Im Bann der Dämonin
beibrachte, als ich mir jemals hätte träumen lassen. Ihre Methoden waren grausig. Doch nachdem ich zehn Jahre lang die Schläge meines Ehemannes ausgehalten hatte und wusste, wie sehr meine Schwester gelitten hatte, nachdem sie und ichso viele Jahre nur noch Gegenstände waren, die von einem schrecklichen Schicksalsschlag zum nächsten getrieben wurden … Nun …
Ich hätte mir niemals träumen lassen, dass eine Frau allein eine solche Macht haben könnte.
Nach meiner Rache an dem Alten überkam mich eine gewisse Befriedigung. Doch das reichte mir nicht. Endlich wusste ich, dass es auch Gerechtigkeit gab auf der Welt. Die nichts zu tun hatte mit Gott. Im darauffolgenden Jahr verfeinerte ich meine Kenntnisse und suchte mir weitere Opfer, an denen ich ausprobierte, wie ich meine Macht ausbauen könnte.
Schließlich kam der Tag des Jüngsten Gerichts. Doch nicht in Form von Gott, sondern in Form von Harcourt.
Er erschien mir und gab mir die Schuld an seinem Tod. Aus Rache erwürgte er mich und zerrte mich mit sich in die Tie-fen der Hölle. Ich tat, was ich tun musste, um dort zu über-leben. Ich nahm ein zweites Mal Rache an meinem Ehemann und schloss einen Pakt mit den Geschöpfen der Hölle, auf dass sie ihn für alle Zeiten in den tiefsten Tiefen der Hölle behalten würden. Um dies zu erreichen, griff ich auf jeden zurück, mit dem ich einen Handel abschließen konnte. Schließlich konnte ich als Dämonin die Hölle wieder verlassen.
Das Bordell über der Glasgalerie war der erste Ort, an den man mich schickte. Als ich dort eintraf, war es ein riesiger Schock für mich, dass meine Schwester Carlotta bereits dort arbeitete.
Zu ihren eigenen Lebzeiten hatte sie sich an den Prostituierten gerächt, zu denen ihr Mann gegangen war. Sie beschuldigte die Frauen, sie mit der Krankheit angesteckt zu haben, die für den Tod ihrer ungeborenen Kinder verantwortlich war. Um sich an dem wahren Schuldigen, ihrem Ehemann, zu rächen, war meine Schwester jedoch zu feige. Zur Strafe wurde sie selbst als Prostituierte auf die Erde zurückgeschickt. Es war einfach grausam.
Ich wusste, dass ich von diesem Ort wegmusste. Und so schloss ich einen Pakt mit Satan persönlich.
Eine menschliche Seele pro Jahr, die ich ihm während des Erlöserfests zu liefern hatte. Genau an diesem Fest musste es sein, denn Satan war sehr wütend darüber, dass die Venezianer sich seiner Geliebten entledigt hatten. Also wollte er die Kirche entweihen, die sie zu Ehren ihres Erlösers Jesus Christus erbaut hatten. Mir kam ein Opfer pro Jahr nicht zu viel vor im Tausch gegen meine Freiheit.
Während ich mir noch mühsam meinen Weg durch die Riegen der Verdammten nach oben bahnte, hatte es Julian Ascher bereits zu einer prominenten Dämonenexistenz gebracht. Ab und zu kreuzten sich unsere Wege. Doch erst vor ein paar Jahren kam es mir in den Sinn, meinen ehemaligen Liebhaber zu vernichten. Also reiste ich nach Las Vegas und tat mich mit Corbin Ranulfson zusammen – vor allem aus einem Grund: um Julian zu vernichten. Doch leider scheiterte ich, noch dazu ziemlich erbärmlich. So traf ich auf die Kompanie der Engel und deine Freunde. Und der Rest“, erklärte sie, „ist Geschichte.“
Brandon schwieg. Er sah sie nur an und hörte weiter zu.
„Natürlich gäbe es noch viel mehr zu erzählen. Hinter jeder Geschichte verbirgt sich eine weitere Geschichte. Das ist alles so unendlich vielschichtig, es gibt so viele Geschichten wie Sterne am Himmel. Doch für heute, mio caro , soll es genug sein.“
„Eine Frage habe ich noch.“ Brandon wog die nächsten Worte gut ab. „Glaubst du, du könntest jemals gut sein?“
Jetzt schwieg Luciana.
Ihre Antwort berührte ihn zutiefst. „Ich möchte gut sein.“
Ob sie dazu in der Lage war, stand auf einem vollkommen anderen Blatt.
Sie fuhr weiter, bis es dunkel wurde. Sie waren die gesamte kalifornische Küste entlanggefahren und hatten mittlerweileOregon erreicht. Irgendwann mitten in der Nacht ließ sie ihn ans Steuer, und ein paar Stunden später erreichten sie den Bundesstaat Washington. Sie fuhren weiter, bis es Tag wurde, bis keiner von ihnen mehr die Augen offen halten konnte. Als am Horizont die Sonne aufzugehen begann, waren sie schon fast an der kanadischen Grenze angelangt.
„Wir müssen anhalten und eine Pause machen. Wir können nicht einfach für immer weiterfahren.“ Luciana lallte mehr, als dass sie sprach.
Sie suchten sich ein günstiges Motel und bezahlten mit Bargeld, das Luciana
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