Im Auftrag der Lust
sich. »Hast du mir vergeben?«, murmelte er. »Auch wenn ich nicht wirklich weiß, warum du mir böse warst.«
»Was meinst du damit?«, fragte sie und hob den Kopf.
Jared küsste sie auf die Stirn. »Du warst heute Morgen wütend auf mich, oder nicht? Was habe ich deiner Meinung nach falsch gemacht?«
Sara spürte heiße Röte in ihre Wangen aufsteigen. »Der Kerl da gerade …«, begann sie unsicher.
»Ja?«
»Ich glaube, ich war seinetwegen wütend. Weil du mich mit ihm gesehen, aber nichts gesagt hattest.«
Er runzelte merklich die Stirn, und seine Umarmung verlor etwas an Innigkeit. »Weil ich nicht eifersüchtig geworden bin?«, fragte er nach einer Weile.
Die Röte vertiefte sich, schien sich regelrecht in Saras Haut einzubrennen. »Ja«, sagte sie mit brüchiger Stimme.
Jared löste die Umarmung ganz und umfasste ihre Oberarme. »Und die Szene gerade hat dich umgestimmt«, meinte er mehr zu sich selbst, als die Erkenntnis langsam einsickerte. »Deshalb bist du jetzt zu mir gekommen.«
»Ändert es etwas?«, hakte sie besorgt nach. Sie war sich in dem Moment so sicher, dass sie Jared wollte, dass es fast schmerzte. Er konnte doch jetzt unmöglich nein sagen?
Jared atmete tief durch und hob ihr Gesicht an. »Ich glaube, es ist keine gute Idee, wenn wir das jetzt fortsetzen«, sagte er matt und streichelte ihr die Wange. »Ich will nicht, dass du Dankbarkeit mit echtem Begehren verwechselst.«
»Hältst du mich etwa für ein Kind?!«, fuhr Sara auf.
Jared schüttelte ruhig den Kopf. »Nein, das ganz bestimmt nicht, aber du solltest dir sicher sein, dass du das aus den richtigen Gründen tust.« Er nickte ihr aufmunternd zu und drehte sich dann einfach um.
In ihrem Zimmer fand Sara wie gewohnt ein Tablett mit Mittagessen: mittlerweile kalte Suppe, eine Karaffe Weißwein und frisches Brot. Sie aß nur wenig, ihr Hunger war wie weggeblasen. Was Jared gesagt hatte, lag ihr noch immer in den Ohren. Sie lief im Zimmer hin und her.
Sie hatte sich darauf eingestellt, dass sie hier einem Mann begegnen würde, der sie erniedrigen würde, der es genoss, sie in einer Notlage ausnutzen und ihr vorhalten zu können, dass sie ohne ihn ein Nichts war. Stattdessen war sie hier Jared begegnet, einem Mann, der sich so sehr von dem unterschied, den sie vor drei Jahren verlassen hatte.
Sara hatte sich gewehrt, aber jetzt konnte sie es nicht mehr verleugnen – sie wollte diesen Mann, sie wollte Jared mit allen Sinnen besitzen und von ihm besessen werden. Selten war sich Sara so sicher gewesen, aber gerade, als ihr das bewusst wurde, war er zurückgewichen. Nicht um sie zu quälen, sondern um sie zu schützen, damit ihre Gefühle nicht einmal mehr verletzt wurden, weil sie einen Fehler beging. Er sorgte sich um sie.
Sara lehnte am Fenster und sah hinaus. Sie würde noch zwei Tage auf diesem Gut verbringen und dann Frankreich wieder verlassen. Was auch bedeutete, dass sie Jared vielleicht nie wiedersah. Der Gedanke war unerträglich. Wenn sie wirklich etwas tun wollte, musste sie es jetzt tun. Egal, ob Jared der Meinung war, sie beginge einen Fehler, oder nicht. Entschlossen griff Sara nach dem Telefonhörer und wählte Armands Nummer. Nach dreimaligem Klingeln nahm er ab. »Was kann ich für Sie tun, Mrs McLaughlin?«
»Ich möchte gerne Jared sprechen. Wissen Sie, wo er sich gerade aufhält?«, fragte sie, bemüht, ihre Stimme ruhig klingen zu lassen.
»Mr McLaughlin war heute Abend sehr verstimmt. Ich denke, Sie finden ihn in seinem Zimmer.«
»Wo befindet sich das?«
»Gehen Sie einfach die Treppe hinauf. Die erste Tür im Gang ist es.«
Sara bedankte sich hastig und lief eilig hinauf, bis sie vor Jareds Zimmer stand. Sie schob die Tür auf. Es war nicht abgeschlossen. Und einen Moment lang wunderte sie sich darüber, Jared reagierte zuweilen paranoid, aber der Gedanke verschwand schnell wieder.
Er saß am Kamin und schaute nachdenklich in die Flammen, ein Glas mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit in der Hand. Ihr Exmann hatte es sich bequem gemacht. Er trug nur ein weißes Hemd, dessen Kragen er gelockert hatte, und eine Anzughose. Als er Sara bemerkte, sah er auf, und sie konnte die Überraschung in seiner Miene erkennen. »Was tust du hier?« Er schien zu ahnen, weswegen sie mitten in der Nacht in seinem Zimmer stand, aber er wollte, dass sie es ihm sagte.
Sara löste den Knoten ihres Morgenmantels, den sie sich nach dem Duschen übergestreift hatte, und kam näher. Sie schaute ihm ins Gesicht.
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