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Im fernen Tal der Hoffnung

Im fernen Tal der Hoffnung

Titel: Im fernen Tal der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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sich auf seinen Schoß gesetzt und ihn geküsst hatte. Es waren zwar nur wenige Minuten gewesen, aber er hatte es genossen. Er tastete nach seiner Brieftasche, fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und blickte zum Haus. Die Lampe über dem Eingang war an, und der Duft des Rauchs aus dem alten Holzofen hing in der Luft. Vergiss Anastasia, murmelte er leise. Wenn er die Sache noch weiter treiben würde, würde er vor Schuldgefühlen umkommen. Es war einfach nicht richtig. Man musste eine Beziehung beenden, bevor man etwas anderes anfing, und wenn es nur ein Flirt war.
    Es wurde kalt, als er zu den Arbeitsschuppen ging, und der Südwind wurde stärker. Matt hatte er heute den ganzen Tag über nicht gesehen. Vermutlich hatte er eine Frau zu Besuch. Das hatte gerade noch gefehlt. Eine Frau, die Wangallons Routine durcheinander brachte. Nun, er würde sich das eine Woche lang anschauen, und vielleicht bot es ihm ja den Vorwand, den er brauchte, um den Mann zu feuern. Draußen im Westen segelte eine rosige Wolke in Pfeilform auf den Horizont zu. Wenn er abends zu lange drinnen eingesperrt war, bekam er schlechte Laune; vor allem, wenn er allein war. Irgendwie wirkte das Haus heute nicht so einladend wie sonst, wenn Sarah weg war. Na ja, es war besser, er hielt sich draußen auf. Sein Blick fiel auf sein Motorrad. Er zog die Handschuhe aus der Tasche, startete die Yamaha und fuhr los.
    Er wusste nicht genau, wo er eigentlich hinwollte. Die Freiheit fühlte sich großartig an, und die eisige Luft weckte seine Lebensgeister. Bald ließ die dämpfende Wirkung des Biers nach, und er richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf die Piste. Noch war es ja hell, sagte er sich, da konnte eine kleine Ausfahrt nicht schaden. Das Gatter an der westlichen Grenze stand offen und das nächste auch. Anthony fluchte leise. » Dieser verdammte Toby«, murmelte er, als er einen Kuhfladen auf dem Weg sah. Anscheinend hatte Toby mal wieder vergessen, die Gatter zu schließen. » Typisch«, sagte Anthony laut. » Er ist bestimmt schon bei seiner Frau.«
    Da es mittlerweile schnell dunkel wurde, überlegte Anthony, ob er zur Farm zurückfahren und das Motorrad gegen den Landcruiser eintauschen sollte. Er hielt mitten auf der Straße an. Der Abendstern war schon aufgegangen, und er wollte sich lieber jetzt vergewissern, dass das Vieh sicher auf den jeweiligen Weiden stand. Er schaltete die Scheinwerfer des Motorrads ein. Schließlich wartete ja niemand auf ihn zu Hause. Als er weiterfuhr, merkte Anthony nicht, dass seine Brieftasche ihm aus der Tasche gefallen war.
    Eine halbe Stunde später erreichte er den Wangallon River. An der Brücke hielt er an. Jetzt standen schon mehr Sterne am Himmel. Er stützte sich auf einem Bein ab. In der Dunkelheit hinter der Brücke blitzte rot-weißes Fell auf. Anthony rieb seine behandschuhten Hände. » Ich habe dich gesehen.« Er überquerte die Brücke, und obwohl ihm sein Verstand sagte, er solle besser umkehren, fuhr er weiter durch das dichte Gehölz am Ufer.
    Nachts wirkte das Land ganz anders. Man konnte sich leicht verirren, denn die Dunkelheit und die Tiefe der Landschaft verzerrten Distanzen und Objekte. Zugleich war es aber auch faszinierend, in der dunklen Landschaft unterwegs zu sein. Anthony bremste und schaltete die Zündung aus. Er drehte den Lenker nach rechts und links, und der Scheinwerferstrahl durchschnitt den Busch. Das Licht fiel auf Kaninchen, Ameisenhügel und eine schwarze Sau mit vier Frischlingen, die brav hinter ihrer Mutter hertrotteten. Rechts hörte er das vertraute Stampfen schwerer Körper, die sich durch das Unterholz schoben. Allein dafür hatte sich die Fahrt schon gelohnt, denn das waren Kühe. Matt und Jack würden morgen früh hierhin müssen, um den Block noch einmal zu mustern, und dann konnten sie den Experten Toby Williams ja auffordern, die verloren gegangenen Rinder zu suchen. Anthony konnte nur hoffen, dass sich keine Bullen befreit hatten.
    Er startete das Motorrad wieder, fuhr an Kängurus vorbei, an einer Kuh, die am Straßenrand lag, und einer Eule, die auf einem Ast hockte. Sein abendliches Abenteuer gefiel Anthony so gut, dass er auch noch um das frisch gerodete Feld herum fuhr. Er gab Gas und beugte sich über den Lenker in den Wind. Von der Kälte tränten ihm die Augen, und seine Ohrläppchen wurden ganz gefühllos. Der Boden war schwer und feucht,

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