Im fernen Tal der Hoffnung
» Komm, Bullet.« Sie freute sich nicht darauf, nach Hause zurückzukehren, und sie nahm Anthony übel, dass er ihr das Gefühl vermittelt hatte, in ihrem eigenen Zuhause nicht willkommen zu sein. Sie rieb sich über die Schienbeine. Hoffentlich wurde es bald Frühling und die Tage wieder länger. Der Winter war streng dieses Jahr, mit beiÃenden Winden und starkem Frost. Das ganze Land schien vor Kälte erstarrt zu sein.
Kopfschüttelnd ging sie zum Haus. Was für ein Drama mochte wohl vor Jahren auf Boxerâs Plains geschehen sein? Wie sollte sie jemals erfahren, ob Toby überhaupt die Wahrheit gesagt hatte? Bei den meisten Buschgeschichten verschwammen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion, und meistens gab es auch keinen mehr, den man fragen konnte. Aber andererseits passte Tobys Geschichte zu der Haltung ihres Vaters und Frank Michaels, was Boxerâs Plains anging. Keiner von beiden hatte die Landentwicklung dort für eine gute Idee gehalten, aber anscheinend hatte das mit landwirtschaftlichen Gründen nichts zu tun. Dann fielen ihr die Bücher der Farm ein, die Angus vor Jahren weggepackt hatte. Irgendwo gab es eine Metalltruhe. Rasch lief Sarah auf das Farmhaus zu. Die Lichter waren an. Die Wintersonne war bereits gesunken, und der mondlose Abend war dunkel. Die Kälte drang durch Sarahs Stiefel. Kurz dachte sie an das Geschäft mit Edward Truss heute Nachmittag und an die beruhigende Stille der friedlichen Landschaft.
Nach ihrer nächsten Reise nach Sydney, wenn sie wieder mehr Zeit hatte, würde sie nach Boxerâs Plains reiten und nachsehen, ob es dort mitten auf dem Hügel tatsächlich ein verfallenes Haus gab.
Sarah öffnete die Hintertür und holte die Hammelkeule aus dem Kühlschrank. Es war immer noch reichlich Fleisch daran, und Bullet tanzte in Erwartung seiner Mahlzeit aufgeregt um sie herum, als sie mit dem Knochen zum Fleischhaus ging. Die Fliegengittertür quietschte in den Angeln, als sie eintrat. Sie legte den Knochen auf den massiven hölzernen Schneideblock, nahm das Spaltmesser zur Hand und durchtrennte den Knochen in der Mitte. » Presto! Essen, Bullet!« Eine Hälfte warf sie auf den Betonweg und spülte den Block mit eisigem Wasser aus dem Gartenschlauch ab. Bullet wartete geduldig, bis sie fertig war. » Frettchen?« Matts Hund kam steifbeinig den Weg entlanggetrottet. Die Kälte machte ihn noch langsamer als sonst. Er schnüffelte an dem Knochen und nahm ihn dann zwischen die Zähne. Bullet packte seine Hälfte ebenfalls, und die beiden Hunde begaben sich gemeinsam zu ihrem Platz im Schutz des Wassertanks. Die Knochen knackten, als sie sich darüber hermachten.
» Kommst du mit hinein oder bleibst du hier drauÃen?«
Sarah drehte den Schlauch ab und lieà ihn auf den Betonboden neben dem Fleischhaus fallen.
Anthony saà am Küchentisch, eine halb getrunkene Dose Bier in der Hand. Links von ihm standen vier leere Dosen. Sarah machte den Mund auf, um etwas zu sagen, aber Anthony schüttelte den Kopf und hob die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen.
» Das ist nicht besonders demokratisch, Anthony«, sagte Sarah und zog ihren dicken blauen Pullover aus. Es war heià in der Küche. Im alten Herd brannte ein Feuer, und er war schon so überhitzt, dass er Rauchwolken ausstieÃ. Sie war erst heute Morgen von der Küste zurückgekommen, und Anthony hatte bisher kaum mit ihr geredet.
» Das ist meine Zusammenfassung der Ereignisse.«
» Na toll.« Sarah setzte sich an den Tisch und rieb sich die Hände, damit sie warm wurden. Anthony hatte noch nie viel Alkohol vertragen.
» Ich habe auf dich gewartet, nachdem Cameron gestorben war, habe auf dich gewartet, nachdem du deine Verlobung mit Jeremy gelöst hast. Und zum Teufel, ich warte immer noch darauf, dass du mich heiratest.« Er trank einen Schluck Bier und stellte die Dose auf den Tisch, als ob es auf einmal widerlich schmecken würde. » Dein Vater und ich haben gewartet, dass du über Angusâ Tod hinwegkommst und dann«, Anthony schnippte mit den Fingern, » tata, plötzlich findest du, du bist nicht genug ins Management von Wangallon involviert, plötzlich entscheidest du, du willst die Leitung übernehmen.« Anthony sammelte die Bierdosen ein und warf sie polternd in das Spülbecken. » Aber es kommt noch besser. » Da der arme alte Anthony ja weiÃ, dass
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