Im Bann der Dämonin
sich vollkommen ruhig zu den Schutzengeln, die sich um sie herum versammelt hatten und dem Hubschrauber hinterherschauten. „Wir brauchen uns nicht die Mühe zu machen, sie zu verfolgen. Ich weiß, wohin sie gehen werden.“
„Pazzo“ , murmelte Luciana, die wie erstarrt auf ihrem Sitz hockte. „Du bist ja vollkommen verrückt.“
Bei Brandons Landeversuch auf einem entfernten Feld brach eine der Helikopterkufen ab, und sie kippten mit dem Fluggerät um.
Den beiden Insassen passierte jedoch nichts.
Mitten in die nun folgende Stille hinein platzte Brandons Lachen. Vermutlich hat er einen Schock, dachte Luciana erschrocken.
Ihre Hände waren immer noch auf den Rücken gefesselt. „Lass mich hier raus! Sofort!“
Er gehorchte und murmelte etwas davon, dass er einen Wagen besorgen müsste. Die Dämonin sprang aus dem beschädigten Hubschrauber, und im selben Moment wurde ihr schwarz vor Augen. Tief ein- und ausatmen, dann würde sie sich rasch wieder erholen. Als es ihr besser ging, marschiertesie in Richtung Highway davon.
„Bleib du hier! Um einen Wagen kümmere ich mich.“
„Warte, Luciana! Wir können nicht einfach …“
Brandon rief ihr noch etwas hinterher, doch sie ignorierte ihn.
Kurze Zeit später kam sie mit einem schwarzen BMW Roadster zurück.
„Steig ein! Frag nicht, wie ich an den Wagen gekommen bin! Niemand kam zu Schaden. Ich will keine weitere Diskussion nicht nachdem du uns fast zurück ins Jenseits befördert hättest. Und diesmal fahre ich.“
Ohne ein Wort zu sagen, setzte er sich auf den Beifahrersitz, und sie fuhr los, in Richtung Norden. Weg von L. A., wo es von Arielles Leuten wimmelte. Mit Sicherheit war schon jetzt jeder Schutzengel in der Stadt alarmiert.
„Wenn Arielle uns schnappt, wird das schlimmer als der Tod. Nur, dass du Bescheid weißt.“ Luciana umklammerte fest das Lenkrad. „Wahrscheinlich wird sie in ihrem neuen Meditationsteich Waterboarding mit mir ausprobieren. Und dir wird sie die Haut abziehen und sie als Warnung für alle anderen am Fahnenmast des Zentrums flattern lassen.“
„Also sollten wir zusehen, dass sie uns nicht schnappt.“
Alle dreißig Sekunden drehte er sich um und guckte durch das Rückfenster, um zu überprüfen, ob sie verfolgt wurden. „Hör auf damit“, sagte sie. „Du machst mich nervös.“
„Ich bin noch nie in meinem Leben vor etwas davongerannt. Außerdem bin ich es gewohnt, selbst zu fahren. Du musst mich ablenken. Erzähl mir den Rest deiner Geschichte! Wie bist du zur Dämonin geworden?“
„Wir sind hier nicht auf einer Landpartie, wo wir Snacks und unsere intimsten Geheimnisse miteinander teilen. Wieso willst du das überhaupt wissen? Das ist doch alles Vergangenheit.“
„Weil es zu dir gehört. Es ist ein Teil von dir.“
Sie seufzte und sah nun selbst in den Rückspiegel. Sie wurdennicht verfolgt. Auch nicht aus der Luft. Und die Straße vor ihnen war leer.
Warum sollte sie ihm also nicht die ganze Wahrheit erzählen. „Na gut. Wo war ich stehen geblieben?“
„Julian und Harcourt brachten sich während eines Duells um. Was geschah danach? Ich möchte wissen, wie du gestorben bist. Wie du zu dem wurdest, was du bist.“
Sie hörte, wie er sich eine bequemere Sitzposition suchte.
„Ach, das.“ Luciana atmete tief ein. „Mal sehen … Ich beerdigte meinen Ehemann an seinem Geburtsort in England, dann kehrte ich zurück nach Venedig. Ich hatte erwartet, dort meine Eltern und Carlotta vorzufinden, aber ich kam zu spät.
Als ich in der Casa Rossetti eintraf, öffnete mir ein Fremder die Tür. Meine Eltern lebten dort nicht mehr. Sie hatten den Palazzo verkaufen müssen, weil sie kein Geld mehr hatten. Schließlich machte ich sie im Armenviertel von Campo San Barnaba ausfindig, wo sie in bitterer Not in einem kleinen Zimmer über einer Schenke wohnten.
Sie erzählten mir, dass Carlotta bei der Geburt ihres Kindes gestorben sei, kurz vor meiner Rückkehr. Auch ihr Kind hatte nicht überlebt, wie mir meine Eltern berichteten. Der pädophile Alte war immer noch so wohlhabend wie früher, hatte sich aber geweigert, meine Eltern zu unterstützen, als sie in Not gerieten.
Recht bald nach meiner Rückkehr nach Venedig starb er. Doch nicht auf natürliche Weise.
Er war mein erstes Opfer. Um Carlotta zu rächen, erlernte ich die Kunst des Giftmischens. Ich begann mit kleinen Experimenten mit dem, was ich mir aus Büchern angelesen hatte. Auf der Insel Sant’Ariano fand ich dann eine alte Frau, die mir mehr
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