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Im Bann des Highlanders

Im Bann des Highlanders

Titel: Im Bann des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie MacAlistair
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dann die Plaids für die Männer und die Schultertücher für die Frauen genäht wurden.
    Täglich besuchte die Tochter des Lairds die Gefangene, denn sie schien allmählich wirklich davon überzeugt zu sein, dass die Gefangene nichts mit Ceana Matheson zu tun hatte, obwohl die Engländerin immer wieder auswich, wenn sie ihre Geschichte erzählen sollte.
    In Joans Gedächtnis hatte sich ein aberwitziger Plan festgesetzt: Sie musste Màiri überreden, ihr bei der Flucht aus dem Kerker zu helfen, denn sie war die einzige Person, die dies tun konnte. Joans ganzes Denken galt dem Grab der Hexe, das zu einem Zeittunnel geworden war. Nur wenn sie die Möglichkeit hatte, in das Erdloch zu steigen, würde sie ins Jahr 2005 zurückkehren können – ansonsten bliebe sie für immer in der Vergangenheit gefangen.
    Während der Tage im Kerker – Joan schätzte sie auf eine Woche – wurde Màiri immer redseliger und schmuggelte oft einen kleinen Leckerbissen ins Verlies. Allerdings hatte sie sich einen letzten Rest Skepsis bewahrt, das spürte Joan überdeutlich.
    »Peader ist ein lieber Kerl«, meinte Màiri eines Abends, als sie Joan das Essen brachte. »Aber er macht immer häufiger Bemerkungen darüber, ob ich mit einer Hexe im Bunde stehe.«
    Sie lächelte nachsichtig. »Er ist genauso abergläubisch wie Ewan und mein Vater.«
    Joan lächelte zurück. »Typisch Mann, nicht wahr. Und Ihr? Glaubt Ihr auch an Hexen?«
    »Nein ... jedenfalls weiß ich, dass Ihr keine seid. Bei Ceana Matheson bin ich mir nicht sicher, ich war damals zu klein, um nachforschen zu können, ob die Gerüchte stimmten, nach dem auffallend viele Kinder des Clans zu dieser Zeit tot geboren wurden.«
    »Erzählt mir von Eurer Familie«, forderte Joan sie mit sanfter Stimme auf. Sie wollte so viel von den MacLaughlins und deren Gewohnheiten wissen, sie wollte erfahren, wie die Menschen im Jahre 1731 gelebt hatten.
    Màiri setzte sich entspannt hin, wie sie es immer tat, wenn sie etwas zu erzählen hatte. »Tèarlach, mein Mann, ist sehr liebevoll zu mir und unseren Söhnen. Er ist oft unterwegs, aber das war schon immer so.«
    »In welchem Teil der Burg lebt Ihr?«
    »Die Gemächer liegen im Westflügel«, erklärte Màiri bereitwillig und sah mit Genugtuung zu, wie Joan herzhaft in die Lammkeule biss. »Aber meine Söhne Ewan und Anndra halten sich nur zum Schlafen dort auf, sie sind neun und sechs Jahre alt und spielen oft, dass sie wie die Erwachsenen gegen die englischen Soldaten kämpfen.« Ihr Blick wurde bekümmert. »Für sie ist es ein Spiel, aber sie wissen nicht, wie viele Männer schon bei den Kämpfen gestorben sind. Möge das Blutvergießen doch endlich aufhören!«
    Joan hätte zu gern Genaueres darüber gewusst, aber sie hatte Angst, sich verdächtig zu machen. So beließ sie es, zu fragen: »Einer Eurer Söhne heißt also genau wie Euer Bruder.«
    »Allerdings, das war der Wunsch meines Vaters.« Sie schob flink eine dunkle Haarsträhne, die sich gelöst hatte, unter ihr Häubchen zurück und fügte schmunzelnd hinzu: »Und ich habe das Gefühl, dass der Junge einmal genauso wird wie sein Onkel. Er macht den Mädchen jetzt schon schöne Augen.«
    Vor Joans geistigem Auge tauchte Ewans athletische Gestalt auf; ihm hatte sie es zu verdanken, dass sie nun im Kerker saß. Mit ihr hatte er nicht geflirtet, sondern sie ziemlich brüsk behandelt, und bei dem Gedanken daran loderte wilde Wut in ihr auf.
    »Mein Bruder ist herzensgut«, fuhr Màiri ahnungslos fort, und Joan musste sich zusammenreißen, um nicht aufzulachen. »Ein Jahr nach der Totgeburt kam er zur Welt, und ich habe mich von Anfang an viel um ihn gekümmert. Unser Verhältnis ist etwas ganz Besonderes, es ist viel enger als zu unserer Schwester Darla, dem Nesthäkchen. Sie ist vierundzwanzig, ihren Mann Peader habt Ihr ja bereits kennen gelernt.«
    Vage nickte Joan, der Kerkerwächter machte einen ebenso finsteren Eindruck auf sie wie der Laird und dessen Sohn.
    »Darla hat auch ein Baby, die kleine Ealasaid ist neun Monate alt«, erzählte Màiri weiter. »Sie wurde nach unserer Mutter getauft.«
    Joan dachte an den polternden Laird Dòmhnall, und seine Gemahlin tat ihr entsetzlich leid. »Ist Eure Mutter noch am Leben?«
    »Aye, sie ist sehr zart und hält sich meistens in der Burg auf. Das raue Klima tut ihr nicht gut, daher verbringt sie die Wintermonate oft in Edinburgh bei Freunden.«
    Fieberhaft überlegte Joan, wie sie Màiri klar machen konnte, dass sie fliehen musste.

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