Im Banne des stuermischen Eroberers
entspricht das der Wahrheit. Dennoch hat man dem Mann die Beine abgeschlagen, weil er angeblich in Euren Forst eingedrungen ist und sich an Eurem Wild vergriffen hat.“
Hethe blieb stumm. Einem Wilderer beide Beine zu nehmen, war zwar im Sinne des Gesetzes, aber ... „War es das erste Vergehen, dessen er bezichtigt wurde?“
„Aye. So heißt es zumindest.“
Für ein erstes Vergehen hätte Hethe einem Mann niemals die Beine abhacken lassen. Zur Hölle - vermutlich hätte er das auch nach einem zweiten oder dritten Vergehen niemals angeordnet. Ebenso wenig hätte er einem Kind für einen Zwist in der Kirche die Hand genommen, und für kein Verbrechen der Welt hätte er einer Frau die Brüste abschneiden lassen.
„Ich muss mit Stephen reden. Etwas stimmt hier nicht.“ Abrupt stand er auf und schritt zur Tür, hielt aber noch einmal inne und fuhr herum.
„Was ist?“, fragte seine Gemahlin.
„Wenn ich jetzt nach unten gehe, wird Templetun einen Beweis dafür sehen wollen, dass die Ehe vollzogen wurde“, entgegnete er stirnrunzelnd. Doch da hing auch die Frage im Raum, wer auf Holden und den dazugehörigen Besitzungen sein Unwesen trieb. Stattdessen durfte er sich mit dem königlichen Kastellan herumärgern, der sich in seine Ehe einmischte.
Das fuchste Hethe. Aber was sollte er tun?
Helen versteifte sich im Wasser. Templetun und dessen Forderung nach Vollzug der Ehe hatte sie völlig vergessen. Er würde nicht verschwinden, bevor er nicht überzeugt war, dass die Verbindung besiegelt war. Was bedeutete, dass ihr Gemahl und sie ...
Sie ließ den Blick über seine nackte Brust gleiten. Wie breit und kräftig er doch gebaut war. Helen betrachtete die harten Muskeln, den flachen Bauch, die schmale Taille und die Hosen, die seine Lenden verbargen. Als er das Kleidungsstück vorhin hatte ablegen wollen, hatte Helen über den Anblick seines schlaffen Fleisches gelacht. Nun jedoch war eine deutliche Wölbung erkennbar, und Helen erschauerte, als sie sich ausmalte, was ihr Gemahl mit seiner Männlichkeit tun würde.
„Ihr zittert ja“, sagte er, und seine düstere Miene schwand, als er zurück zum Zuber kam. „Bestimmt ist das Wasser längst kalt. Wir sollten Euch da herausholen, ehe Ihr Euch den Tod holt.“ Er bückte sich und hob das Leinentuch auf, das die Bediensteten für sie zum Abtrocknen dagelassen hatten. Er schüttelte es aus und hielt es ihr ausgebreitet entgegen.
Helen zauderte und spürte, wie sie vor Scham errötete. Dann erhob sie sich hastig und flüchtete sich in das Tuch, wobei sie erleichtert aufseufzte, weil ihr Gemahl sie rasch hineinwickelte. Als er sie gleich darauf hochhob, schrie sie überrascht auf. Er trug sie durch die Kammer zum Kamin, wo er sie hinunterließ, damit sie sich wärmen und abtrocknen konnte. Von der Truhe neben dem Bett holte er die Salbe, die Mary vorbereitet hatte.
Als er damit zurückkehrte, war Helen noch dabei, sich abzutrocknen. Ein beschwerliches Unterfangen, weil sie versuchte, sich lediglich einer Ecke des Tuchs zu bedienen, da sie sich den Rest wie eine Toga um den Leib geschlungen hatte. Lord Holden lächelte verhalten. Vermutlich erheiterte es ihn, dass sie sich mit einem Mal so scheu gab, obwohl sie vorhin bereits nackt vor ihm gelegen hatte. Dabei hatte sie sich allerdings alles andere als wohlgefühlt. Und nun dräute die Besiegelung ihrer Ehe umso unausweichlicher. Helen wandte sich ab.
Ihr Gemahl legte ihr eine Hand auf die Schulter, und Helen drehte sich um und sah ihm in die Augen. Als ihr Blick auf die Schale in seiner Hand fiel, zwang sie sich zur Ruhe.
„Oh, habt Dank.“ Sie wollte nach der Salbe greifen, aber er hob die Brauen und schüttelte den Kopf.
„Ich habe Mary versprochen, dass ich die Salbe auftrage.“
„Oh.“ Die bloße Vorstellung trieb ihr abermals das Blut in die Wangen. „Das ist nicht notwenig, Mylord. Das kann ich selbst tun.“
Er bemerkte ihre flehende Miene und schien schon nachgeben zu wollen, ehe er seufzend den Kopf schüttelte. „Ihr mögt Euch die Vorderseite einreiben können, nicht aber den Rücken. Dreht Euch um, ich mache das. Den Rest überlasse ich Euch“, schlug er vor.
Helen zögerte, erkannte jedoch, dass ihr nichts anderes übrig blieb. Also kehrte sie ihm ihren nur dürftig bedeckten Rücken zu und spürte seinen Blick über ihre so gut wie hüllenlose Haut wandern. Wie erstarrt wartete sie darauf, seine Finger zu fühlen.
14. Kapitel
Zögernd ließ Hethe den Blick über den Leib seiner
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