne lief, rief ich Tim Streeter bei Max an, um ihm mitzuteilen, daß ich den treuen Hund hatte und daß Paul mit Sicherheit nicht in der Lage wäre, sie weiter zu belästigen, bevor Calia und Agnes am Samstag das Flugzeug bestiegen.
    »Der Hund weicht jetzt in einer Schüssel mit Peroxyd ein. Ich stecke ihn in den Trockner, bevor ich das Haus verlasse. Hoffentlich sieht er hinterher wieder so präsentabel aus, daß Calia nicht ausflippt, wenn sie ihn zurückkriegt.«
    Tim stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. »Aber wer hat auf Radbuka geschossen?« »Eine Frau. Paul hat sie >Ilse< genannt, den Nachnamen habe ich nicht richtig verstanden. Klang irgendwie nach >Bullfin<. Ich stehe vor einem Rätsel. Die Polizei weiß übrigens nicht, daß ich in dem Haus war, und mir war's lieb, wenn das weiter so bliebe.«
    »Mir hat niemand verraten, daß du die Adresse von dem Typ kennst«, sagte Tim. »Hat den Hund wohl auf die Straße fallen lassen, bevor er weggeradelt ist, was?«
    Ich lachte. »Ja, so ähnlich. Jedenfalls werd' ich jetzt ein Bad nehmen. In ein paar Stunden bin ich dann bei euch. Ich würde Max gern ein Foto und andere Sachen zeigen. Wie geht's der Kleinen?« Sie war vor dem Fernseher eingeschlafen. Agnes, die ihren Termin bei der Galerie abgesagt hatte, lag zusammengerollt auf dem Sofa neben ihrer Tochter. Tim stand in der Tür zum Spielzimmer, von wo aus er sie beide sehen konnte.
    »Und Michael ist auf dem Weg in die Stadt. Agnes hat ihn nach dem letzten Zwischenfall angerufen; er möchte bei ihnen bleiben, bis Agnes und Calia am Samstag nach Hause fliegen. Er ist bereits in der Luft und wird in ungefähr einer Stunde am O'Hare-Flughafen ankommen.« »Trotzdem solltest du dort bleiben, auch wenn wahrscheinlich keine Gefahr mehr für Calia besteht«, sagte ich. »Es ist nur für den Fall, daß dieser Fanatiker Posner jetzt für Radbuka weitermacht.«
    Er pflichtete mir bei, fügte jedoch hinzu, daß Babysitten härtere Arbeit sei als Möbelschleppen. »Ich

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