Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Illusion - das Zeichen der Nacht

Illusion - das Zeichen der Nacht

Titel: Illusion - das Zeichen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
Vom Netzwerk:
holprige Pflaster, bis sie wieder in der schmalen Geschäftsstraße stand, wo sie falsch abgebogen war.
    Von hier aus ging sie wie in einem Traum zum Hotel Cimarosa. Die Rufe und das Gelächter der Touristen nahm sie nur gedämpft wahr, wie durch eine dicke Glasscheibe. In ihrem Kopf hatte ein Brummen eingesetzt, das sie verrückt machte und sich über die Geräuschkulisse der Stadt legte. Ihr war übel, als wäre ihr der Cappuccino, den sie gerade getrunken hatte, schlecht bekommen; als hätte sie gerade eine Fahrt mit dem Riesenrad oder der Achterbahn hinter sich.
    Im Hotel fiel ihr auf, dass der Nachtportier von einer jungen Blondine mit nichtssagendem Gesicht abgelöst worden war. Deren Blick folgte ihr, während sie zum Aufzug ging.
    Als sich die Tür im dritten Stock öffnete, war Jana so schlecht, dass sie fürchtete, sie werde sich übergeben müssen, noch bevor sie ihr Zimmer erreicht hätte. Sie ging den schwach beleuchteten Flur entlang, die Augen ein wenig zusammengekniffen, um die Zimmernummern zu erkennen. Vor der 12 blieb sie stehen. Hier war es.
    Während sie in der Tasche nach der Schlüsselkarte wühlte, glaubte sie, das Plätschern der Dusche zu hören. Das bedeutete, Alex war schon aufgestanden, was sie seltsam erleichterte. In ein paar Minuten würden sie zusammen sein und ihre Unstimmigkeit von gestern Abend würde vergessen sein, weggewischt wie ein absurder Albtraum.
    Sie steckte die Karte in den Schlitz und drückte die Klinke nach unten, aber die Tür ließ sich nicht öffnen. Ungeduldig zog sie das kleine Rechteck aus Kunststoff wieder heraus und musterte es. Bestimmt hatte sie es verkehrt herum hineingesteckt. Sie versuchte es noch einmal, diesmal mit dem Hotellogo auf der anderen Seite.
    Ein rotes Lämpchen an der Türklinke signalisierte ihr, dass es auch diesmal nicht geklappt hatte. Missmutig schüttelte sie den Kopf. Der Nachtportier musste sich vertan haben, als er die Karte aktivierte. Jetzt würde sie noch einmal zur Rezeption hinuntergehen müssen, damit das Problem behoben wurde. Wenn Alex duschte, würde er ihr Klopfen nicht hören, und ihre Übelkeit hatte zwar nachgelassen, aber sie konnte jeden Moment wiederkommen.
    Jana öffnete die Papphülle, die zur Aufbewahrung der Karte diente. Dabei fiel ihr die Nummer auf, die mit blauem Kugelschreiber rechts in der Ecke stand: 13. Wie merkwürdig, sie hätte schwören können, dass die Suite, die sie mit Alex teilte, die Nummer 12 war …
    Verwirrt ging sie zur nächsten Tür. Dort stand in der Tat eine 13, auch wenn die zweite Ziffer verkehrt herum angebracht war, weshalb sie statt wie eine 3 wie ein griechisches Epsilon aussah.
    Unsicher führte Jana ihre Karte in den Schlitz über der Klinke ein. Das grüne Lämpchen leuchtete sofort auf und die Tür sprang mit einem Klicken auf.
    Sie ging auf Zehenspitzen durch den dunklen Flur. Als sie vor Alex’ Tür angelangt war, blieb sie stehen. Die Tür war nach wie vor zu und drinnen war das gedämpfte Surren der Klimaanlage zu hören.
    Mit angehaltenem Atem drückte Jana vorsichtig die Klinke hinunter und trat ins Zimmer. Durch einen Spalt zwischen den Fensterläden drang ein Streifen fahles Licht herein, der diagonal über das Bett fiel und eine schmale weiße Linie auf Alex’ nackten Rücken malte.
    Obwohl Jana sich ganz leise bewegte, jagte sie Alex offenbar einen Schreck ein, denn er drehte sich ruckartig um und setzte sich auf. Doch kaum hatten seine erschrockenen Augen Jana entdeckt, verzogen sich seine Lippen zu einem breiten Lächeln. »Da bist du ja wieder. Ich habe auf dich gewartet.«
    Jana ging zu seinem Bett und setzte sich zaghaft auf den Rand. Alex beobachtete sie, immer noch lächelnd. Dann, im Bewusstsein, dass sie ihn nicht aus den Augen ließ, beugte er sich zum Nachttisch, zog die oberste Schublade auf und tastete einen Moment darin herum. Schließlich holte er mit theatralischer Geste eine mit rotem Samt überzogene Schachtel heraus, um die eine riesige silbrige Schleife geschlungen war.
    »Hier, zur Versöhnung«, sagte er und hielt sie seiner Freundin hin. »Die magst du doch am liebsten.«
    Verblüfft starrte Jana die Schachtel an. Das war neu, sie war nicht daran gewöhnt, von Alex Geschenke zu bekommen.
    »Willst du sie nicht aufmachen?«, drängte Alex und stupste sie zärtlich mit der Schulter an.
    Jana zog an der silbrigen Schleife und klappte den Deckel auf. Die Schachtel war voller Pralinen, alle rautenförmig. Sie wusste sofort, welche es waren: die mit

Weitere Kostenlose Bücher