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Im Bann Der Herzen

Im Bann Der Herzen

Titel: Im Bann Der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Geburt an zugedachtes Leben aufgab, die einträgliche Praxis, die seinem Vater ein Adelsprädikat eingebracht hatte, dank dessen die Farrells zu den Spitzen der Gesellschaft Edinburghs aufgerückt waren. Sie hatte ihr Bestes getan, um sich mit der Auflösung seiner Verlobung mit Marianne abzufinden. Doch bei der ersten Erwähnung, dass ihr Sohn nach London ziehen und dort eine Praxis eröffnen wolle, hatte sie sich für eine Woche ins Bett gelegt und sich der Hilfe ihrer Töchter versichert, die ihn verzweifelt anflehten, er solle bei ihr bleiben. Er hatte sich heftig gesträubt und, wenn man den Schwestern glauben wollte, einen völligen Mangel an Mitgefühl erkennen lassen. Er wusste, dass Letzteres nicht stimmte, ebenso wie er wusste, dass sie nie begreifen würden, warum er das tat, was er tat.
    Apropos ... Er griff nach dem zweiten Umschlag, der neben seinem Teller lag, und schlitzte ihn mit seinem Messer auf. Er las den Brief zweimal. Es war ein sehr direktes, sehr praktisch gehaltenes Schreiben.
    Nachdenklich schlug er damit gegen die freie Handfläche. Er nahm nicht an, dass er von der verschleierten Dame aus der National Gallery stammte. Der Text ließ nichts von Herablassung oder moralischer Überlegenheit erkennen, sondern gab nur simple Anweisungen, wie es einem geschäftlichen Abkommen entsprach. Persönliches und persönliche Meinungen waren in diesem Fall nicht angebracht, und er war erleichtert, dass derjenige, der den Vermittlungs-Service wirklich führte, dies offenbar sehr wohl wusste. Der Kontaktperson hätte eine diesbezügliche Belehrung nicht geschadet, dachte er spöttisch. Vielleicht würde er an The May fair Lady schreiben und erwähnen, dass das alles andere als professionelle Auftreten der Abgesandten nicht seinen Beifall gefunden hätte.
    Er las den Brief noch einmal. Man hatte jemanden für ihn im Auge. Eine Dame, die bei einem Besuchsnachmittag an einer vornehmen Adresse am Manchester Square eine weiße Nelke tragen würde. Nüchtern und völlig anonym, wie zugesagt.
    Er ließ den Blick durch den Raum wandern, registrierte die vergilbten Netzvorhänge vor den Fenstern, die fettigen Schutzdeckchen auf den Sesseln, das fleckige Tischtuch. Das Spiel hatte begonnen. Es war Zeit, einen Schritt zu tun. Ein Mann, der Besuchsnachmittage der Ehrenwerten Miss Chastity Duncan am Manchester Square frequentierte, konnte nicht länger in Mrs. Harris' Pension an der Cromwell Road wohnen.
    Als er den Stuhl zurückschob, raschelte in seiner Tasche der Scheck. Ja, er würde einem guten Zweck zugute kommen, einem, für den sich sogar Lady Farrell einsetzen würde.

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    Chastity klappte die Zeitung ihres Vaters um und küsste ihn auf die Wange, als sie am Mittwochmorgen das Frühstückszimmer betrat. »Guten Morgen, Vater.«
    »Guten Morgen, meine Liebe«, sagte er und ordnete die so schmählich behandelte Zeitung wieder sorgsam entlang der Knicke.
    »Ich wollte dich um einen Gefallen bitten«, sagte sie und goss sich Kaffee ein. »Um einen sehr großen Gefallen, deshalb musst du es dir überlegen, ehe du antwortest.«
    Lord Duncan sah seine jüngste Tochter voller Unbehagen an. »Weiß nicht, was du meinst.«
    »Klar, ich habe es ja auch noch nicht verraten«, sagte sie und schenkte ihm ein rasches Lächeln, als sie nach dem Toastständer griff. »Würdest du mir bitte die Marmelade reichen?«
    Er schob das silberne Sch üsselchen zu ihr hinüber und richtete den Blick mit sichtlichem Widerwillen auf seinen eigenen Teller mit erkaltendem Rührei.
    »Die kannst du nicht einfach vergeuden«, mahnte Chastity streng. »Wir können uns in der Woche nur ein Dutzend Eier leisten. Und du hast mindestens zwei auf dem Teller.«
    Ihr Vater warf ihr einen scharfen und erschrockenen Blick zu, dann erst bemerkte er ihr schalkhaftes Lächeln. »Das ist nicht zum Lachen«, stellte er fest und griff zur Gabel. Aber Chastity hatte einen Schimmer zögernder Belustigung in seinen Augen gesehen, und das ermutigte sie. »Hättet ihr drei mich nicht über die Angelegenheit im Unklaren gelassen, befänden wir uns jetzt nicht in dieser absurden Situation.« Das war schon derart oft gesagt worden, dass es abgedroschen klang.
    »Daran ist nichts Absurdes, Vater«, sagte Chastity und strich reichlich Butter auf ihren Toast. »Wir haben genug Geld, um gut leben zu können, zumal Con und Prue nun dem Haushalt nicht mehr zur Last fallen.« Sie schüttelte den Kopf und seufzte tief. »Du hast ja keine Ahnung, wie

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