Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Highlanders

Im Bann des Highlanders

Titel: Im Bann des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie MacAlistair
Vom Netzwerk:
und sagte mit weicher Stimme: »Und ich bekomme doch noch heraus, wer Ihr seid, Seonag.«

16. Kapitel
    Einen Tag vor Laird Dòmhnalls Geburtstag wurde es hektisch in der Burg, und die Geräusche, die die ankommenden Gäste mit ihren Pferdefuhrwerken verursachten, drangen sogar bis nach oben in die Kammer. Joan hatte vom Fenster aus keinen Einblick zur Vorderfront der Burg, aber sie konnte hören, wie immer mehr Menschen eintrafen, mit einem merkwürdigen Ruf begrüßt und dann durch das Burgtor eingelassen wurden.
    Zu gerne hätte Joan einen Blick auf das Treiben im Hof geworfen, doch sie wusste selbst, dass dies viel zu gefährlich war. Allerdings fühlte sie sich durch die Aussicht, am nächsten Abend vom Gang her heimlich zusehen zu dürfen, ein wenig versöhnt.
    Ewan hatte sich in den vergangenen Tagen kaum blicken lassen, was Joan mit gemischten Gefühlen registriert hatte. Vermutlich hatte ihm sein Vater einige Aufgaben zugeteilt.
    »Warte, bis es draußen dunkel ist«, mahnte Màiri am Tag des cèilidh. »Dann schleichst du dich auf den Gang, aber wenn du Schritte oder Stimmen hörst, eile sofort wieder in deine Kammer. Es werden zwar alle im Burghof feiern, aber trotzdem könnten Ewan oder Darla und ihr Mann zu ihren Gemächern gehen.«
    Joan wusste bereits, dass die Zimmer des Lairds und seiner Frau sowie dem Personal und der Gäste in anderen Flügeln untergebracht waren, sodass die Gefahr der Entdeckung relativ gering zu sein schien.
    »Durch die Fenster im Gang hat man einen genauen Blick auf den Burghof«, versicherte Màiri, während sie Joans Frühstücksgeschirr abräumte. »Aber sei vorsichtig und verberge dich hinter dem Vorhang. Ich denke zwar nicht, dass jemand ausgerechnet zu diesen Fenstern schaut, doch man muss mit allem rechnen. Viele unserer Gäste werden um diese Zeit ohnehin betrunken sein und gar nichts mehr merken.« Bei den letzten Worten lächelte sie nachsichtig.
    »Gehört dein Bruder auch zu denen, die sich bei Festen gerne betrinken?«, entfuhr es Joan, bevor sie es verhindern konnte, denn eigentlich interessierte sie das ja gar nicht.
    »Och, er ist einem guten Whisky oder Bier nicht abgeneigt, aber ich habe ihn noch nie richtig betrunken gesehen.« Màiri war sichtlich nervös, sie zupfte ständig an ihrer Haube oder an den Falten ihres Rockes und schweifte dann vom Thema ab. »Zwischendurch werde ich dir etwas zu essen bringen, aber ich kann dir nicht versprechen, wann das sein wird. Vater möchte uns Kinder gerne den ganzen Tag in seiner Nähe haben, und ich muss einen günstigen Augenblick abpassen.«
    Im großen Speisesaal von Glenbharr Castle sollte es am Nachmittag ein festliches Bankett geben, hatte Màiri berichtet, und fast alle Gäste, die teilweise tagelang unterwegs gewesen waren, seien inzwischen eingetroffen.
    Bevor Màiri an diesem Morgen die Kammer verließ, umarmte sie Joan herzlich und ermahnte sie noch einmal, vorsichtig beim Verlassen der Kammer zu sein.
    Trotz der dicken Mauern konnte Joan gedämpft hören, wie im Speisesaal gelacht und gefeiert wurde. Kurz vor Eröffnung des Banketts erschien Màiri mit einem Tablett voller Köstlichkeiten, die sie in der Küche stibitzt hatte. Sie sah sehr hübsch aus in dem langen weißen, rot, blau und schwarz gestreiften Kleid und dem prachtvoll gewebten arisaid, einem Schultertuch, das auf der Brust mit einer Silberschnalle zusammengehalten wurde. Die Ärmel des Unterkleides waren scharlachrot und mit goldener Spitze besetzt. Die langen Haare trug sie an diesem Tag offen.
    Als Joan ihr ein Kompliment machte, errötete Màiri zart und drehte sich einmal im Kreis. »Findest du?«
    »Aye«, erwiderte Joan und dachte flüchtig daran, dass sie zum ersten Mal dieses schottische Wort der Zustimmung ausgesprochen hatte, doch Màiri schien es gar nicht wahrgenommen zu haben. Ihre Wangen glühten und ihre Augen leuchteten, und wenn sie nicht verheiratet gewesen wäre, hätte man meinen können, dass sie ihren Liebsten erwarte.
    Joans Herz schlug heftig, als sie schließlich leise die Kammertür öffnete. In Màiris Zimmer war es dunkel, doch die Vorhänge waren geöffnet, und durch den leichten Schein, den die Lichter im Burghof verbreiteten, war es nicht stockfinster.
    Mit wenigen Schritten hatte Joan die Tür zum Gang erreicht, doch ihre Hand am Türgriff zögerte. Was sollte sie tun, wenn ihr Màiris Schwester entgegen kam? Darla kannte sie zwar nicht, aber sie würde sich wundern, wer diese fremde Person war und was sie in

Weitere Kostenlose Bücher