Im Bann der Dämonin
Es gilt, in Windeseile zu handeln.“
Massimo spähte durch einen Schlitz im Fensterladen. Als er sich wieder zu ihr umdrehte, war er kreidebleich.
„Was ist denn los?“ Luciana stand auf, um selbst nachzusehen, was der Grund für Massimos Verhalten war.
Der verlassene Palazzo auf der anderen Seite des Kanals war nicht länger verlassen.
Luciana sah das flackernde Licht von Kerzen und Gestalten, die sich bewegten.
Massimo brachte es auf den Punkt. „Er ist nicht mehr allein.“
Nicht einschlafen, ermahnte Brandon sich zum wiederholten Mal. Er hatte seinen Beobachtungsposten bezogen und schaute zum gegenüberliegenden Palazzo hinüber. Die Casa Rossetti kam ihm vor wie ein Mausoleum. Nicht schlafen. Nicht jetzt.
Nicht nur wegen der Träume selbst.
Sondern auch, weil jetzt eine ganze Einheit Engel da war, um seine Träume zu überwachen. Inklusive Arielle.
„Sie müssen schlafen.“ Infusino schüttelte den Kopf, als er sah, wie Brandon sich abmühte, wach zu bleiben. „Ihr Körper ist vollkommen erschöpft.“
Brandon schloss die Augen und lehnte den Kopf an den Fensterrahmen. Nur einen Moment.
„Lassen Sie mich nirgendwo hingehen und nichts tun …“, murmelte er gegen Infusinos Schulter, als der Mann ihn zu einer Pritsche führte, die die venezianische Einheit mitgebracht und in einer Ecke des großen, staubigen Raums aufgestellt hatte. „Und wenn ich anfange, im Schlaf zu sprechen, wecken Sie mich auf.“
Brandon legte sich hin, den Blick zur Decke gerichtet, auf die abblätternden Überbleibsel der Gemälde von Engeln, die ihn auszulachen schienen.
Während er in den Schlaf hinüberglitt, begann sich um ihn herum ein Schleier zu formen …
Der sich aber nicht in seinen üblichen Albtraum verwandelte. Da war nur Schwärze, in dichten Nebel gehüllt.
Er fasste in seine Tasche, berührte seine Uhr.
Im Nebel war sie. Schneller als je zuvor nahm sie Gestalt an. Wie ein Blitz raste sie vom Himmel und landete auf festem Boden, keine drei Meter von ihm entfernt. Sie kam auf ihn zu, umgeben von einem tosenden Sturm. Sie schien nur aus langen Beinen, flatterndem Haar und den stechenden grünen Augen zu bestehen.
„Du. Wo zum Teufel sind meine Türhüter? Ich will sie zurückhaben.“ Luciana packte ihn am Kragen und starrte ihn wütend an.
„Vergiss es.“
„Du glaubst mir also nicht, dass ich es wahr machen kann?“, fragte sie und hob trotzig ihr Kinn. „Du hast keine Ahnung, wozu ich in der Lage bin, Engel. Du wirst kommen, wie du noch nie gekommen bist – nicht einmal in deinen wildesten Träumen.“
Er machte sich von ihr los. „Danke für das Angebot, aber ich verzichte.“
Sie fuhr mit der Hand über seinen Oberkörper, nach unten bis zu seinem Hosenbund.
„Du weißt wohl selbst nicht, was du willst.“ Ihre Stimmewar jetzt nicht viel mehr als ein Schnurren. „Ein Mann wie du hatte wahrscheinlich noch nie Gelegenheit dazu, seine geheimsten Wünsche auszuleben. Ich habe dir so viel zu bieten, weißt du. Du kannst von mir haben, was du willst. Du könntest in einem Haus leben, das größer ist als mein Palast, wenn du magst. Eine ganze Flotte exotischer Wagen fahren. Eine Segeljacht besitzen. Ständig von Frauen umringt sein. Frauen wie mir.“
Bei ihrem letzten Wort zuckte er leicht zusammen und hoffte sofort, dass sie es nicht bemerkt hatte. Aber natürlich war ihr seine Reaktion nicht entgangen.
„Was ist los, großer Junge? Ist ein Monster unter dem Bett? Soll ich es wegjagen?“
„Mach, was du willst. Ich gehe nirgendwo mit dir hin.“
„Stattdessen stehst du lieber herum und wartest auf deinen immer wiederkehrenden Albtraum. Wie du willst.“ Sie winkte ab. „An deiner Stelle würde ich mich lieber auf das Unbekannte einlassen, anstatt darauf zu warten, wieder erschossen zu werden.“
„Woher weißt du das?“
„Nur so eine Vermutung. Aber vediamo … Wir werden sehen. Ich habe ja schon während des Feuerwerks vermutet, dass du mal Opfer einer Schießerei wurdest. So, wie du zögerst und dich kleinmachst, wenn du bestimmte Gassen betrittst … Na ja.“
„Und der Traum?“
Sie schloss die Lider. „Das war ein Schuss ins Blaue, sozusagen.“
„Du bist die Erste, die das herausgefunden hat.“ Brandon wusste nicht, wieso er ihr das erzählte. „Außer dir weiß es nur Michael.“
„Vielleicht bin ich auch die Einzige, die sich Gedanken darüber macht. Komm, ich helfe dir, deinen Schmerz zu lindern.“ Sacht strich sie mit den Fingerspitzen über seinen
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