Ihr wahrer Name
verpfiff.
Seine Frau ist ein jähzorniger Mensch, aber im Grunde, glaube ich, steht sie auf seiner Seite - ich denke nicht, daß sie ihn verraten hat. Terry Finchley sagt, die Polizei hat im Augenblick zwei konkurrierende Theorien:
1. Connie Ingram ist die Schuldige, weil Fepple versucht hat, sie anzugreifen. Die Theorie gefällt den Beamten nicht, weil sie ihr glauben, daß sie nicht in sein Büro gegangen ist. Aber sie gefällt ihnen wiederum doch, weil sie als Alibi nur ihre Mutter hat, die fast jeden Abend vor der Glotze sitzt. Außerdem können sie die Tatsache nicht außer acht lassen, daß Fepple (oder ein anderer) seinen »heißen« Termin am Donnerstag in den Kalender im Computer eingetragen hat, und da war Fepple nach Ansicht aller ja noch am Leben.
2. Isaiah Sommers ist der Schuldige, weil Fepple seiner Meinung nach seine Familie um zehntausend Dollar gebracht hat, die sie gut hätte brauchen können. Den Beamten gefällt diese Theorie besser, weil sie Sommers nachweisen können, daß er am Tatort war. Sie können zwar nicht beweisen, daß er jemals eine SIG Kaliber zweiundzwanzig besessen hat, aber sie wissen sowieso nicht, wo die Waffe herkommt. Terry sagt, sie würden es riskieren, vor Gericht zu gehen, wenn sie Connie als Verdächtige eindeutig ausschließen könnten; er sagt außerdem, da sie wissen, daß du dich zusammen mit Freeman Carter für Sommers einsetzt, brauchen sie hieb- und stichfeste Beweise. Sie wissen, daß Mr. Carter sie vor Gericht auseinandernehmen würde, weil sie Sommers die SIG genausowenig anhängen können wie irgend jemandem sonst.
Das einzig Merkwürdige an der Geschichte ist Colby, der Cousin von Sommers. Er ist der Sohn des anderen Onkels, derjenige also, den Sommers von Anfang an im Verdacht hatte. Er bewegt sich im Dunstkreis von Durhams Empower-Youth-Energy-Gruppe. Und er wedelt in letzter Zeit mit erstaunlich viel Geld herum, was alle überrascht, weil er normalerweise nie welches hat.
Das kann nicht das Geld aus der ursprünglichen Versicherung sein, kritzelte ich auf die Seite, weil der Scheck bereits vor über zehn Jahren eingelöst wurde. Ich weiß nicht, ob das wichtig ist, aber geh der Sache morgen früh noch mal nach, und versuch jemanden zu finden, der weiß, woher er das Geld hat. Als ich den Bericht auf Mary Louises Schreibtisch zurücklegte, kam Amy Blount. Sie trug wieder das strenge Tweedkostüm und dazu eine ebenso strenge blaue Bluse, die Dreadlocks hatte sie zurückgebunden. Mit der förmlichen Kleidung war ihre Vorsicht zurückgekehrt, aber immerhin nahm sie die beiden Bücher von Hoffman zur Hand, sah sie sich genau an und verglich sie mit der Fotokopie des Fragments, das ich in Fepples Aktentasche gefunden hatte. Dann hob sie den Blick mit einem bedauernden Lächeln, das sie ein wenig zugänglicher wirken ließ. »Ich hatte gehofft, Ihnen ein Kunststück vorführen und Sie unheimlich beeindrucken zu können, aber leider kann ich das nicht. Wenn Sie mir nicht gesagt hätten, daß Sie die Unterlagen im Haus eines Deutschen gefunden haben, hätte ich auf eine jüdische Organisation getippt - mir sehen die Namen alle jüdisch aus, zumindest die auf dem Dokument, das Sie aus dem Büro der Midway Agency haben. Jemand hat Buch geführt über diese Leute, sie abgehakt, wenn sie gestorben sind; nur Th. Sommers ist noch am Leben.«
»Dann halten Sie Sommers also für einen jüdischen Namen?« fragte ich verblüfft, denn bisher hatte ich ihn nur mit meinem Klienten in Verbindung gebracht.
»In diesem Zusammenhang, ja. Schließlich steht er hier auf einer Seite mit Brodsky und Herstein.« Ich warf selbst einen Blick auf das Papier. Konnte es sich um einen völlig anderen Aaron Sommers handeln? War die Versicherung deshalb ausgezahlt worden? Weil Fepples Vater oder auch der andere Vertreter den Onkel meines Klienten mit einem Mann gleichen Namens verwechselt hatte? Aber wenn es sich lediglich um eine einfache Verwechslung handelte, warum war es jemandem dann so wichtig gewesen, alle Papiere zu stehlen, die mit der Sommers-Familie zu tun hatten? »Entschuldigung«, sagte ich, als ich merkte, daß ich ihren nächsten Satz nicht mitbekommen hatte. »Die Daten?«
»Was sind das für Daten? Anwesenheitsberichte? Zahlungsbelege? Man braucht kein Sherlock Holmes zu sein, um zu sehen, daß sie von einem Europäer geschrieben wurden. Und Sie wissen, daß der Mann Deutscher war. Abgesehen davon kann ich Ihnen auch nichts Neues sagen. Ich habe nichts Vergleichbares in
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