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Im Bann Der Herzen

Im Bann Der Herzen

Titel: Im Bann Der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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dieses oder die anderen Mäuler zu stopfen, die er in die W elt gesetzt hatte.
    Auf dem Weg zu seiner Praxis hinter St. Mary Abbot's machte Douglas Station bei Mrs. Beedle, die ihn mit gewohnter Fröhlichkeit und Herzenswärme begrüßte. »Bisschen frisch draußen, nicht, Doktor? Viel zu tun?«
    »Eine Entbindung«, sagte er. »Ein strammer Junge.«
    »Ach, wie nett. Der Postbote brachte heute Morgen zwei Briefe.« Sie langte hinauf zu dem Bord über dem Ladentisch und händigte ihm seine Post aus.
    Er nahm sie mit einem gemurmelten Dank entgegen, wünschte ihr einen schönen Tag und trat ins Freie, während er die Umschläge begutachtete. Einer kam von seiner Mutter. Auch die Handschrift des anderen auf dickem Bütten erkannte er sofort. Der Vermittlungsservice hatte geantwortet.
    Er steckte beide in die Manteltasche und strebte seiner Praxis zu. Sie lag in den unteren Räumen eines mehrgeschossigen Reihenhauses gleich hinter der Kirche. Wie üblich drängten sich im vorderen Raum Frauen und rotznasige Kinder. Es war kalt und düster, das Feuer im Kamin fast heruntergebrannt. Er begrüßte alle mit Namen, warf Kohle aufs Feuer und zündete die Kerzen an. Dann winkte er eine Frau mit einem Baby an der Brust und einem Kleinkind, das sich an ihre Schürze klammerte, zu sich. »Kommen Sie herein, Mrs. Good. Wie geht es Timmy heute?«
    »Ach, der Ausschlag ist schrecklich, Herr Doktor«, klagte die Frau. Sie wandte sich dem kratzenden Kind zu und versetzte ihm einen Schlag aufs Ohr. »Schluss jetzt, hörst du!« Sie seufzte, als das Kind sich wimmernd das Ohr rieb. »Er hört einfach mit Kratzen nicht auf. Nicht um alles auf der Welt.«
    Douglas setzte sich hinter den zerschrammten Tisch, der ihm als Schreibtisch diente. »Sehen wir uns das mal an, Timmy.« Er untersuchte die nässenden Ekzeme auf den Armen des Kindes, dann holte er von einem Bord einen Salbentiegel herunter. »Verreiben Sie das dreimal täglich auf die Flecken, Mrs. Good. Es müsste rasch helfen. In einer Woche kommen Sie mit ihm wieder.«
    »Danke, Herr Doktor.« Die Frau tat den Tiegel in ihre geräumige Schürzentasche. Zögernd holte sie eine Kupfermünze hervor. »Was bin ich schuldig, Herr Doktor?«
    Die Münze war ein Penny, wie Douglas sehen konnte. Dafür bekam man einen Laib Brot oder einen halben Liter Milch. Die Kosten für die Salbe waren damit nicht annähernd abgedeckt. Aber diese Menschen hatten ihren Stolz. Tatsächlich war es im Allgemeinen das Einzige, was sie besaßen. Er lächelte. »Einen Penny, Mrs. Good.«
    Sie legte ihn mit dem entschlossenen Nicken dessen, der sich einer Verpflichtung entledigt, auf den Tisch. »Ich danke Ihnen, Herr Doktor. Los, Timmy, und kratz dich ja nicht wieder!«
    Douglas lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und fuhr sich durch sein dichtes Haar, kaum dass sich die Tür hinter seinen
    Patienten geschlossen hatte. Er betrachtete den Penny auf dem Tisch, nahm ihn in die Hand und warf ihn in eine kleine Blechschachtel. Ein hohles Klirren ertönte, als die Münze sich zu der kleinen Menge ihrer Vorgängerinnen gesellte.
    Als Babygeschrei vor der Ordinationstür ertönte, schob Douglas den Stuhl zurück, um seine nächsten Patienten hereinzurufen.
    Es war ein langer und wie immer frustrierender Abend. Allen konnte er nicht helfen; viele seiner Patienten litten an schwer zu behandelnden Leiden der Armut. Selbst wenn es eine Arznei dagegen gab, verfügte er doch nicht über ausreichende Mengen, um allen zu helfen, die ihrer bedurften. Als er zusperrte und nach Hause ging, war er hundemüde.
    Sein Zuhause war eine Pension an der Cromwell Road. Der ständige Geruch von gekochtem Kohl und Fischköpfen empfing ihn, als er die dunkle, enge Diele betrat und die Tür schloss.
    Seine Wirtin steckte den Kopf aus der Küchentür. »n' Abend, Dr. F., spät sind Sie heute! Hoffentlich ist der Fisch nicht schon vertrocknet.«
    »Das hoffe ich auch, Mrs. Harris«, murmelte der Arzt und wandte sich zur Treppe. »Ich komme gleich.«
    »Es ist für Sie im Salon gedeckt«, sagte sie. »Ein hübsches Stück Brasse gibt es.«
    »Oder gab es«, grummelte der Doktor, während er die mit Linol belegte Treppe erklomm.
    »Soll ich unseren Colin in den Red Lion um einen Krug Herbbitter schicken, Dr. F.?«, folgte ihm die Stimme der Wirtin die Treppe hinauf.
    Douglas überlegte. Vertrockneter Fisch mit dem unvermeidlichen Püree und matschigem Kohl, und dazu nur Wasser? Er griff in die Tasche, lief ein paar Stufen hinunter und gab Mrs.

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