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Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)

Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)

Titel: Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Guthann
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Röcken, die Räder schlugen. Oder Kinder, die wie kleine Akrobaten in die Luft sprangen, sich überschlugen, auf den Händen gingen oder einfach nur auf einer Flöte spielten. Männer, die mit nacktem Oberkörper dastanden und feurige Fackeln verschluckten. Die Liste konnte noch beliebig weit fortgesetzt werden, denn alles Gauklervolk schien sich in Yrismin versammelt zu haben.
    Lucy hatte Markttage in Shidabayra immer herbeigesehnt. Manchmal hatte sie sogar die Tage bis dorthin gezählt, wenn die Gaukler und Akrobaten, die Schausteller und Sänger, die Musikanten und Messerwerfer endlich durch das breite Burgtor zum Schloss heraufgezogen kamen.
    Schon als ganz kleines Kind war sie mit glänzenden Augen, am Rockzipfel ihrer Mutter hängend, vor den Bühnen gestanden und hatte die wundervollen Tänzerinnen beobachtet, die zu der Musik von Flöten und Lauten ihre grazilen Tänze vorgeführt hatten.
    Im Alter von zehn Jahren war sie fest davon überzeugt gewesen, sie würde einmal mit einer dieser Gruppen aus Shidabayra ausziehen und Tänzerin werden. Es war ihr damals gar nicht in den Sinn gekommen, dass vielleicht der König oder ihre Mutter etwas dagegen haben könnten.
    Heute allerdings nahm sie den herrlichen Glanz der Attraktionen nur am Rande wahr.
    Yrismin war mit seinen weißen Fachwerkhäusern und den sauberen Straßen eine Augenweide für jeden Besucher. Der hintere Teil der Stadt war auf einen steilen Hügel gebaut worden, sodass man die kleinen Häuser wie ausgestellte Kunstwerke bewundern konnte. Alles das interessierte die Prinzessin heute nicht. Sie starrte nur auf ihre Füße, die in den weichen Lederschuhen, die Dari ihr geschenkt hatte, klein und unbedeutend aussahen.
    „Vortrefflich!“, sagte Heraldonius, der ein paar Schritte vor ihr ging und sich auf den von Menschen gefüllten Straßen umsah, wie ein Bauer, dessen Kornfelder in voller Reife standen. „Ich hatte gehofft, dass wir rechzeitig zum Markttag nach Yrismin kommen würden. Hier wird uns ein gutes Geschäft blühen.“
    Barbadur, der neben Dari ging, die sich in einen alten, schäbig anzusehenden Mantel gehüllt hatte, rieb sich die Hände und griff ganz nebenbei einem dicken Mann mit einem teuren Samtrock an den Gürtel. Zwei Sekunden später hielt er einen Geldbeutel in Händen und begann den Inhalt zu zählen.
    „Zwanzig Dracos!“, frohlockte er und ließ die kleinen, rubinroten Drachenschuppen, die sich in dem Ledersack befunden hatten, durch seine schmutzigen Finger wandern.
    In Eshkash, Sory und Effèlan wurde nicht mit Goldmünzen, sondern mit Dracos bezahlt. Sie wurden aus den kleinen Schuppen der Drachen, die vom Gesicht und den Beinen stammten, hergestellt. Da es nirgendwo mehr Drachen in Faranjoma gab, waren sie sehr wertvoll. Aber auch diesem Schatz schenkte Lucy nur einen kurzen, verächtlichen Blick.
    „Da.“ Barbadur steckte ihr zwei der roten Münzen in die Manteltasche. „Kauf dir etwas Süßes ... oder was du willst.“
    Die Prinzessin warf dem Geigenspieler einen müden Blick zu und wurde dann von einer Gruppe Sharifeen abgelenkt, die in wunderschönen, bunten Gewändern und in wildem Tanz an ihnen vorbeisprangen und in der Menge verschwanden. Dari machte große Augen. Sie wandte sich um, um den Feen nachzulaufen, aber Heraldonius riss sie hart am Ellenbogen zurück.
    „Also du, meine Hübsche, gehörst mir. Solange, bis ich dich an jemand anderes verkauft habe. Genau wie deine Freundin.“
    Dari und Lucy wechselten vielsagende Blicke, schluckten aber jede Erwiderung hinunter.
    Eine Gruppe Gardisten, auf den weißen Pferden von Eshkash, kam die Straße herabgeritten. Sie mussten sich durch die Menschenmenge drängen und machten dabei missmutige Gesichter. Der Erste trug das Banner von Yrismin, das an einer Stange aus Elfenholz im Wind flatterte. Es bestand aus grünem Tuch, auf dem ein weißer Kelch zu sehen war. Wasser sprudelte daraus hervor wie aus einer Quelle.
    Erst jetzt bemerkte Lucy, wie durstig sie war. Sehnsüchtig betrachtete sie eine schlanke Frau in einem hellen Leinenkleid, die einen Wasserschlauch an ihrer Hüfte trug.
     
    Sie hatten nun den Hauptplatz der kleinen Stadt erreicht. Hier ging es noch wilder zu, als auf den Straßen. Man hatte eine hölzerne Bühne in der Mitte errichtet, auf der die Gaukler ihre Kunststücke und die Schausteller ihre Schauspiele aufführen durften. Weiter rechts war ein Platz für die Tänzerinnen und Tänzer freigehalten worden. Gerade hatte die Gruppe Sharifeen

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