Im Falle einer Falle
Wenn Sie ihnen nie weh getan haben, ist doch alles okay.«
»So meine ich es nicht. Ich wollte sagen, daß ein Mann zuweilen über die Stränge schlägt, daß er Sachen macht, über die er sich später schämt. Aber er tut’s nicht absichtlich; es passiert eben.«
»Na schön, das verstehe ich. Schließlich bin ich auch ein
Mann, wenn auch ein unverheirateter. Aber wenn Sie mich fragen, gibt’s für Sie nur eins: Sie müssen Daphne die fünftausend Dollar zahlen.«
»Ach was, so wie ich die Dinge sehe, schulde ich ihr keinen Cent. Sie wußte ja, worauf sie sich einließ.«
»Erzählen Sie doch keine Märchen. Sie haben sie hereingelegt. Daphne hatte keine Ahnung, daß Sie bereits verheiratet waren, und sie war zu weichherzig und zu gutmütig, um Sie anzuzeigen. Aber als Sie den großen Totogewinn machten, mußte ihr ja das gemeinsame Bankkonto einfallen, daß Sie einkasssierten, bevor Sie sich verkrümelten.«
»Es waren nur an die elfhundert Dollar darauf, und die kann sie zurückhaben. Ich wollte sie ihr sowieso wiedergeben. Ich war damals knapp bei Kasse und — na ja, ich hob das Geld ab, weil ich’s brauchte, aber ich wollte auch verhindern, daß sie’s dazu benutzte, um — um...«
»Um was?«
»Um einen gottverdammten Privatschnüffler zu engagieren.«
»Aber jetzt hat sie einen gottverdammten Privatschnüffler engagiert, und der Spaß kostet Sie mindestens fünftausend Piepen.«
»Daraus wird nichts, Freundchen. Sie haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht.«
»Wie Sie wollen. Sie können...«
Ein Polizeiauto kam die Straße herauf und hielt neben uns, Frank Sellers, eine verhältnismäßig frische Zigarre im Mundwinkel, stieg aus, latschte um den Wagen herum und beäugte uns umschichtig.
»Hallo, halbe Portion«, sagte er, »Sie haben uns ganz schön durch die Gegend gehetzt. Jetzt würde mich interessieren, was Sie hier treiben.«
Der Sergeant zeigte Farley seinen Ausweis. »Wie heißen Sie?«
»Was soll das Ganze eigentlich?« fragte Farley erbost.
»Wie heißen Sie?« wiederholte Sellers ungerührt. »Und
versuchen Sie erst gar nicht, sich ein Alias auszudenken. Wir kriegen’s ja doch heraus.«
»Dennison Farley. «
»Wie lange kennen Sie Donald Lam schon?«
»Seh’ ihn heute zum erstenmal.«
»Was will er von Ihnen?«
»Das ist eine Privatangelegenheit.«
»Ich hab’ Sie gefragt, was er von Ihnen will.«
Farley zögerte.
Eine sehr gutaussehende Frau tauchte an der Tür von Farleys Haus auf und betrachtete verwundert das lebende Bild: Farley in meinem Wagen, das Polizeiauto daneben und im Vordergrund Sergeant Sellers mit seinem Nußknackergesicht. Sie wollte etwas sagen, verkniff es sich aber, machte eine Bewegung, als wollte sie ins Haus zurückgehen, trat jedoch statt dessen auf die Veranda hinaus und beobachtete uns.
»Na?« sagte Sellers.
»Der Bursche ist Privatdetektiv«, sagte Farley. »Er versucht bei mir Geld einzutreiben für eine Puppe, mit der ich vor ein paar Monaten im mittleren Westen eine Affäre hatte.«
»Wie heißt sie?« fragte Sellers.
»Das ist doch ganz unerheblich. Ich...«
»Wie sie heißt, will ich wissen«, fauchte Sellers.
»Daphne Creston.«
»Also, da soll mich doch der Teufel holen«, murmelte Sellers.
»Was der Bursche sich da geleistet hat, grenzte an Erpressung«, fügte Farley hinzu.
»Hab’ ich Ihnen vielleicht gedroht?« erkundigte ich mich.
»Sie haben was von Schwierigkeiten gesagt.«
»Sagte ich das?« Ich überlegte. »Kommt mir eigentlich nicht so vor. Den Ärger haben Sie sich selbst eingebrockt. Hab’ ich sonst noch was gesagt?«
»Nun — nein.«
»Hab’ ich Ihnen mit einer Anzeige gedroht, falls Sie nicht richtig spuren?«
»Sie haben irgend so was angedeutet, glaube ich.«
»Vergessen Sie’s. Ich will Sie weder einschüchtern noch unter Druck setzen. Ich vertrete lediglich die Interessen einer Frau, die gegen Sie eine absolut berechtigte Forderung hat, und wenn Sie auch nur ein Fünkchen Anstand besitzen, dann werden Sie zahlen, und zwar ohne lange Fisimatenten. Zwingen kann ich Sie aber nicht dazu. Andererseits kann ich Ihnen auch nicht versprechen, daß Sie ungeschoren davonkommen, falls Sie Daphnes Forderung anerkennen. Die Entscheidung darüber liegt nicht bei mir.«
»Also, würde mir jetzt einer von euch zweien freundlicherweise verraten, worum es eigentlich geht?« fragte Sellers.
»Bloß um eine kleine familiäre Kalamität, Sergeant«, antwortete ich.
Farley zog ein Scheckheft aus der Tasche.
Weitere Kostenlose Bücher