Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi
Kriegsfürsten, einem Drogenkartell oder einer ethnischen Guerillagruppe eingenommen. Politisch motivierte Gruppen wie die Shan State Army, die Lahu National United Party oder die Kachin Independence Army im Norden kämpften im Namen ihres jeweiliges Volkes für eine Unabhängigkeit von der Zentralregierung in Rangun. Weiter im Süden agierten die Karenni-Guerilla, die Karen National Liberation Army und weitere ethnische Gruppen.
Im Laufe der 1970er Jahre waren es allerdings nicht diese Gruppen, die die Macht über die Grenzgebiete gewonnen hatten, sondern die Drogenkartelle, d. h. die Anführer der von Ne Win gelenkten lokalen Miliz KKY. Die wichtigsten dieser Kriegsherren, wie z. B. Khun Sa oder Lo Hsing Han, bauten ganze Armeen auf, verdienten ein Vermögen mit dem Drogenhandel und wurden in den 1970er Jahren international bekannt, als die USA , Australien und Europa mit weißem Heroin aus den Shan-Bergen überschwemmt wurden.
1968 wurde die Situation indes noch komplizierter, als Rebellen in der kommunistischen Partei Burmas den Shan-Staat im Norden von China aus überfielen. Mehrere Jahre hatte ein offener und harter Kampf zwischen der kommunistischen Partei und den Milizen der Militärjunta geherrscht, bis die kommunistische Partei schließlich ihre Macht in diesem Gebiet an der Grenze zu China konsolidieren konnte und einen Staat im Staate etabliert hatte. Interessanterweise herrschten die Kommunisten hier über ungefähr dasselbe Gebiet, das früher, mit Hilfe der CIA, von der Kuomintang kontrolliert worden war. Und wie die Kuomintang wurde auch die kommunistische Guerilla immer tiefer in den Drogenhandel hereingezogen.
In Zentralburma verstärkte sich darüber hinaus die Unzufriedenheit mit der militärischen Führung des Landes. Die Arbeitslosigkeit erreichte Rekordhöhen, und es mangelte an allen Waren des täglichen Bedarfs. Im Mai 1974 brach ein Streik unter den Arbeitern der Ölindustrie aus. Der Protest verbreitete sich bis nach Rangun. Eisenbahnarbeiter und Angestellte einer Weberei schlossen sich den Streikenden an. Wie schon 1962 schlug Ne Win die Proteste mit Gewalt nieder. Und wie schon 1962 wurde die tatsächliche Zahl der Toten geheim gehalten, doch es ist davon auszugehen, dass ungefähr einhundert Menschen ums Leben kamen, als die Soldaten das Feuer eröffneten. Kurze Zeit später gingen die Studenten auf die Straße. Im November 1974 war U Thant einem Lungenkrebsleiden erlegen. Bis 1971 hatte er als UN-Generalsekretär gedient und danach mit seiner Familie in New York gelebt. Er sollte in seinem Heimatland begraben werden, aber obwohl er zehn Jahre lang der bekannteste burmesische Politiker gewesen war, weigerte sich Ne Win, ihm ein Staatsbegräbnis zuteil werden zu lassen. Das Verhältnis zwischen den beiden Männern war nie das beste gewesen und hatte sich noch weiter abgekühlt, als der letzte demokratisch gewählte Premierminister U Nu 1969 vor der UN auftrat und scharfe Kritik am Regime übte. U Thant hatte zwar nichts mit der Sache zu tun, aber Ne Win war der Auffassung, dass sich der Generalsekretär letztlich gegen ihn gestellt hätte.
U Thant sollte daher auf einem unbedeutenden kleinen Friedhof beigesetzt werden. Als sein Sarg mit einem Flugzeug aus den USA nach Burma gebracht wurde, war lediglich der stellvertretende Bildungsminister U Aung Tun zur Stelle. Er wurde später entlassen, weil er sich Ne Wins Befehl widersetzt hatte. Hinzu kam, dass der Sarg, wie es der Zufall wollte, über Nacht in einem Gebäude der stillgelegten Pferderennbahn verwahrt wurde. Als er am folgenden Morgen zum Friedhof gebracht werden sollte, wurde der Sarg von einer Studentengruppe entführt. Sie brachten ihn zum Universitätsgelände, wo der ehemalige UN-Generalsekretär eine Grabstätte fand, die ihm sicherlich gefallen hätte. Der Sarg wurde an jener Stelle in die Erde gesenkt, wo sich das ehemalige Gebäude der Studentenschaft befunden hatte – eben jenes Gebäude, das Ne Win 1962 hatte in die Luft sprengen lassen. Die Studenten nahmen das Begräbnis zum Anlass, um ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen, und demonstrierten mehrere Tage gegen die Militärjunta. Doch auch in dieser Situation griff das Militär ein. Es beschlagnahmte den Sarg und brachte ihn an eine neue Stelle am Shwedagonplatz. Doch der Korken war aus der Flasche gezogen worden: Große Menschenmassen strömten auf die Straße; das Militär antwortete mit Gewehrfeuer, und mehrere Hundert Menschen wurden getötet.
Die Proteste hatten
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