Im blauen Licht der Nacht: Roman (German Edition)
defekten Verkaufsautomaten und den nutzlosen Kronleuchtern. Er stürzt den dunkel gewordenen Fahrstuhlschacht hinab und ergießt sich über das kleine Bett, den Tisch, die Stühle, die Spritze, die Flasche, die Teekanne. Graham.
Das Wasser bricht plötzlich herein, mit einer mächtigen, schnellen Strömung, wie ein Sturmwind. Die kleine Stadt verleibt sich den Fluss ein, trinkt das süße Nass, nimmt ihn in einem Zug in sich auf, versinkt in ihm.
Dann wird man von den Berghängen einen See erblicken, der sich endlos weit erstreckt – ein See, der klar ist, blau und tief. Schiffe werden über die Oberfläche gleiten und einige werden den Eindruck haben, als sei der Fluss immer so zahm gewesen, ein glänzender Spiegel am Rande einer weitläufigen Metropolis. Es wird den Anschein haben, als fände das Leben des Flusses weit oberhalb der Ufer statt. Doch die Erinnerung wird bleiben, tief in den Eingeweiden der neuen Stadt verborgen. Die Erinnerung an eine andere, ältere Stadt, unter der Wasseroberfläche be graben. Die Erinnerung an Häuser und Tempel, an gewun dene Straßen und fruchtbares Ackerland, an Fahrzeuge, die Lasten befördern, und an Boote und Menschen. Die Stadt wird nicht sichtbar sein, doch sie wird da sein, unter der Oberfläche schlummernd. Sie wird da sein wie die Erinnerung an junge Mädchen, Ehemänner und Liebhaber, ein tröstliches, unauslöschliches Wissen. Die Stadt wird nicht ein für alle Mal verschwunden sein, sondern nur warten.
Der Tag wird kühler und Wolken ziehen herauf. Der Mann kniet im Boot und beobachtet das Wasser, doch der baiji kehrt nicht zurück. Schließlich steht er auf, dreht sich zu mir und spricht. Obwohl ich seine Worte nicht verstehe, hält er offenbar nach einem Anzeichen Ausschau, dass ich es leid bin, auf den Phantomdelphin zu warten, nach einem Anzeichen von Ungeduld, das ihm sagt, es sei an der Zeit, den Weg fortzusetzen. Sein Blick schweift unschlüssig zwischen mir und dem Fluss hin und her, er wartet auf meine Reaktion. »Ich habe keine Eile«, sage ich, lehne mich zurück und bette meinen Kopf auf ein Kleiderbündel. Wasser plätschert gegen unser winziges Boot. Der Mann beugt sich über die Seite des Sampan, sein Gesicht unweit des Wassers, und plötzlich beginnt er zu rufen. Zunächst nur verlegen. Es ist ein hoher, pfeifender Laut, den er ausstößt, fast wie ein Winseln. Er blickt mich an, lacht, fordert mich mit einem Kopfnicken auf einzustimmen. Es ist nicht leicht, den Laut nachzuahmen, doch ich gebe mir Mühe. Und so vergeht der Nachmittag: zwei Fremde, die mit unzureichender Stimme versuchen, etwas aus der Tiefe heraufzuholen.
Dank
Mein Dank geht an Hedgebrook, für die Zeit und den Freiraum zu schreiben; Mr. King Yiu für die Wohnung in Beijing; Doug Stewart und Jay Phelan für die guten Ratschläge; Wiggins für die Affengeschichte; und Bill U’Ren, Wade Williams und Tracy Singer, die mich auf jede er denkliche Weise inspiriert haben. Danken möchte ich auch meinen Eltern und meinen Schwestern Monica und Misty. Und nicht zu vergessen den Mitarbeitern von MacAda m /Cage, insbesondere Pat Walsh und David Poindexter, ebenso Sonny Brewer und Frank Turner Hollon, die den Kontakt herstellten.
Und natürlich danke ich Kevin, dessen Fingerabdrücke sich auf jeder Seite befinden.
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