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Im Banne des stuermischen Eroberers

Titel: Im Banne des stuermischen Eroberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Helens Ausdünstungen gekommen, was Hethe keineswegs verwunderte.
    „Dann solltet Ihr jetzt hinaufgehen und ...“, setzte Templetun
    an.
    „Mylord“, fuhr Hethe ihm erbost über den Mund. „Ich kenne meine Pflicht durchaus. Aber dürfte ich mir zuvor vielleicht einen Becher Wein genehmigen? Es war ein anstrengender Tag.“
    Templetun zauderte, ehe er widerwillig nachgab. „Nun gut. Trinkt zuerst etwas, Mylord. Doch wir müssen diese Sache wirklich zu einem Abschluss bringen.“
    „Wir?“, fragte Hethe höhnisch. Er bezweifelte, dass der Mann so versessen darauf gewesen wäre, hätte er selbst zur Tat schreiten müssen.
    Es wurde allmählich spät. Helen schritt in Lord Holdens Schlafgemach auf und ab, als Geräusche im Hof sie ans Fenster lockten. Sie schaute hinaus und stieß einen langen Seufzer aus, denn Lord Templetun war mit ihrem Gemahl zurückgekehrt. Sie hatte den Nachmittag damit zugebracht, ihre Unterlippe mit den Zähnen zu malträtieren und Lord Holdens Kastellan mitfühlend anzuschauen. Er hatte ihr tapfer Gesellschaft geleistet und sich sehr bemüht, nicht zu zeigen, wie abstoßend Helen stank. Als sie entschieden hatte, sich nach oben zu begeben, war er sichtlich erleichtert gewesen, von seiner Pflicht entbunden zu werden. Hier oben allerdings hatte Helen keinen anderen Zeitvertreib gefunden, als über das Kommende nachzugrübeln. Ein ermüdendes Unterfangen, wie sich rasch herausstellte. Durch nichts konnte sie das Anstehende aufschieben, und sie wusste auch nicht, inwiefern sie sich hätte vorbereiten können.
    Templetun hatte Wort gehalten. Stephen war durch nichts zu bewegen, sie etwas gegen den Geruch unternehmen zu lassen. Er hatte ihr sogar abgeschlagen, ein Bad heraufbringen zu lassen. Zerknirscht und in gequältem Tonfall hatte er ihr erklärt, dass er es ja gerne tun würde - was Helen nicht bezweifelte, schließlich hatte er unter dem Gestank zu leiden. Aber Lord Templetun habe ihn angewiesen, sie mit nichts außer Speise und Trank zu versorgen und zugegen zu sein, während sie sich stärkte. Ein Bad sei leider ausgeschlossen.
    Schließlich hatte sie darum gebeten, ins herrschaftliche Schlafgemach geführt zu werden, damit sie sich umsehen könne. Dieser Bitte zumindest wurde entsprochen, allerdings erst, nachdem Stephen die Kammer einer Musterung unterzogen hatte. Vermutlich hatte er sicherstellen wollen, dass sich nichts darin befand, was Templetuns Anweisungen zuwiderlief. Seitdem war Helen allein und von dem, was sie hier vorgefunden hatte, nicht eben beeindruckt.
    Lord Holdens Gemächer waren geräumig und mussten einst recht opulent ausgestattet gewesen sein. Inzwischen jedoch war alles alt, fadenscheinig und deutlich verwahrlost. Es war nicht zu übersehen, dass Lord Holden kaum Zeit in diesen Räumen verbrachte. Ein wenig Stöbern brachte sogar zutage, dass sich keinerlei persönliche Dinge hier befanden.
    Ihr blieb nichts anderes zu tun, als sich wegen des Kommenden zu sorgen und den Umstand zu beklagen, dass sie sich für ihren Gemahl nicht herrichten konnte, damit er behutsam mit ihr umgehen werde. Daher hatte Helen beschlossen, dass sie sich ebenso gut hinlegen und ausruhen könne. Hellwach und beklommen hatte sie auf Holdens ausladendem Bett gelegen, bis eine Magd gekommen war, um sie zu fragen, ob sie zum Nachtmahl hinunterzugehen wünsche oder man ihr lieber ein Tablett nach oben bringen solle.
    Sie hatte sich für das Tablett entschieden. Gern hätte sie Gesellschaft gehabt, um sich von ihren Grübeleien abzulenken, aber sie hatte weder Lord Holdens Kastellan noch den übrigen Burgbewohnern ihre Gegenwart zumuten wollen und deshalb allein gegessen. Nun, im Grunde war sie zu unruhig zum Essen gewesen und hatte lediglich in den Speisen herumgestochert. Die übrige Zeit hatte sie damit zugebracht, auf- und abzuschreiten und zu warten. Als sie nun ihren Gemahl im Hof vom Pferd steigen sah, verzog sie das Gesicht. Jetzt war es so weit.
    Kurz wurde sie von Entsetzen gepackt. Fieberhaft schaute sie sich nach einem Versteck oder gar Fluchtweg um, ehe sie einsah, dass sie nicht entkommen konnte. Sie zwang sich, ruhig zu bleiben und sich nicht wie eine Närrin aufzuführen.
    Immerhin war sie eine erwachsene Frau. Was ihr bevorstand, war nichts, vor dem sie sich fürchten musste. Jede Frau machte dies durch - zumindest jede Frau, die heiratete. Allerdings, so mutmaßte sie, musste auch keine andere Frau Unannehmlichkeiten befürchten, im Gegensatz zu ihr. Vor allem, da sie ihren

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