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Im Auge des Orkans

Im Auge des Orkans

Titel: Im Auge des Orkans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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es nicht. Ein Sturm braut
sich zusammen — «
    »Hier auch — aber im Büro.« Er
berichtete, daß das Datum für eine Verhandlung, bei der ich zugegen sein
sollte, auf einen früheren Termin vorverlegt worden sei, daß ein Kunde sich
beklagt habe, weil mein Bericht nicht gründlich genug gewesen sei, und ein
neuer Kunde gestern für mich dagewesen sei. »Jetzt les ich dir noch deine
telefonischen Mitteilungen vor.«
    Sie schienen alle von Leuten zu
stammen, die etwas brauchten. Sogar die von Don. »Bist du schon früher in
Urlaub gefahren, oder was ist los?« fragte er an.
    »Die Dinge stehen nicht gut zwischen
euch, was?« sagte Hank. »Das geht dich nichts an.«
    Er blieb ungerührt. »Ach, übrigens,
deine Mutter rief an.«
    »Im Büro?«
    »Ja, weil sie dich zu Hause nicht
erreichte und es satt hatte, in ›dieses lächerliche Gerät‹ zu sprechen. Sie hat
mir erzählt, daß sie Patsy nicht erreichen kann, weil das Telefon abgemeldet
wurde. Sie befürchtet, ihr könnte etwas passiert sein.«
    »O Gott. Du hast nicht verraten, wohin
ich gefahren bin?«
    »Nein. Aber sie klang ziemlich
aufgeregt. Ruf sie lieber an.«
    »Okay. Noch etwas?« Es gab ein lautes
Knacken in der Leitung. »Hank?«
    »...bis Freitag... Gericht... Richter...«Ich
verstand nur noch Bruchstücke, dann zischte es in der Leitung, und sie war tot.
Ich drückte mehrmals auf die Gabel, aber nichts rührte sich mehr. Na,
wenigstens brauche ich jetzt nicht sofort unserer Mutter erklären, was mit
Patsy los ist, dachte ich.
    Erst jetzt wurde mir bewußt, daß im
Nebenraum ein heftiger Streit im Gange war. Ich hörte Dennys und Stephanies
ärgerliche Stimmen, eine dritte gehörte Neal. Ab und zu mischte sich Sam
beruhigend ein, doch seine tröstenden Worte gingen im allgemeinen Durcheinander
unter. Die wichtigsten Worte waren »Fähre«, »Unglück«, »beruhige dich« und »du
Idiot«. Ich stand auf und ging nach nebenan.
    Die vier standen mitten im Raum. Angela
hatte sich in einem Sessel hinter ihnen ausgestreckt und beobachtete sie mit
amüsiertem Gesicht. Stephanie war weiß um den Mund. Neal hatte rote Flecken im
Gesicht und wedelte mit den Händen, als wolle er sie trocknen. Denny war derjenige,
der sich am meisten aufregte. Sein Gesicht war hochrot, sein Atem ging
stoßweise.
    »Ja«, sagte Neal zu Denny, »ich habe
dich Idiot genannt. Du bist ein Idiot, daß du mit der Fähre losgefahren bist,
obwohl das Seil morsch war.«
    »Mein Gott!« rief Denny. »Wir wissen
doch nicht mal, ob das die Ursache ist.«
    »Das ist es eben«, mischte sich
Stephanie ein. »Du hast keine blasse Ahnung, was die Fähre betrifft. Max hätte
mir zeigen sollen, wie man mit ihr umgeht, aber nein, du wußtest ja schon
alles!«
    »Max hat dir nicht getraut — «
    »Max war ein Idiot.«
    »Hört doch auf«, mischte sich Sam ein.
»Sitzen wir uns, und besprechen wir die Sache vernünftig.«
    »Halten Sie endlich den Mund!« rief ich
energisch.
    Empört wandten sie sich nach mir um.
Ich hätte schwören können, daß sich Angela ein Lächeln verkniff. In der Halle
waren Schritte zu hören, und Patsys und Evans’ besorgte Gesichter tauchten im
Torbogen auf.
    »Sie können uns doch nicht einfach den
Mund verbieten«, protestierte Neal.
    »Jemand mußte es tun. Sie klangen
schlimmer als die Kinder.« Aus einer Ecke des Zimmers, wo ich ihn nicht bemerkt
hatte, sagte Andrew: »Wie, bitte?«
    Durch seine Worte entspannte sich die
Lage etwas. Sam warf die Hände hoch und ließ sich in einen Sessel fallen. Denny
und Stephanie lächelten sich verlegen an. Nur Neal blieb mit geballten Fäusten
steif stehen. Ich trat zu ihm und geleitete ihn zu einem Sofa. »Besprechen wir
noch mal alles in Ruhe, okay?«
    Er setzte sich steif. Patsy und Evans
kamen ins Zimmer und nahmen auf dem gegenüberstehenden Sofa Platz. »Was ist
passiert?« fragte Patsy.
    »Die Fähre ist zusammengebrochen«,
erklärte Denny. »Sie hängt mitten auf dem Wasserarm fest, und ich mach mir
Sorgen, ob wir sie noch an Land kriegen, ehe der Sturm losbricht.«
    Meine Schwester machte ein langes Gesicht
und sah Evans an. Evans legte tröstend den Arm um sie, aber auch er wirkte
jetzt deprimiert.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte
Stephanie. »Es muß eine Handwinde vorhanden sein.«
    »Eine was?«
    »Eine Art Rückversicherung. Wenn der
Motor versagt, kann man die Fähre per Hand ans Ufer ziehen.«
    »Warum hast du das nicht schon früher
erwähnt?«
    »Weil es mir nicht eingefallen ist.«
    Ich hörte schweigend zu

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