Im Bett mit einem Highlander
Standpauke schien er zu genießen, vor allem, wenn sie ihr galt.
„Ihr seid das aufmüpfigste Wesen, das mir zu meinem Pech je untergekommen ist“, blaffte er. „Ich befehle Euch, nicht zu sterben, auch wenn Ihr fest entschlossen seid, genau das zu tun. Wo ist die Löwin hin, die meinen Sohn beschützt hat? Sie hätte niemals aufgegeben!“
Mairin runzelte die Stirn ob dieser Schmähung. Sich derart schändlich zu verhalten, wenn sie krank war und im Sterben lag, war ja so typisch für ihn. Er tat gerade so, als habe sie das Gift absichtlich geschluckt.
Sie hörte ihn leise lachen.
„Nay, Mädchen, krank mögt Ihr sein, aber sterben werdet Ihr nicht. Dieses eine Mal werdet Ihr gefälligst tun, was ich sage, oder bei Gott, ich lege Euch übers Knie.“
Mairin bedachte ihn mit einem bösen Blick. Zumindest glaubte sie das. Die Kammer um sie her schien noch immer in Dunkel gehüllt, und ihr war, als habe ihr jemand Steine auf die Lider gelegt. Furcht packte sie. Womöglich bereitete man sie gerade auf ihre Beerdigung vor. Legte man den Toten nicht Steine auf die Augenlider, damit diese geschlossen blieben? Oder waren es Münzen? Ganz gleich - sie wollte nicht sterben.
„Schhh, Mairin“, machte Ewan beschwichtigend. „Öffnet die Augen. Ihr könnt es, für mich. Niemand beerdigt Euch, ich schwöre es. Öffnet die Augen, und schaut mich an. Lasst mich Eure wunderschönen blauen Augen sehen.“
Es kostete sie all ihre Kraft, die Augen einen Spaltbreit aufzuzwingen. Als das Sonnenlicht ihr wie ein Messer in den Schädel fuhr, zuckte sie zusammen und schloss die Lider prompt wieder.
„Verhängt das Fenster“, rief Ewan.
Abermals runzelte Mairin die Stirn. Zu wem sprach er da? Es schien zur Gewohnheit zu werden, dass sie Gäste in ihrem Schlafgemach hatten.
Wieder hörte sie leises Lachen. Als sie die Augen erneut aufschlug, erspähte sie eine Gestalt, die Ewan sein mochte oder auch nicht. Angestrengt blinzelte sie und erblickte Alaric und Caelen, die vor dem nunmehr verhängten Fenster standen.
„Wie gut, dass Ihr zurück seid, Alaric“, murmelte sie. „Ewan wird Euch für die Beisetzung brauchen.“
Alaric fixierte sie finster. „Wessen Beisetzung?“
„Meine.“ Sie versuchte, den Kopf zu heben, stellte jedoch fest, dass sie so schwach war wie ein neugeborenes Kätzchen.
Caelen lachte, und Mairin drehte den Kopf und warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Da gibt es nichts zu lachen“, tadelte sie. „Ewan wäre gar nicht glücklich, wenn ich sterben würde.“ „Weshalb Ihr nichts dergleichen unternehmen werdet“, erwiderte Ewan.
Wieder wandte sie sich ihrem Ehemann zu und war erstaunt, ihn derart ... verhärmt zu sehen. Sein Haar war struppig, die Augen gerötet, und um sein Kinn sprossen Bartstoppeln, die mehrere Tage alt sein mussten.
„Ich bin Euch ja so ergeben, Gemahl. Wenn Ihr mir befehlt, nicht zu sterben, werde ich mich dieser Weisung natürlich nicht entziehen.“
Ewan lächelte auf sie herab, und so viel Erleichterung stand ihm ins Gesicht geschrieben, dass es Mairin den Atem verschlug. „Lügen ist eine Sünde, Frau, aber ich bin überzeugt, dass Gott und ich Euch diese eine Unwahrheit nachsehen können.“
Sie protestierte. „Aber ich versuche doch, Euch ergeben zu sein.“
„Stimmt, es war wirklich zuvorkommend von Euch, nicht zu sterben und somit dieses eine Mal meinem Geheiß Folge zu leisten. Es beglückt mich so sehr, dass ich glatt erwäge, Euch nicht anzubrüllen, wenn es Euch demnächst wieder einmal an Ergebenheit mangelt.“
„Komplett närrisch, alle beide“, brummte Caelen.
Alaric trat ans Bett und drückte Mairin die Hand. „Willkommen zurück im Reich der Lebenden, kleine Schwester. Ihr habt uns einen gehörigen Schrecken eingejagt.“
Mairin fasste sich an den Magen. „Ich spüre nichts mehr. Wie seltsam, ich habe Hunger.“
Ewan lachte, beugte sich vor und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. Es war ein langer Kuss. Sie spürte, dass seine Lippen bebten, und als er den Kopf hob, strich er ihr sanft übers Haar. „Tatsächlich, Ihr müsst dem Hungertod nahe sein“, sagte er. „Ihr habt drei Tage lang im Bett gelegen, und am ersten habt Ihr Euren Magen vollständig entleert.“
„Drei Tage?“, rief sie, aufrichtig entsetzt.
„Aye, drei Tage.“ Ewan klang wieder ernst, und die Furchen in seinem Gesicht traten abermals hervor. Er wirkte ... erschöpft.
Mairin hob die Hand, fuhr die Linien auf seiner Stirn nach und strich ihm über die
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