Im Bann der Träume
welche Lantee ihr übermittelt hatte – und eine Weigerung! Eine ganz entschiedene Weigerung, gefolgt von der Unterbrechung des Kontaktes. Warum?
»Es nützt nichts«, hörte sie Lantee sagen, als sie die Augen wieder öffnete.
»Du hast Taggi erreicht«, wußte sie.
»Ja, aber ganz anders als sonst. Er wollte nicht auf mich hören. Er war beschäftigt …«
»Beschäftigt?« Dieses Wort verblüffte Charis. »Auf der Jagd?«
»Nein, das glaube ich nicht. Er hat etwas erforscht. Etwas Neues, das ihn so sehr fesselte, daß er nicht kommen wollte.«
»Aber sie sind doch hier, nicht dort in Anderswo?« Plötzlich griff diese Angst wieder nach ihr, sie könne die Tiere zurückgelassen haben.
»Ich weiß nicht, wo sie sind, aber Taggi hat keine Angst. Er ist nur neugierig, sehr neugierig. Und Tsstu?«
»Tsstu unterbrach den Kontakt. Aber ich glaube, auch sie hat keine Angst.«
»Wir werden jetzt aber hier wegmüssen«, erinnerte Lantee.
Wenn wir können, dachte Charis. Sie griff nach seiner Hand. »Denke an deinen See«, befahl sie und konzentrierte sich auf das schwache Muster auf dem Felsen.
Kühler Wind … das Murmeln der sanften Brise in den Blättern … wehende Äste und der Schimmer eines Wasserspiegels …
»Wir haben es geschafft!« Der Griff der anderen Hand lockerte sich. Lantee sah sich prüfend um. Er schnupperte in der Luft.
Ein Pfad zog sich das Seeufer entlang; er zeichnete sich deutlich ab. Nichts rührte sich. Es war, als habe niemals ein Außenweltler diesen Planeten betreten.
»Dorthin«, deutete Lantee, weg vom Pfad. Er flüsterte, als fürchte er, von Feinden beobachtet und belauscht zu werden. »Im Süden ist ein kleiner Hügel. Von dort aus haben wir einen guten Ausblick auf den Posten.«
»Warum?« fragte Charis, und Lantee erklärte knapp:
»Wenn die Hexen oder die Banden etwas vorhaben, dann ist der erste Schlag mit Sicherheit gegen den Posten gerichtet. Wir beide, Thorvald und ich, stehen ihnen nicht im Weg, und so könnten die Hexen leicht Hantin oder einen anderen Außenweltler unter ihre Kontrolle bringen. Oder die Banden könnten den Posten überrennen und ihn ebenso vernichten wie die Handelsniederlassung.«
Sie folgte ihm, ohne weitere Fragen zu stellen. Auf Demeter war Charis mit dem Ranger zu Expeditionen unterwegs gewesen, und sie glaubte sich mit Wäldern einigermaßen auszukennen, aber Lantee schien hier völlig zu Hause zu sein. Unhörbar huschte er von einer Deckung zur anderen; trotzdem ließ er nicht die geringste Ungeduld erkennen, wenn sie ihn durch ihre Ungeschicklichkeit aufhielt.
Sehr erhitzt und durstig trottete Charis einen Hang hinauf, den Lantee ihr gezeigt hatte. Sie war auf ein Tier getreten, und dieses Tier hatte sie gebissen. Der Biß schmerzte und schwoll immer mehr an. Ihre Kehle erschien ihr rauh und trocken wie Wellblech, als sie endlich hinter schützenden Büschen auf dem Gipfel des Hügels lag.
Unter ihnen drängten sich vier Kuppeln aneinander, und ein Stück davon entfernt war eine Landebahn zu erkennen. An ihrem Ende stand ein leichter Hubschrauber, und dort, wo sich die Bahn zu einem raketenverbrannten Feld verbreiterte, erkannten sie einen kleinen Raumkreuzer, anscheinend das erwartete Patrouillenschiff.
Es sah alles absolut friedlich aus. Nichts rührte sich bei den Gebäuden; die Kuppeln waren eingesäumt von Beeten blasser Blumen, wie sie auf Warlock heimisch waren. Wo ein kräftiger Farbfleck in den Beeten leuchtete, hatte wohl jemand Blumen aus anderen Welten gepflanzt, um mit ihnen zu experimentieren.
»Es sieht ganz gut aus«, begann sie.
»Gar nichts sieht gut aus«, widersprach er leise, aber entschieden.
In den Kuppeln war kein Loch mit Schmelzrändern zu sehen wie bei der geplünderten Niederlassung, und auch sonst deutete nichts auf etwas Ungewöhnliches hin; trotzdem war Lantees Sorge nur allzu offensichtlich.
Es mußte Nachmittag sein, und ein schläfriger Friede schien die ganze Gegend einzuhüllen. Charis hätte angenommen, daß die Besatzung irgendwo im Schatten döste. Sie zog es daher vor, auf Lantees Erklärung zu warten, weshalb ihm dieser Friede nicht geheuer vorkam.
»Die Antenne ist eingezogen«, sagte er mehr zu sich selbst, »und Hantin ist nicht im Garten, um an seinen Versuchsbeeten zu arbeiten. Und Togi und ihre Jungen …«
»Togi?« fragte Charis.
»Das ist Taggis Weibchen. Sie hat zwei Junge, und mit denen spielt sie jeden Nachmittag dort unter jenen Felsen. Sie graben mit Vorliebe Erdwespen aus,
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