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Im Bett mit

Im Bett mit

Titel: Im Bett mit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Fuerstauer
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»Er ist ein sehr guter Dompteur für Eichhörnchen. Der Käfig ist reizend, und die Tür immer offen. Er hat mir sehr schönes Eichhörnchenspielzeug gegeben […].« Doch das »Eichhörnchen« wurde allmählich erwachsen, und es wurde immer deutlicher, dass das Paar sich auseinandergelebt hatte. Man vereinbarte Gütertrennung und erhob gegenseitig Anspruch auf alle möglichen erotischen Freiheiten, vor allem auch die im Ehebett. Willy, der nach wie vor von jungen Mädchen entzückt war, machte kein Hehl daraus, dass er diese bei sich bietenden Gelegenheiten in sein Bett einlud, wenn Mme. Willy ihrerseits in die Betten ihrer lesbischen oder bisexuellen Freundinnen schlüpfte. Unter ihren Bettgefährtinnen befanden sich unter anderem exzentrische Damen aus der Verwandtschaft Napoleons III. Oft spielten sich ihre Bettbeziehungen in Künstlerkreisen ab, und nicht selten mutierten sie zu einer Menage à trois, bei der jeder der Beteiligten auf seine Rechnung zu kommen schien. Kurz, die Willys und ihr Freundeskreis tummelten sich inmitten einer durchaus bürgerlichen Umgebung so freizügig, dass man zwar allerorts Skandal! tuschelte, sie aber nichtsdestoweniger doch akzeptierte.
    Lesbische Frauenfreundschaften wurden für Colette immer wichtiger, und sie verbrachte viel Zeit in den Villen ihrer weiblichen Geliebten. »Ich eigne mich nicht zum Strohwitwer«, protestierte der vernachlässigte Gatte. Dass er sich in dieser Rolle ausgiebig trösten ließ, verstand sich von selbst. Colette versuchte sich währenddessen in einer neuen Rolle. Als Schauspielerin und Tänzerin stand sie mit ihrer damaligen Geliebten, Missy, der ehemaligen Herzogin von Belbeuf, für eine Pantomime zunächst auf der Bühne eines renommierten Privatklubs und später, nachdem sich der erfolgreiche Choreograf und Schauspieler Georges Wague ihrer angenommen hatte, auch in öffentlichen Etablissements wie dem anrüchigen Moulin Rouge. Noch zögerte Colette, sich auf eine ausgedehnte Gastspieltournee einzulassen: »Ich war noch nicht soweit, das eheliche Heim zu verlassen, und die Arbeit, die ehelicher war als das Heim«, bekannte sie ihre Zweifel. Lesbische Liebe, überlegt Colette in einem ihrer Texte, sei eine Frage von Verwandtschaftlichkeit: »Die Freundin gefällt sich in der Gewissheit, einen Körper zu liebkosen, dessen Geheimnisse sie kennt und dessen Vorlieben ihr eigener Körper ihr anzeigt.« Je mehr sie sich von Willy löste, desto mehr fand sie Gefallen an ihrem Bühnenleben. Für eine Weile ging sie völlig in ihrer Rolle als Schauspielerin und Tänzerin sowie in ihrer lesbischen Beziehung zu Missy auf, die ihr Kind und Mätresse in einem war. »Der ägyptische Traum«, wie die schlüpfrige Pantomime hieß, die das Moulin Rouge zum Kochen und dessen Direktor vor den Polizeipräfekten brachte, wurde zum Skandal, und der arme Monsieur Willy, der sich unter den Zuschauern befand, musste regelrechte Prügel hinnehmen. Später unternahmen die beiden anrüchigen Damen unter der Schirmherrschaft von Wague eine Tournee an die Côte d’Azur, die vom Publikum begeistert aufgenommen wurde.
    In
La Vagabonde
verarbeitete die immer noch literarisch tätige Colette ihre Bühnen- und Betterfahrungen. Das Buch wurde zugleich eine Abrechnung mit Willy. Die Feindseligkeit, die sie ihm gegenüber empfand, trat darin deutlich zutage. Das ungleiche Paar schenkte sich nichts.
    Die Vagabundin wurde zahm, als sie, schließlich geschieden, Monsieur Henry de Jouvenel kennenlernte, seines Zeichens prominenter Zeitungsherausgeber und Chefredakteur von Le Matin, aber auch politisch engagiert, ein Umstand, der sich nicht nur auf Colettes literarische Karriere, sondern auch auf ihr Intimleben auswirkte. De Jouvenels damalige Ehefrau, mit der er zwei Söhne hatte, wurde allgemein die Pantherin genannt und drohte, sie würde Colette umbringen, als Henry sie um die Scheidung bat. Glücklicherweise ging die ersehnte Trennung dann doch ohne Mord und Totschlag über die Bühne. Dem »schönen Sidi«, wie er im Freundeskreis genannt wurde, gelang es, die Vagabundin zu zähmen. Sie verzichtete nicht nur für eine Weile auf ihre Theaterengagements, sondern wurde sogar häuslich. Geduldig übernahm sie die Rolle der Hausfrau in seinem Anwesen und war auch zu einer engen Zusammenarbeit im
Matin
bereit, wo sie ein kleines Redaktionszimmer über dem seinen innehatte. Ihren neuen Geliebten beschrieb sie in der kleinen Geschichte
Le Matou
so: »Ich bin der Kater. Ich führe das

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